Literaturnobelpreis

ADAS (MA Folk)
Geka (Gesang, Laute/Gitarre, Harfe, Bodhran) - Steffi (Gesang, Bouzouki, Low Whistle, Laute/Gitarre) - Delia (Gitarre, Waldzither, Gesang) - Andi (Querflöte, Cajon, Darabuka, Davul) - Jessy (Geige, Viola)

Der mittelalterliche Musiksektor ist überlaufen und kommt neuerdings enorm martialisch daher, die Elfen von ADAS versprühen ihren Spielwitz dagegen mit reichlich Heavenly Voices. Durchdachte Texte, deren Geschichten des Öfteren fesseln, werden begleitet von einer klassisch angehauchten, altertümlichen Musik, welche sich sowohl in Irland wie in Spanien heimisch finden könnte. (andreas)
www.myspace.com/adasmusik


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Review "Gezeiten" lesen



Stellt euch doch als erstes mal vor?
Hallo, wir sind Adas, das kommt aus dem Spanischen und bedeutet Feen. Wir machen seit 2004 Musik in dieser Besetzung und haben gerade unser erstes Album "Gezeiten" aufgenommen.



Ist es problematisch, als reine Frauenband Fuß zu fassen?
Bis jetzt hatten wir keine Probleme aufgrund unseres Geschlechtes. So mittelalterlich ist die Mittelalterszene dann doch nicht :-)
Wir sind immer sehr nett und ritterlich von sämtlichen männlichen Kollegen und Veranstaltern behandelt worden.



Wenn man sich eure Musik zu Gemüte führt, ist nicht unbedingt das MA, sondern eher der Folk oder die Heavanly Voices Bewegung zu hören. Mit welcher Beschreibung fühlt ihr euch wohl.
Elvenfolk.



Wo besteht eigentlich der Unterschied zwischen Feen und Elfen?
Elfen ist der Überbegriff für alle menschenähnlichen Naturwesen, und Feen sind eine weibliche Unterart davon, die sich um die Natur kümmern, z.B. darum, dass die Blumen sich morgens öffnen, dass die Blätter im Herbst herunterfallen und eben auch, dass es die Gezeiten gibt.



Könnt ihr ein wenig zur Entstehungsgeschichte von "Gezeiten" erzählen?
Das war wie eine Fügung. Wir hatten schon länger mit dem Gedanken gespielt, ein Studioalbum aufzunehmen, und wie es der Zufall wollte, haben wir Hubsi Widmann bei Aufnahmen für einen Sampler kennengelernt. Dabei hat er uns angeboten, gemeinsam ein Album aufzunehmen und schon standen wir bei ihm im Studio und spielten fleißig Songs ein.
Das war zum einen harte Arbeit, neben dem Studium und dem Job ein so aufwendiges Projekt zu unternehmen, zum anderen aber vor allem eine tolle Zeit, die fast zu schnell wieder vorbei war - auch wenn wir natürlich froh und stolz waren, nach 9 Monaten endlich "unser Baby zur Welt gebracht zu haben".
Richtig Spaß gemacht haben auch die Fotoshootings für unser Booklet - das Unterwassershooting in Bad Tölz und die Feenfotos im Würmthaler Wald.







"Gezeiten" beinhaltet reichlich Songs über das "Wasser". Wie das Feuer hat auch das Wasser negative Seiten, gilt aber auch als Hauptgrundlage des Lebens. Was macht die Faszination dieses Elementes aus?
Du sagst es eigentlich schon in deiner Frage: Wasser ist unverzichtbar und schließlich besteht Erde und auch Mensch aus etwas 70 % davon. Was liegt also näher als über Wasser zu schreiben? :-)
Nein im Ernst, natürlich hat Wasser für uns eine tiefere Bedeutung: Gerade die Widersprüchlichkeit dieses Elementes fasziniert uns, wie es einerseits lebenswichtig ist und andererseits auch Leben zerstören kann. Wir singen ja in "City of Is" davon, wie eine Stadt im Wasser versinkt und natürlich handelt es sich dabei um Fiktion, aber auch in der Realität sind Katastrophen durch Wasser gerade in den letzten Jahren wieder sehr aktuell durch Tsunamis und Hochwasserunglücke.
Ein weiterer für uns wichtiger Aspekt des Wasser ist der des ewigen Kreislaufes. Diesen Aspekt verbinden wir sehr stark mit der Bedeutung, die Folk-Musik für uns hat: So wie Ebbe und Flut immer da sind, immer wiederkehren, so verhält es sich auch mit den Folk-Einflüssen, die schon immer da waren und immer wiederkehren, und obwohl es sich größtenteils um "das gleiche Wasser" handelt, mischen sich immer neue (Ein-)Flüsse hinein, neue Strömungen entstehen, vermischen sich, fließen auseinander und etwas Neues entsteht. Das ist für uns das schöne am Folk.



In "Lullaby" vertont ihr das Schlaflied der Elfen. Welche Bedeutung hat dieser Song, außer dass es das erste Lied war, was ihr selbst geschrieben habt?
"
Lullaby" ist so etwas wie unsere persönliche Hymne geworden. Der Song existiert schon seit 8 Jahren, aber wir spielen ihn immer wieder gerne und durften auch noch nie eine Bühne verlassen, ohne ihn zum Besten gegeben haben. Außerdem zeigt der Song seine beabsichtigte Wirkung: Delias kleiner Neffe z.B. schläft immer zu diesem Song ein.



Während Bands eher "Das Siegen" in ihren Songs verewigen, widmet ihr euch einer fatalen Niederlage Schottlands in "Culloden's Harvest". Was berührt euch an dieser Geschichte?
Der Erfolg eines Sieges währt meistens nicht annähernd so lange wie die verheerenden Auswirkungen einer Niederlage. Die Schlacht von Culloden ist ein sehr dunkles und trauriges Kapitel in der schottischen Geschichte, in dem nicht nur viele Menschen starben, sondern auch der Traum eines unabhängigen Schottlands. Faszinierend ist in diesem Lied, wie diese Zerstörung ausgedrückt wird: das Bild der schwarzen Ernte, niedergebrannt vom Feind, ist für uns persönlich ein sehr mächtiges.



Genial ist es, dass ihr dem Hörer quasi ein Begleitbuch an die Hand legt, worüber eure Songs handeln. Warum habt ihr dafür entschieden?
Die Geschichten, die wir erzählen, sind für uns fast genauso wichtig, wie die Musik an sich. Bei zweieinhalb Literaturstudentinnen in der Band ist das auch nicht verwunderlich und auch wenn Andi, die die Gestaltung des Booklets übernommen hat, schon das eine oder andere Mal gescherzt hat, dass wir wohl einen Literaturpreis gewinnen wollen, war es doch für uns alle wichtig, dass diejenigen, die unsere CD kaufen, kein lieblos dahingeworfenes 4-Seiten-Booklet bekommen, sondern auch wirklich erfahren, wovon unsere Songs handeln.
Deshalb haben wir auch sehr intensiv an den Übersetzungen der Songtexte gearbeitet, damit sie selbst auf Deutsch wie Verse zu lesen sind und so ihre Magie behalten. Und ehe wir uns versahen waren 24 Seiten damit gefüllt.



Die Instrumente sind alle perfekt gespielt. Gibt es Schweiß, der in bestimmten Schulen gelassen wurde?
Wir haben alle klassische Ausbildungen hinter uns, Delia, Steffi und Geka an klassischer und Flamenco-Gitarre, Jessy an Geige, Kontrabass, und Bratsche, Andi an der Querflöte und Percussion. Viele andere Instrumente, gerade die mittelalterlichen, haben wir uns dann selbst beigebracht und durch Fortbildungen, wie zum Beispiel Bodrhán-Workshops in Cork/Irland, verbessert. Steffi und Geka haben außerdem eine Gesangsausbildung bei Yoshihita Kinoshita und Sandrina Sedona.



Neben eigenen Songs gibt es auch Vertonungen von Shakespeare, Vogelweide und auch Traditionals. Nach welchen Kriterien sucht ihr diese Songs aus?
Uns ist wichtig, dass unsere Songs Geschichten erzählen, die berühren - uns und andere. Das sind teilweise traurige Geschichten wie in Culloden's Harvest, gruselige wie in A Lavandeira, wo es um den Fluch einer Waschfrau geht, sehr alte, mythische Erzählungen wie die erste Erdbeschreibung in deutscher Sprache in Merigarto oder die Geschichte der Entstehung der Runen in Runatal, aber auch fröhliche wie in The Legend of Knockgrafton, wo ein Korbflechter von seinem Buckel befreit wird, weil er so schön mit den Elfen singt.
Weitere Kriterien, wie z.B. alle Texte müssen auf Englisch oder Spanisch sein, gibt es bei uns nicht - im Gegenteil, diese Geschichten stammen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen und literarischen Traditionen und haben deshalb auch jede ihren eigenen Reiz. So kommt es auch, dass wir auf dem Album Songs in insgesamt 8 verschiedenen Sprachen singen.



Ungewöhnlich ist die Verschmelzung von irischer und spanischer Folklore, wo liegen bei euch die Grundstöcke, diese unterschiedlichen Richtungen zu vereinen?
Der Spanischen Kultur sind wir besonders nahe, weil Stefanía und Geka Halbspanierinnen sind. Die Kulturen Irlands und Spaniens haben gemeinsame Wurzeln, nämlich die keltischen. Deshalb spielt man vor allem im Norden Spaniens z.B. auch Dudelsack. Es gibt sogar eine Legende, die besagt, Spanien und Irland seien unter dem Meer miteinander verbunden, und auf diesem gemeinsamen Land träfe man sich, um gemeinsam Musik zu machen. Und Du weißt ja, wie das mit solchen Geschichten ist, ein Funken Wahrheit steckt immer drin!







In Zeiten des Downloads muß man einfach auf die "Verpackung" (Geniales, reich bebildertes Digi-Pack) kommen. Welche Bedeutung hat sie und wie finanziert man dergleichen?
Unser erstes Album ist für uns natürlich etwas ganz Besonderes, daher wollten wir an der Verpackung auf keinen Fall sparen. Vielleicht achten wir als Frauen mehr auf solche Kleinigkeiten und "brauchen" dann auch unbedingt die Silberschrift und Verzierungen und Schnörkeleien, aber unsere erste CD sollte schon wirklich toll aussehen und der Musik darin angemessen sein. Zum Glück haben wir ja mit Andi eine Mediengestalterin in der Band, die alle unsere Ideen umsetzen konnte, so dass wir das Booklet und das Digipack selbst gestalten und "nur" den Druck bezahlen mussten.



Wäre es nicht logisch, anhand des Titels eher mehr blau als grün zu benutzen?
Eigentlich nicht. Ein Meer weist so viele Farbreflexionen auf, von dunklem Blau, manchmal fast Schwarz, über Türkis bis hin ins Grünliche, wir haben versucht, all diese Facetten auch in unser Booklet zu bringen. Grün drückt außerdem immer Naturverbundenheit aus, ist eine typische Feenfarbe und außerdem auch die Farbe Irlands - denn wir haben ja auch viele irische/keltische Einflüsse. Das ganze garniert mit etwas silbernem Feenstaub - genauso haben wir uns das immer vorgestellt.



Wo wird man Adas live sehen können und was dürfen die Leute erwarten?
Wir haben dieses und nächstes Jahr viele Termine auf Mittelaltermärkten in ganz Deutschland, auch einige Auftritte in Österreich, Tschechien, Schweiz und Spanien. Und von Feen erwartet man sich nichts, man wünscht sich was - und wir werden uns dann bemühen, diese Wünsche zu erfüllen :-)



Eure Ziele für die Zukunft?
Weiterhin Spaß an der Musik zu haben. Der Rest ergibt sich dann hoffentlich von alleine.




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