MORTEMIA :: Balance-Akt zwischen Metal und Klassik
Stil: Orchestral Gothic Metal - Review zu "Misere Mortem" lesen
Bandmitglieder: Morten Veland


Tristania, Sirenia und jetzt MORTEMIA. Morten Veland prägt seit vielen vielen Jahren die Gothic Metal Szene als Songschreiber genannter Bands. Nun hat er ein Soloprojekt ins Leben gerufen, dessen erstes Album nun erhältlich ist. Natürlich dreht sich wieder alles um Gothic Metal, dieses Mal aber alles etwas bombastischer mit mehr Chören und mehr Klassik, aber auch nicht zu weit weg von seinen bisherigen Bands. Details zu seinem Soloalbum verriet Morten per Mail. (eller)
www.myspace.com/mortemiano



Wieso hast du ich entschieden, MORTEMIA zu gründen?
Vor ein paar Jahren wollte ich SIRENIA in eine melodischere Richtung bringen. Ich habe immer viel Musik aus verschiedenen Genres komponiert und habe eine Menge Ideen, die nicht mehr zum Musikkonzept von SIRENIA passen. So wurde ich mit zwei Optionen konfrontiert, entweder diese Ideen wegwerfen, oder ein neues Projekt machen, wo ich sie verwirklichen kann. Ich dachte mir, dass viele der Kompositionen viel zu gut sind, um sie unvollendet zu lassen und so entschied ich mich, MORTEMIA zu gründen.

Ich begann mit all den Ideen zu arbeiten, die nicht mehr zu SIRENIA passten. Sie waren einfach zu komplex, zu hart oder hatten nicht mehr die passende musikalische Sprache. Mit MORTEMIA wollte ich Musik machen, die ein bisschen mehr zu meinen Wurzeln geht, aber zur gleichen Zeit sollte es frisch und doch anders klingen. Die orchestralen, die symphonischen und bombastischen Elemente nehmen weiterhin eine wichtige Rolle in der Musik ein. Es ist eine balancierter Abmisch von Metal und Klassik Musik. Ich habe mich früh dazu entschieden, keine weiblichen Lead-Vocals zu benutzen, da es dann zu offensichtlich nach meinen früheren Bands klingen würde. MORTEMIA's Gesangskonzept basiert auf einer Interaktion zwischen extremen Vocals und Chören. Und ich persönlich fühle, dass ich ein Projekt geschaffen habe, das anders klingt als meine anderen Bands, aber auch anders als jede andere Band da draußen im Moment. Ich habe MORTEMIA also gegründet, um mehr von meinen Musikideen auszudrücken.




Hat der Name etwas mit deinem Vornamen zu tun? ;-)
Haha, das ist eine lange Geschichte. Als ich mich nach einem Namen für dieses Projekt umsah, war das sehr schwierig. Ich entschied mich dazu, dass der Name nur aus einem Wort bestehen sollte. Ich habe einige coole Namen gefunden, aber jedes Mal, wenn ich danach gegoogelt habe, musste ich feststellen, dass sie schon benutzt werden. Das war teilweise sehr frustrierend.

Im Laufe der Jahre haben mich viele Leute Mortem statt Morten gerufen, möglicherweise nur ein Fehler ihrerseits, denke ich. Mortem ist das lateinische Wort für Tod und ich spielte damit ein bisschen herum, hängte das IA dran, um ihm einen ähnlichen Klang wie meinen beiden anderen Bands zu geben. Anfangs dachte ich, ob der Name wirklich gut genug ist, aber ich begann, ihn mehr und mehr zu mögen. Mittlerweile bin ich total glücklich damit.




Was ist - aus deiner Sicht - der Unterschied zwischen dem MORTEMIA Sound imVergleich zu SIRENIA und alten TRISTANIA?
Für mich haben SIRENIA und TRISTANIA ihren eigenen muskalischen Ausdruck. MORTEMIA's Musik klingt dunkler, extremer und komplexer im Vergleich zu SIRENIA, wo alles mehr melodisch arrangiert ist. Daneben haben beide Bands unterschiedliche Gesangskonzepte. SIRENIA basiert auf weiblichen Vocals mit zusätzlichen Growls, Chören und männlicher Stimme. Für MORTEMIA habe ich die weibliche Stimme weggelassen und das Konzept basiert - wie schon erwähnt - auf der Interaktion zwischen Growls und Chören. Die alten TRISTANIA waren ebenso auf verschiedenen Vocals aufgebaut und z.B. die Sopranstimme von Vibeke war ein wichtiger Teil des Sounds. Ich denke, das Weglassen der weiblichen Vocals bei MORTEMIA macht einen großen Unterschied zu den anderen Bands aus. Natürlich wird es immer Ähnlichkeiten in der Musik geben, wenn dieselbe Person für 3 Bands schreibt. Ich denke, dass alle 3 Bands meine Handschrift im Songwriting tragen, aber ich habe versucht, allen ein unterschiedliches Konzept und Sound zu geben.




Was ist der Grund dafür, dass es so viele Chorpassagen gibt? Hast du viele Idole in der klassischen Musik?
Chöre sind eine Form des Gesangs, die mich schon immer fasziniert hat, die bewegen etwas in mir, was keine andere Gesangsform schafft. Ich liebe es, Chorpassagen zu komponieren und zu arrangieren. Das sind wohl die Hauptgründe, warum ich hier so viele Chöre integriert habe. Ich höre wenig klassische Musik, aber ich liebe es, sie zu komponieren und mit ihr zu arbeiten und wenn sie dann mit Metal gemischt wird, dann gefällt mir das einfach.




Was für Musik hörst du so zur Zeit?
Ich höre viele verschiedene Sachen, sei es alles von Leonard Cohen und The Cardigans bis zu Dimmu Borgir und Emperor. Bei Musik bin ich sehr offen und als Songwriter sollte man das auch sein. Ich finde Qualität und Elemente, die mir gefallen, in jeder Art von Musik.




Du hast nahezu alles auf diesem Album selber gemacht. Was war das interessanteste für dich während der Produktion von "Misere Mortem"?
Ich habe alle Instrumente selber eingespielt und programmiert. Es war eine sehr nette und entspannte Art zu arbeiten. Ich habe alles im Audio Avenue Studios aufgenommen, das hier in Stavanger an der norwegischen Südwest-Küste liegt. Auf diese Weise habe ich viel Zeit alleine im Studio verbracht und konnte dadurch sehr konzentriert und effizient arbeiten. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass mir die besten Ideen kommen, wenn ich alleine arbeite.

Die einzige Hilfe, die ich bekommen habe, war vom französischen Chor, der auch die Chorparts bei SIRENIA singt. Ich denke, der interessanteste und herausfordernste Part war die technische Umsetzung mit Produktion, Aufnahme und Abmisch, da es das erste Album war, das ich selber abgemischt habe und mir niemand geholfen oder Tipps gegeben hat. Das hat mich gezwungen, diese Dinge selber zu erlernen, was mich selber sehr gestärkt hat, sowohl als Musiker als auch als Produzent. Und genau das wollte ich mit diesem Album erreichen.




Was ist das textliche Konzept auf dem Album?
Eines meiner Prinzipien von Anfang an meiner Karriere war, niemals über meine Texte und Albumtitel zu reden. Meine Philosophie war es immer, dem Hörer die Interpretation zu überlassen. Ich habe mal eine Erfahrung mit einer meiner Lieblingsbands gemacht. Ich habe ihre Lyrics gehört und für mich interpretiert. Später habe ich in einem Interview gelesen, was die Band dazu sagt, und da war ich sehr enttäuscht.

Was "Misere Mortem" betrifft, ist es wohl mein persönlichstes Album bislang. Ich schreibe über die dunklen Seiten des Lebens und versuche mich von Album zu Album dabei als Texter zu steigern.




Was war der Unterschied für dich, alleine zu komponieren statt mit/für eine Band?
Nun, um ehrlich zu sein, es ist kein großer Unterschied. Ich schreibe alles Songmaterial für MORTEMIA und das mache ich auch für SIRENIA. Normalerweise arbeite ich allein im Studio. Bei SIRENIA ist der einzige Unterschied, dass ich bedenken muss, dass die Vocals von einer Frau gesungen werden. Daher müssen die Texte da angepasst warden. Bei MORTEMIA gibt es diese Limitierungen nicht, da ich direkt alles so schreiben kann, weil ich weiß, dass ich die Texte selber singe.




Welche Bedeutung hat deine Musik für dich?
Sie bedeutet alles für mich. Sie ist mein größtest Hobby und meine Arbeite, ich stecke Stunde um Stunde in die Musik - jeden Tag. Und ich liebe jede Sekunde davon. Musik ist meine größte Quelle der Bedeutung und Vollendung, das Gefühl, das ich immer dann bekomme, wenn ich einen Song oder ein Album vollendet habe oder von der Bühne gehe nach einer großartigen Show. Da geht nichts drüber.




Willst du live spielen mit MORTEMIA?
Zur Zeit ist MORTEMIA ein Projekt, was bedeutet, dass ich zur Zeit keine anderen Musiker mit im Boot habe. Daher habe ich noch keine Tour o.ä. geplant. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Platte von der Presse und den Fans angenommen wird. Wenn alles ganz gut läuft, werde ich wohl ein Lineup zusammenstellen, um irgendwann auch live zu spielen.




Gibt es SIRENIA eigentlich noch?
SIRENIA ist stärker den je. Wir haben gerade eine Europa-Tour absolviert und gehen nun nach Südamerika und Australien gefolgt von einigen Festivals und Shows in Europa. Ich habe das Songmaterial für das nächste Album fertig. Wir werden die Aufnahmen im Sommer abschließen und das neue Album wird voraussichtlich Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres erscheinen.




Verfolgst du, wie sich deine alte Band TRISTANIA so entwickelt hat und hast du noch Kontakt zu Bandmitgliedern?
Ich bin in Kontakt mit Kenneth Olsson, Tristania's Original Drummer. Wir treffen uns manchmal wenn wir in der selben Gegend spielen, aber ich habe noch keines der letzen Alben gehört.




Einige sagen, Gothic Metal ist tot. Du hast überlebt ;-)
Wie denkst du über diese Metal-Schublade als Jemand, der diese Musik von Anfang an bis heute geprägt hat?
Für mich ist diese Art der Musik immer noch die interessanteste und faszinierendste Form des Metal, da es die ist, die am meisten mein Herz berührt. Sie reflektiert die Gefühle und Atmosphäre, zu denen ich mich hingezogen fühle. Ich habe immer noch genau soviel Spaß mit dieser Musik zu arbeiten wie zu dem Zeitpunkt in 1994, als ich damit begonnen habe. Ich weiß, dass ich noch viele weitere Jahre diese Musik machen werde. Ob das Interesse der Fans dann noch da ist, wird die Zukunft zeigen.




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