GORGOROTH :: Satanismus als Grundsatz des Daseins
Stil: Black Metal
Bandmitglieder: Pest (v), Infernus (g), Tormentor (g), Frank Watkins (b), Tomas Asklund (d)
Fotos by Christian Misje / (c) Gorgoroth/Christian Misje


Als ich im Dezember sah, dass Gorgoroth im April in Osnabrück im N8 spielen würden, war für mich klar: Da muss ich hin. Erstens gehören Gorgoroth seit Jahren zu meinen Favoriten im Black Metal. Zweitens hab ich seit längerem, vor allem seit dem aktuellen Album, Fragen die sich mir aufdrängen. Drittens dachte ich mir, dass man diese am besten in einem persönlichen Gespräch klären könne. Also machte ich mich auf den Weg nach Osnabrück, um meine Fragen direkt an Infernus, den Chef der Band, zu stellen. Was er zur Rückkehr von Pest und Tormentor in die Band, über Satanismus im Black Metal, Kreator als Einfluss und zu den anderen Fragen in einem durchweg sympathischen Gespräch sagt, könnt ihr jetzt lesen. (hendrik)
-> www.myspace.com/gorgoroth
-> Bericht vom Konzert in Osnabrück lesen



Erstmal danke für das Interview und herzlichen Glückwunsch zum neuen Album, es ist wirklich gut! Ist das die neue Richtung, die Gorgoroth von jetzt an einschlagen wird?
Das ist, was ich die letzten Jahre geschrieben habe. Ich denke nicht darüber nach, mit welchem Stil wir weitermachen, solange es sich gut anfühlt. Das ist ein Klischee, das ist mir bewusst, aber so ist es nun einmal. Im Augenblick befinden wir uns wieder in der Songwriting- und Probephase, und machen das jetzt schon seit einem halben Jahr. Die Hälfte des neuen Albums ist bereits geschrieben. Das Album wird insofern ganz anders klingen als "Quantos Possunt ad Satanitatem Trahunt"... na, du wirst abwarten müssen und es dir dann selbst anhören!




Im Lied "Rebirth" schreit Pest von der Wiedergeburt von Gorgoroth. Ist dies jetzt ein "neues" Gorgoroth für dich?
Die Antwort ist einfach: Nein.




Was bedeutet es für dich, das letzte Originalmitglied von Gorgoroth zu sein?
Das bin ich jetzt seit 15 Jahren gewohnt. So ist es eben und das ist für mich völlig in Ordnung.




Und was bedeutet es dir, Pest und Tormentor wieder in der Band zu haben?
Es ist großartig. Ich habe sie immer als Freunde und gute Typen betrachtet und sie sind offensichtliche gute Musiker, die Material beisteuern und arbeiten können. Acta non verba, Mann! Ich mochte immer beides an ihnen, ihre Persönlichkeiten und ihre Fähigkeit morgens aufzustehen - aufstehen und etwas Ordentliches machen!




Warum spielen Tormentor und Tomas Asklund nicht live mit Gorgoroth?
Tormentor spielt nicht live mit uns. Er hat sich entschieden, uns anders zu unterstützen, und ich plane ihn jetzt beim Songwriting mit ein. Asklund unterstützt uns nicht nur durch seine hervorragenden Fähigkeiten als Drummer im Studio, sondern auch als Techniker und Co-Produzent, aber er hat sich entschieden, nicht live mit uns zu spielen. Er ist nicht gerade von Menschen angetan, und außerdem hat er eine starke Abneigung gegen alles, was dem Leben des Rock-Mythos auf Tour zugeschrieben wird. Logischerweise hat er sich dann aus diesem Bereich zurück gehalten und wir mussten dann jemand anderen engagieren. Zum Glück kamen wir durch Bøddel mit Vyl in Kontakt, der uns bei den Auftritten unterstützt. Die beste aller möglichen Lösungen.




Wie kam es, dass auf den letzten beiden Alben nur ein Song aus deiner Feder stammte, wo du den Großteil der Musik vorher geschrieben hast?
Ich habe einige Alben alleine geschrieben, das ist richtig. Aber das ist nicht das Ziel an sich. Ich möchte nicht mein Ego ohne Rücksicht auf Verluste pushen, sondern gute Musik machen. Das ist es, was mich antreibt. Von Anfang an haben wir uns die meiste Zeit das Songwriting geteilt. Ich habe immer wieder Phasen, in denen die Musik, die ich schreibe, ok ist, aber nicht mehr und das reicht halt nicht. Und wenn es mir manchmal nicht vergönnt ist, Musik mit dem gewissen Extra zu schreiben, dann ist es eben so. Dann lasse ich andere Leute daran mitwirken. That's the law - es geht nur um das Produkt, was letztendlich dabei herauskommt. Sei es drum, im Moment habe ich eine gute Phase und schreibe Mengen an neuem Material. Material, hinter dem ich voll stehen kann. Ich kann aber nicht einfach entscheiden, dass es die nächsten 50 Jahre so weiter geht, auch wenn ich es mir noch so wünsche. Natürlich ist es wichtig zu erkennen, wann es genug ist. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass alles läuft und ich meine Aufgaben erfüllen kann.




Wer schreibt die Texte für Gorgoroth und warum veröffentlicht ihr sie nicht?
Hinsichtlich der Gründe, warum wir die Texte nicht veröffentlichen, würde es zu viel Zeit beanspruchen, mich hier darüber auszulassen. Außerdem habe ich es schon mehrfach an anderer Stelle erläutert, also werde ich es hier dabei belassen. Über die Jahre hatten wir einige Leute, die zu den Texten beigetragen haben. Für das letzte Album haben 2 meiner besten Freunde die Texte geschrieben.




Was bedeutet Friederich Nietzsche für Gorgoroth? Zwei eurer Alben sind ja zumindest teilweise nach einem Buch von ihm benannt.
Ich denke, er ist ein brillanter Mensch, der eine Menge Texte geschrieben hat, die mich über die Jahre unterhalten haben. Einige seiner Thesen passen sehr gut zu dem satanischen Gedankengut, welches ich für mich als richtig erachte.
In welcher Weise er einen Einfluss auf die Band hat? Wohl eher indirekt, dass er eine Inspiration für mich ist, etwas das mich erfreut und mich gut durch den Tag bringt. Genauso wie es Judas Priest, eine Flasche Bier oder tausend andere Dinge tun.




Wie kamst du zum Black Metal?
Es war relativ früh. Als ich so 14 Jahre alt war, fing ich an Bands wie Bathory zu hören. Es war so 1986, denke ich, dass ich dazu kam.




Was bedeutet Satanismus für den Black Metal und für dich persönlich?
Als erstes muss ich sagen, dass Satanismus die Grundlage all dessen, was als Black Metal gilt, sein sollte. Da kommt man nicht drum herum. Und für mich als Black Metaller ist er ein Grundsatz in meinem Dasein.




Wo siehst du die Unterschiede in der Black Metal Szene zwischen den frühen ´90ern und heute?
Da gibt es Vor- und Nachteile. Anfang der Neunziger war es zumindest in Norwegen so, dass es mehr Disziplin und eine härtere Arbeitsethik gab, wenn ich es so verallgemeinern kann. Zu der kompletten Szene von heute kann ich nur sagen, ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich höre eigentlich nur noch Platten, die 10 Jahre oder älter sind. Ich gehe fast nie aus. Deswegen kann man mich auch fast nie in unseren örtlichen Kneipen finden, wie ich mir z.B. anhöre, was die lokalen Bands mal wieder für Kram gemacht haben. Ich habe wichtigere Dinge zu tun, aber meistens bin ich eben mit der Band unterwegs oder anderweitig mit der Band beschäftigt. Dadurch habe ich genug sozialen Input für den Rest des Jahres.

Und selbst wenn ich viel über aktuellen Black Metal wüsste, müssten wir erst einmal darüber diskutieren, wie man diesen definiert. Ich denke, meine Definition von Black Metal passt nicht unbedingt mit der, der heutigen aktiven Black Metaller überein. Um es einfach auszudrücken, Black Metal ist Satan's Musik. Wenn es das nicht ist, ist es kein Black Metal, sondern muss anders genannt werden. Punkt!




Was hältst du vom neuen Burzum-Album und welches war für dich das meist erwarteteste der letzten Jahre?
Zur ersten Frage. Ich denke, das Album ist ein typisches Burzum-Album. Das hätte keiner außer ihm machen können. Ganz klar. Burzum hat eine Menge großartige und einflussreiche Musik herausgebracht. Mir gefällt immer noch das 1. Album am besten.

Zur zweiten Hälfte kann ich nur sagen, "Reinkaos" von Dissection, keine Frage.




Welches sind deine 5 Lieblingsalben?
Oh, das ist schwierig, ich müsste viel mehr als 5 nennen, um mit der Antwort zufrieden sein zu können. Seit ich in Deutschland bin denke ich, dass ich Euch evtl. sagen sollte, was ihr alles Zustande gebracht habt:
Accept - "Metal Heart" ist ein fantastisches Album, damit würde ich auf jeden Fall anfangen.
"Terrible Certainty" von Kreator ist auch ein fantastisches Album. Es hatte einen riesengroßen Einfluss auf mich als Jugendlicher und es ist immer noch eines meiner Lieblingsalben.
"Obsessed by Cruelty" von Sodom.
Wenn wir den deutschen Markt mal verlassen, muss ich sagen, dass Judas Priest ein erstaunliches Album nach dem anderen rausgebracht haben. Sogar "Angel of Retribution" ist bereits ein Klassiker.
Aus Schweden: Ich würde sagen, dass "Fire and Ice" von Yngwie Malmsteen das beste Album aller Zeiten ist.





Kennst du ein paar gute Undergroundbands, die deiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdienen?
Glaub mir, ich würde lieber NEIN sagen, aber es gibt wirklich eine. Eine serbische Gruppe, die Triumfall (www.myspace.com/triumfall) heißt, welche ich auf meinem eigenen Label vor ein paar Jahren unter Vertrag genommen habe. Sie haben gerade ein Album veröffentlicht, "Antithesis of all Flesh". Ein fantastisches Album. Sie klingen immer noch so, als hätten wir 1998. Klingt ein bisschen nach Dissection. Engagierte Satanisten und gute Jungs. Ich würde sie in meiner Position natürlich weiterempfehlen. Du solltest sie dir anhören und dir dein eigens Bild machen.




Ok, noch mal Danke für das Interview. Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir.
Danke für deine Zeit und viel Spaß beim Auftritt.
(-> Bericht vom Konzert in Osnabrück lesen)



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