Lügen

WICKED CHAMBERS (Melodic Metal)

Die junge Koblenzer Band veröffentlichte kürzlich ihr erstes Full Length Album. Zu hören gibt es melodisch-epischen Metal. Hinzu gesellt sich eine tiefe, klare Gesangsstimme. Für ein Debüt wirkt "Dirty Rules of Lies" sehr ausgeglichen und in sich geschlossen. Im Endeffekt unterscheidet man sich nicht nur Gesangstechnisch vom sonstigen Melodic-Metal-Einerlei.
www.myspace.com/thewickedchambers / www.thewickedchambers.de (andreas)


->
Review "Dirty Rules of Lies" lesen



Ihr seid eine recht junge Band, sowohl altersmäßig als auch vom Gründungsjahr. Wie schwierig ist es da, in der Musik Fuß zu fassen?
Es ist immer schwierig, als Newcomerband Fuß zu fassen, ungeachtet des Alters. Dies ist eher dem fehlenden Erfahrungsreichtum zuzuschreiben. Unser Alter hat eher Einfluss auf das Durchschnittsalter unserer Zielgruppe.



Wie seid ihr mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?
Wir sind mit den bisherigen Reaktionen recht zufrieden, wobei wir enorm hohe Ansprüche an uns selbst haben! Es ist schwierig, uns vollkommen zufrieden zu stellen. Das liegt an unserer teilweise grauenhaft perfektionistischen Einstellung.



Was steckt hinter dem Titel eures Debüts "Dirty rules of Lies"?
Lügen (im weitesten Sinne) gehören zu unserem Alltag. Zählt man Euphemismen, Notlügen und sogar Höflichkeitsfloskeln dazu, bleiben kaum noch alltägliche Aussagen mit einem faktischen Wahrheitsgehalt über. Die Wahrheit ist oft unangenehm und wird deshalb aus Bequemlichkeit gemieden. Wer aus Anstand etwa unangenehme Wahrheiten ausspricht, ist oft der Dumme. Das Verschweigen, Beschönigen oder Leugnen von unangenehmen Wahrheiten ist somit zur Regel geworden ... zur dreckigen Regel ... "Dirty Rules Of Lies". "Der Dummschwätzer" (mit Jim Carrey) zeigt übrigens auf herrlich humoristische Art die fast schon perverse Konsequenz, wenn man nicht lügt.



Was teilweise schwierig ist, ist die Spannungshaltung auf einem gesamtem Album, wie gelingt euch dieses Kunststück?
Wir bemühen uns schon beim Songwriting um Abwechslungsreichtum, Struktur und Dynamik. Wir legen immer besonderes Augenmerk auf die sogenannte Spannungskurve. So beginnen Songs wie zum Beispiel "Walls of Pride" oder "Driving Mad" mit nur ein bis zwei Spuren, während noch mehrere Spuren im Laufe des Songs hinzukommen.



Gerade im Melodic Metal Bereich scheitern massig Bands am Gesang, warum scheint bei euch gerade hier die Krux zu liegen?
Die Tonlage des Sängers integriert sich gut in das Gesamtgefüge der Musik. Der klare, warme und tiefe Ton ist relativ untypisch für Medlodic Metal und bleibt dem Hörer gerade deswegen im Ohr.



Könnt ihr ein wenig mehr über die Inhalte der Texte erzählen? Würdet ihr evtl. von einem Konzept-Album sprechen?
Da unsere Songs den Textinhalt betreffend in sich abgeschlossen sind und wir keine Geschichten oder Ähnliches erzählen, ist im Moment noch nicht an ein Konzept-Album zu denken. Die Texte behandeln Phänomene des Alltags, mit denen sich der Hörer identifizieren kann, die aber auf philosophisch-abstrakte Art umrissen sind. Somit lassen sie genügend Spielraum für eigene Interpretationen. Wir sind stolz auf Texte mit Tiefgang, deren Sinn sich möglicherweise erst erschließt, wenn man sich damit auseinandersetzt.



Ihr verwendet nicht nur in "despite reality" irischen Folk, welchen Stellenwert nimmt diese Musikrichtung ein?
Der Einsatz von irisch klingenden Passagen oder Folk geschieht ehrlich gesagt unbewusst. Beim Songwriting folgen wir unserer Intuition. Dass diese uns aber mittlerweile das Prädikat "schottisch" oder "irisch" klingend eingebracht hat, stört uns nicht im Geringsten.



Musikalisch ist das alles sehr gut, aber der Gesang setzt dem Gesamtbild doch einen gewissen Stempel auf. Wie wichtig ist bei euch der Gesang?
Der Gesang ist für das Gesamtbild unserer Musik charakteristisch. Die meisten Hörer fixieren sich auf den Gesang, daher ist es wichtig darauf zu achten, dass man gesangslose Passagen nicht zu sehr in die Länge zieht.



Das Songwriting ist sehr ausgewogen und abwechslungsreich, so gibt es neben druckvollen Saitenwänden immer wieder romantische Parts, wie darf man sich die Arbeitsteilung diesbezüglich vorstellen?
Das Grundgerüst der Songs entsteht grundsätzlich durch das Verbinden der zahllosen Ideen der beiden Gitarristen Andi und Thomas. Das geschieht noch nicht mal im Proberaum sondern in Zweier-Arbeit im gemütlicheren Musik- oder Wohnzimmer zu Haus. Im Proberaum werden die Songs dann durch Schlagzeug und Bass ergänzt und gegebenenfalls in Gemeinschaftsarbeit verfeinert. Wichtig und teilweise schwierig ist es, sich auf einen Kompromiss zu einigen, mit dem alle Bandmitglieder zufrieden sind - es kann sich nicht jeder Einzelne zu hundert Prozent selbst verwirklichen.



Wie stark ist die metallische Ader dem Fantasy zugeneigt?
Auch wenn kein Bandmitglied irgendeine Abneigung gegen Fantasy hegt, sind Parts die sich diesem Bereich zuordnen ließen unwillkürlich. Bezogen auf die Textinhalte könnte man fast sagen: Auch wenn wir uns gerne Fantasy-Metal anhören, ließe sich unsere Musik eher als "Reality-Metal" definieren.



Im Zusammenhang mit dem Gesang dürfte in Reviews die instrumentale Klasse ein wenig untergehen, wie geht die Band damit um?
Solange der Gesamteindruck stimmt sind wir zufrieden. Wir haben beim Songwriting so viel Spaß, dass der instrumentale Teil für uns auf seine Kosten kommt. Bisher wurde die Instrumenten-Arbeit seitens unserer Fans ausreichend gewürdigt. Bei Reviews zählt oftmals auch eher der Gesamteindruck - was für uns vollkommen in Ordnung ist.



"Dirty rules of Lies" ist eine Eigenproduktion, gibt es schon Kontakte zu Labels?
Unsererseits ja. Wir versuchen unsere Ziele möglichst realistisch zu sehen und wenden uns zunächst an kleinere Independent-Labels. Wenn es uns gelingt in Zusammenarbeit mit kleineren Labels oder Agenturen gewisse Achtungs-Erfolge zu verbuchen, denken wir über weitere Schritte nach.



Eure Ziele für die Zukunft?
Eine NICHT in Eigenregie produzierte CD. Dies ist zumindest unser Teilziel. Langfristig erhoffen wir uns natürlich Berufung in Beruf umzuwandeln ..... aber wie heißt es so schön? Erst laufen lernen, bevor man fliegen lernt. Überregionale Bekanntheit und zahlreiche Auftritte sind zumindest unser Ziel für die nahe Zukunft.




Startseite