Freiheiten und Potential ausschöpfen

LOST LIFE (Black Metal)

LOST LIFE, das ein Mann Projekt von "Nephesus", gewehrt uns einen Einblick, wie eine 1-Mann-Band geführt wird, und darüber hinaus plaudern wir ein wenig über den Black Metal. www.misanthropie.de.vu (sad1914)


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Review "Odium" lesen



Ahoi und Servas "Nephesus"! Ich möchte gleich anfangs kundtun, wie mir dein Album "Odium (The Downfall Of The Bleeding Hearts)" gefällt: ein brachiales Meisterwerk!
Danke! Du verstehst was von gutem Black Metal.



Du hast dich entschieden, deine Werke auf deutsch und englisch zu singen, wobei der englische Textanteil größer ausgefallen ist als der Deutsche. Willst du damit mehr die internationale Black Metal Hörerschaft gewinnen?
Nein. Ich finde, die englische Sprache eignet sich gut, um dem Hörer eigene Interpretationsfreiräume zu geben. Deutsch bringt alles besser auf einen Punkt. Ich schreibe keine Texte auf Befehl, sondern sie entwickeln sich mit der Zeit, ob sie jetzt deutsch oder englisch sind.



Als 1-Mann-Projekt hat man Vorteile, aber auch Nachteile. Wie äußert sich dies bei LOST LIFE?
Der Nachteil ist, dass man anders als bei einer Band für alle Instrumente eine Idee haben muss. Normalerweise bringt ja jedes Bandmitglied seinen Stil und seine eigenen Ideen mit in das Gesamtbild einer Band (natürlich gibt es auch Ausnahmen). Beim Soloprojekt stammt alles aus einer einzigen Feder. Das kann natürlich nach hinten losgehen. Ein weiterer Nachteil ist, dass man alle Instrumente beherrschen muss.
Der Vorteil: Man hat sämtliche Freiheiten, sich musikalisch zu entfalten. Allein das spricht doch für ein Soloprojekt.



Hattest du Hilfe bei der Aufnahme von "Odium" von Gastmusikern oder spielst du wirklich alle Instrumente selbst?
Ich habe immer wieder Probleme mit Schlagzeug. Auf der ersten CD "Lost Life" sowie auf "Odium" kommt der Takt daher aus der Büchse. Auf der Demo "Pessimistic Visions" spiele ich selbst Schlagwerk und auf der Split mit Infestus sitzen sowohl ich als auch mein momentaner Live-Drummer Grond hinter den Trommeln. Hilfe hatte allerdings ich keine bei "Odium", was ich auch nicht wollte. Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht besser gewesen, anstatt eines Drum-Computers ein echtes zu benutzen, weil einigen Leuten das anscheinend nicht passt. Aber bei Lunar Aurora stört es ja auch keinen, wenn ein Drum-Computer benutzt wird. Dann soll sowas allgemein kein Kritikpunkt sein.



Lass uns mal über deine Songs sprechen. Gerade "Das Blutende Herz" sticht besonders heraus, Clean Gesang, der sehr melancholisch klingt, Keyboarsounds und schleppende Gitarrenriffs. Wie kam es dazu, steckt ein Konzept dahinter?
Christian von Fullmoon Funeral Productions schrieb mich damals mit der Bitte an, ein Interlude auf die CD zu packen, um sie abzurunden. Darauf hin habe ich angefangen, das Lied aufzunehmen. Es steckt kein Konzept dahinter. Man versucht ja als Künstler, sein Potential einigermaßen auszuschöpfen, was mit so einem Lied ja auch gut möglich ist. "Das Blutende Herz" ist sozusagen eine Black Metal-Ballade, auch wenn hier zwei Wörter gewaltig miteinander kollidieren. Und wenn dir das Lied gefällt, sind sämtlich Fragen überflüssig.



Themawechsel. Wie siehst du den Black Metal in Deutschland, ist er schon modern (ein Trend), gibt es aus deiner Sicht noch eine richtige Untergrund-Szene oder ist er schon Teil des Musik Business, mit dem man schön Geld verdienen kann?
Ich habe bloß direkt mit der Underground-BM-Szene zu tun. So wie ich dieses Business mitkrieg, verdient ungefähr niemand Geld, weil alles aus Idealismus heraus passiert. Trend? Nicht wirklich, Black Metal bleibt immer eine Nischen-Musik. Ich glaube auch nicht, dass es jemals zum Trend wird.
Venom konnten mit ihrer Musik richtig Geld machen, was sie auch raushängen ließen. Aber das war ja nur die Vorstufe vom Black Metal, von dem wir gerade reden.



Es gibt Black Metal Bands, die Geld verdienen, also mehr als andere Underground Acts in diesem Genre. Siehst du das als Ausverkauf dieser Musikrichtung oder ist daran nichts Verwerfliches, wenn man damit Kohle macht!?
Wenn jemand Geld damit machen kann, warum nicht? Jeder andere geht jeden morgen zur Arbeit und fristet sein jämmerliches Dasein mit Arbeit und sonstigen Verpflichtungen. Wieso soll man nicht damit Geld machen, mit dem was man kann? Ich finde daran nichts Verwerfliches, mit Musik Geld zu verdienen. Es sollte auch jedem klar sein, dass man das nicht sein Leben lang machen kann, wenn man sich nicht irgendwann umorientiert und immer nur das gleiche macht.



Gerade was Merchandise Produkte wie Shirts usw. an Konzerten betrifft, sind die Preise ja teilweise erschreckend hoch, haben da die Bands nichts mitzureden, was Preise anbelangt, oder ist es ihnen egal?
Die Bands haben da wenig mitzureden. Das ist auch logisch, immerhin wird eine Band mit Deal wohl kaum ihr Merchandise selber finanzieren. Und die Labels wollen auch was verdienen. Du sagst aber selbst "teilweise" hoch, denn ich finde, dass es zurzeit auch immer öfter wieder günstig Sachen bei Verkaufständen etc. zu ergattern gibt.







Wie sieht's bei dir aus mit Konzerten, du hast ja auch live Verstärkung in Form von Gastmusikern, spielen diese auch in anderen Bands?
Ja, die Lost Life-live-Besetzung kann man momentan auch als Thorngoth auftreten lassen, wenn man nicht auf den Sänger besteht.



Ist LOST LIFE deine einzige Band oder bist du wie so viele andere auch,in anderen Bands vertreten?
Wie vorher genannt, spiele ich auch bei Thorngoth als Live-Gitarrist mit. Und bei Amystery steuere ich auch noch mein Goldkehlchen bei.



Was steht in naher Zukunft bei LOST LIFE an?
Demnächst wird eine neue Scheibe eingehämmert. Wesentlich depressiver und suizider als alles, was ich davor gemacht habe. Vielleicht Konzerte, wenn sich was ergibt. Angebote werden gerne angenommen.



Letzte Frage, was sind für dich interessante Bands aus Europa?
Mir fallen auf Anhieb nur Urgehal, Craft und Darkthrone ein.




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