Mythen, Legenden und magische Momente

WINTERDOME (Gothic/Fantasy Metal)
Henrik Warschau (Gesang), Sebastian Schmidt (Gitarre), Magnus Will (Gitarre), Martin Mußmann (Bass), Lisa Hinnersmann (Geige/Gesang), Philipp Wende (Schlagzeug), Bernd Seestaedt (Sprecher)

Die deutsche Band WINTERDOME liefert uns ein düsteres Fantasy Hörspiel rum um das Volk der Elasaj und öffnet damit dem Hörer das Tor in eine andere, bisher unerschlossene Welt. Aufgebaut ist das Album abwechselnd aus professionell gesprochenen Erzählungen und sich anschließend darauf beziehenden Musikstücken. Zu hören gibt's eine gelungene Mischung aus Gothic und Folk Metal, die Fans von Haggard über Paradise Lost bis hin zu alten Crematory Alben gefallen sollte. Fragen rund um die Band und das aktuelle Werk beantworteten Sänger Henrik (H) und Gitarrist Sebastian (S).
www.winterdome.dewww.myspace.com/winterdome (eller)


-> Review "Weltendämmerung" lesen




Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich sehr positiv überrascht von "Weltendämmerung" bin, da es ein Album in dieser musikalischen Zusammensetzung und Güte lange nicht gegeben hat. Kannst du uns ein bisschen zur Band erzählen und warum ich euch trotz des langen Bestehens seit 1996 bis zu diesem Album noch nicht gekannt habe? ;-))
S: Gegründet haben wir uns aus den beiden hannoverschen Bands Necrophilia (Doom/Death Metal) und Nemesis (Gothic/Death Metal), von deren Mitgliedern jetzt nur noch Henrik und Sebastian übrig sind. Kurz nach der Bandgründung hatten wir uns ziemlich ins Zeug gelegt, um ein fett produziertes Demo zu machen (EP "Moravian or a god's dawn"), mit der Zielsetzung einen Deal zu bekommen. Leider kam dann nicht alles so, wie wir es wollten: Trotz sehr gut ausgefallener Rezensionen kam kein Labeldeal zustande.
Also beschlossen wir, uns auf unsere persönliche musikalische Entwicklung zu konzentrieren - Studium, Songwriting, wenige aber größere Konzerte (z.B. Wave Gotik Treffen, Support von "In Extremo"). Und schließlich, als wir dachten, dass die Zeit reif dafür wäre, begannen wir einen Traum zu verwirklichen, den wir eigentlich schon seit Gründung der Band geträumt hatten: Die kompromisslose Umsetzung eines Konzeptalbums mit einer düsteren Fantasy-Geschichte und natürlich unserer Musik. Da bisher niemand so etwas durchgezogen hatte, war natürlich eine Menge Ausprobier-Arbeit damit verbunden, bis wir die richtige Mischung gefunden hatten. Und konkret haben wir seit Anfang 2003 daran gearbeitet.



Wo siehst du eure Einflüsse? Mich habt ihr teilweise an Haggard erinnert...
S: Tja, da könnte man eine Menge nennen. Klar ist auch Haggard mit dabei, aber auch My Dying Bride, Paradise Lost, Opeth, Anathema. Wobei wir bis auf Opeth eher von den alten Werken derer beeinflusst worden sind. Aber wir haben auch weitaus mehr Einflüsse: viele klassische und romantische Komponisten und auch mittelalterliche und moderne Folkmusik.



Wie seid ihr auf die Geschichte um das Volk der Elasaj gekommen? Gab es irgendwelche Ideenvorlagen?
H: Konkrete Vorlagen gab es definitiv nicht. Es sollte ja auch Ziel des Ganzen sein, eine möglichst eigenständige, neue (Fantasy-)Welt zu erschaffen. Allerdings ist es halt auch ganz klar eine Fantasy-Welt und deshalb natürlich schon einmal beeinflusst durch alles, was das Fantasy-Genre definiert hat. Außerdem ist es natürlich wie bei der Musik: Alles was man mal gehört hat, beeinflusst einen beim Songwriting auf die eine oder andere Art und Weise. Dementsprechend gibt es in der Welt der Elasaj natürlich auch viele Elemente, die schon einmal in der Fantasy-Literatur aufgetaucht sind.



Warum gibt's kein "Happy End"?
H: Ehrlich gesagt: Keine Ahnung aber halt mal. Du solltest das nicht schreiben, das nimmt ja die Spannung. Korrigiere meine Antwort: Wieso kein Happy End? Ist doch alles gut am Ende, oder nicht?



Ihr seid ja eine Menge Leute in der Band, sieben habe ich gezählt. Wie habt ihr das Songwriting aufgeteilt und wie können wir uns die Entstehung eines Stückes vorstellen?
S: Also folgendermaßen läuft's: Einer kommt in den Proberaum und stellt ein Gitarrenriff vor, der Drummer hat sofort den passenden geilen Rhythmus dafür, 2te Gitarre und Bass steigen ein, Geige und Gesang wechseln sich ab, bis der Song dann im exstatischen Gitarrensolo endet, welches von den anderen durch Rotorbanging und Jubelschreie begrüßt wird. In den Bierpausen quasselt Bernd dann immer irgendwas ins Mikro. Die gesammelten Proberaummitschnitte werden dann genauso und ungeschnitten auf CD gepresst ;)
O.k., das war durch die rosarote Brille. So ist's wirklich: Die Kompositionen sind hauptsächlich von Sebastian (Gitarre) und Henrik (Gesang) größtenteils in Heimarbeit entstanden, manche Ideen sind aber auch durchaus ganz klassisch im Proberaum entwickelt worden, letztlich muss das Arrangement noch durch den Zensor der Band geschleust werden, wobei durchaus einiges Gerangele entstehen kann, bis das Stück seine finale Form angenommen hat.



Die Geschichte zwischen den Musikstücken spricht Bernd Seestaedt. Gehört er fest zur Band und macht er das mit dem Sprechen beruflich?
H: Bernd gehört fast fest dazu. Soll heißen: Er ist häufiger beim Proben, spricht bei fast allen Konzerten live, aber... zahlt halt keine Proberaummiete. Schade eigentlich. Wir sollten ihn mal fragen, ob er nicht fest zur Band gehören möchte.
Zur zweiten Frage: Bernd kommt aus der Schauspielerei, wo er semiprofessionell engagiert ist. Wir waren mal im Theater und da hat uns seine Stimme so gut gefallen, dass wir gesagt haben: "Wenn wir einen Sprecher brauchen, dann fragen wir den." Ja und so kam es dann auch.







Wie kamt ihr zu dem Deal bei Massacre Records?
H: Wir hatten einfach ganz typisch unser Demo rumgeschickt. Mit 3 Songs und 3 Geschichtsteilen. Eine der ersten Antworten kam von Massacre. Und hey, obwohl wir geschrieben hatten, dass schon die ganze Scheibe fertig ist und bei Interesse angefordert werden kann, hat Massacre schon in der ersten Email geschrieben: Wir bieten euch einen Deal, meldet euch, um alles fest zu machen. Wir haben danach zwar noch zwei weitere interessante Angebote gehabt, aber bei den Jungs von Massacre hat man halt von vorn herein gemerkt, dass die Lust auf so was haben und das auch dementsprechend unterstützen.



Wie sieht die besondere visuelle Umsetzung für eure Liveauftritte aus?
S: Unser Plan war es von Anfang an, dem Publikum auch auf unseren Konzerten ein Tor in eine andere Welt zu öffnen. Dazu bedarf es natürlich eines stimmigen Bühnenbildes. Zu einer Fantasygeschichte, die sich in einer altertümlichen Welt abspielt, wirkt es etwas unpassend, wenn man fette Marshalltürme und knallblaue Gitarren mit auf die Bühne nimmt. Deswegen haben wir uns entschieden sämtliche überflüssige Technik von der Bühne zu verbannen und alles Erforderliche zu "verkleiden". Es gibt ein großes Bühnenhintergrundbild, vor dem wir uns in stimmiger Kleidung bewegen, die wir original in Elassanár haben fertigen lassen. Natürlich hat man noch "moderne" Accessoires wie z.B. E-Gitarren und Schlagzeug, aber wenn man geschickt vorgeht, lassen die sich auch stimmig mit einbauen: Felle, Rüstungsteile, Holzbalken, Tücher und Leder können da nützliche Dienste leisten.



Was habt ihr noch so als nächstes geplant neben den Auftritten?
S: Tja, wir sind dabei... AMBOSS interviews zu beantworten... naja, macht man doch gerne! Also, wir sind dabei unsere gesammelten Geschichten aus und über Elassanár zu sichten, zu sortieren und eine extra Internetseite daraus zu gestalten. Es wird darauf eine große Übersichtskarte geben, über die man navigieren und in die Tiefen der Elasajkultur hinabsteigen kann, um dort neben den Geschichten, den Berichten über Lebensweise, Staatssystem, Religion auch Einblicke in ihre Sprache zu bekommen.
Und dann geht's weiter mit neuen Liedern, einer neuen Geschichte und der nächsten Platte!



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