Schweden haben es leichter...

SPECTRE DRAGON (Thrash Metal) Mit ihrer sagenhaft geilen CD "Beyond Creation" sollten sich SPECTRE DRAGON eigentlich an die Spitze der Thrash Metal-Elite riffen. Aber die Sache hat einen Haken: die Band hat keinen Plattendeal und leider Gottes ist die "Thrash Metal Legion" noch relativ überschaubar. O.k., das amboss-mag kann zwar keinen Plattenvertrag verticken, aber wir können alles daran setzen, dass der Name und die Musik der Band bekannter werden. Zu diesem Zwecke steht uns Mätty Rede und Antwort und erzählt von dem was war, was ist und was sein wird. JOIN THE HELL COMMANDO! www.spectredragon.com (chris) -> Review "Beyond Creation" lesen Euer Bandname ist ja arg verwirrend ;o) Unter SPECTRE DRAGON stelle ich mir jedenfalls keine knallharte Thrashband vor, sondern ein paar Exil-Italiener auf einem Trallala-Phantasy-Metal-Kreuzzug. Wie kam es zu dem Namen? Mätty: Das war ungefähr 1990, zu der Zeit war von der heutigen Besetzung nur McZ schon in der Band. Damals hörte sich die Band tatsächlich noch nach Power Metal an, war aber natürlich von den Achtzigern beeinflusst und klang auch wesentlich härter als dieser ganze Italien- und Skandinavien-Scheiß. Um das Ganze interessant zu gestalten wurden einige Death-Growls mit ins Gebräu gemischt, was heute zwar völlig normal ist, damals aber eher eine Rarität darstellte. Der Name passte dazu wie die Faust auf's Auge und lässt Rückschlüsse auf die Rollenspiel-Passion der damaligen Besetzung zu. Es existierten auch mal jede Menge Geschichten um den Drachen-Mythos, aber das ist heute alles passé. Heute gibt es Thrash mit guten Riffs und Hooks ohne viel Firlefanz. Unser heutiges Image beschränkt sich nur auf die Hell Commando-Sache, was man vielleicht ein wenig mit den Venom-Legions oder so vergleichen kann, obwohl das natürlich (noch) kein Fanclub ist. Wir wollten einfach was haben, an das man sich erinnern kann und das sich auch nicht so schnell abnutzt. Den Bandnamen haben wir letztendlich behalten, weil wir ihn mögen. Aber musikalisch gibt es keinerlei Ähnlichkeiten mehr zu früheren Zeiten. Auch eure Texte haben wenig mit Drachen tötenden Elfen und ähnlichen zu tun, sondern behandeln eine gewisse Endzeit-Thematik. Wer ist bei euch für die Texte verantwortlich und woher kommen die Inspirationen? Mätty: Die Texte schreibe ich, auf "Beyond Creation" gibt es mit 'Soul Harvest' nur eine Ausnahme, der Text stammt von Henny. Die Inspiration kommt nicht immer direkt von irgendwas Bestimmtem, ich schreibe die Lyrics eher assoziativ. Wenn die Musik eines Songs grob steht, überlege ich mir meist erstmal einige Worte, die von der Wortmelodik her zur Musik passen. Da stricke ich dann einen Text drum herum. Diese Endzeit-Idee kam irgendwann mal auf, und ich habe einige Texte mit dieser Thematik gemacht. Wie gesagt, wir wollen, dass man sich an uns erinnert, und so ein Schwerpunktthema eignet sich da immer besonders gut. Das Cover von Christian Klute (www.beyond-creation.com) ist ja zum Beispiel auch recht ungewöhnlich und würde im Handel sicherlich auffallen. Meine Inspirationen beziehe ich natürlich in erster Linie aus Musik, aber auch aus Filmen und der Realität. Einige Texte spiegeln meine Sicht auf die Welt wieder. Bei 'Out Of Spite' geht es zum Beispiel um Selbstmordattentäter, und ich stelle die provokante Frage, ob der Terminus "Krieg dem Terror" wirklich den richtigen Weg symbolisiert. 'The Sky Turns Black' und 'Blood Addicted' drehen sich um den alltäglichen Kriegswahnsinn auf der Welt, und 'Providence' beschreibt die Art und Weise, wie mit Leuten umgegangen wird, die gegen den Strom schwimmen: man ignoriert und brandmarkt sie. In Sachen Filme stehe ich halt tierisch auf so Endzeit-Zeug, "Planet der Affen" oder "Mad Max". Die nächste Platte wird aber sicherlich noch ein bisschen realer und politischer, wobei ich es möglichst vermeide, irgendwelche Wertungen vorzunehmen. Wer Predigten hören will, kann auch in die Kirche gehen. Aber es gibt halt genug krankes Zeug in unserer Welt, dass sich zum Vertonen bestens eignet. Nach euren Lieblingsbands muss ich euch wohl nicht fragen, denn um das herauszufinden muss man nur den Text zu "Thrash Metal Legions" lesen. Wer kam eigentlich auf die coole Idee, dem musikalischen Background der Band auch textlich zu huldigen? Mätty: Das war schon wieder ich, haha. Die Musik zu dem Song stammt auch von mir, und die war derart thrashig, dass einfach ein Text in dieser Form her musste. Die Idee an sich ist ja auch nicht neu, aus dem Stegreif fallen mir Sacred Steel und Destruction ein, die sowas schon gemacht haben. Im Grunde drückt der Song meine Hoffnung aus, irgendwann mal in einem Atemzug mit all' diesen großartigen Bands genannt zu werden. Dabei geht es mir nicht darum, Milliarden von Scheiben zu verkaufen, sondern musikalisch im Gedächtnis der Leute haften zu bleiben. Ich steh halt einfach tierisch auf so Old School-Zeug, und Hymnen in der Art kommen sicherlich wieder, zum Beispiel wird auf dem nächsten Album bestimmt wieder ein Hell Commando-Text stehen. Ich fände auch mal so eine typische Fotocollage klasse, wie sie auf den Sleeves von vielen alten Thrash-Scheiben zu sehen ist. Der Punkt ist einfach der, dass ich Musik mache, weil ich fanatischer Metal-Fan bin. Da ist es nur recht und billig, meinen Einflüssen zu huldigen. Und vielleicht kommen jüngere Metalheads durch solche Aktionen (diese Art Tribute gibt es ja von vielen Bands) auch mal wieder auf die alten Platten. Nichts gegen modernen Metal, aber wenigstens kennen sollte man die Wurzeln doch! In eurer 15 jährigen Bandgeschichte habt ihr 2 CD-Rs (1999 "Spectre Dragon" mit 3 Tracks und 2000 "Draconian Aeon" mit 6 Tracks), eine 6-Track-CD namens "Under Hell's Command" im Jahre 2002 und jetzt endlich eine komplette CD "Beyond Creation" veröffentlicht. Warum hat es mit einem kompletten Longplayer so lange gedauert? Mätty: Also, zuerst muss ich mal ergänzen, dass es vorher noch zwei Demos gab, die beide Albumlänge hatten. Aber mit der totalen Line Up-Umkrempelung Ende der Neunziger kam dann auch die große Ratlosigkeit, in welche Richtung wir gehen sollen. Wir haben dann erst versucht, weiter zu machen wie vorher, das heißt mit Power Metal als Basis und Einflüssen aus sämtlichen anderen Metal-Bereichen. Aber irgendwie kamen wir trotz guter Ideen auf keinen grünen Zweig, auch, weil meine cleanen Vocals echt zum Fürchten waren, haha. Irgendwann hatten wir dann die ersten Stücke, die wirklich deutlich in Richtung und Thrash und Death ausschlugen, und da haben wir gemerkt, wo wir letztendlich hin wollen, das fühlte sich einfach gut und richtig an. So lange gedauert hat die Sache zum Beispiel, weil wir wenigstens versuchen wollten, relativ regelmäßig was aufzunehmen. Sowas dauert bei uns meist recht lange. Seitdem wir uns aber über die Richtung einig sind, geht auch das Songwriting schneller. Für die nächste Platte sind vier Songs schon wieder fertig. Aber der finanzielle Aspekt spielt natürlich auch eine Rolle. "Under Hell's Command" war auch schon im Presswerk, und das Geld muss man erstmal wieder drin haben. Zwischendurch spielt man auch mal ein paar Konzerte, und dann fallen oft Proben aus, weil mal einer nicht kann oder so. Wenn man die Aufnahmen dann selbst macht, dauert auch alles sehr lange, weil man halt aufnimmt, wenn man die Zeit hat. Desweiteren muss man auch Erfahrungen bezüglich Produzieren sammeln, sich um ein Cover kümmern, einige Diskussionen um das gesamte Layout führen, Fotos machen und so weiter. Außerdem nehmen wir die Songs erstmal Demo-mäßig auf und lassen sie reifen, wir schmeißen auch oft mal einen Track wieder raus. "Beyond Creation" sollte eigentlich fast ein Jahr früher erscheinen, aber wir hatten außerdem auch noch Probleme mit unserem Label. Folglich haben wir den Deal nicht mehr, und wir haben noch eine ganze Weile erfolglos Klinken geputzt, bis wir doch wieder alles auf eigene Faust gestartet haben. Letztendlich hatten wir dieses Mal auch erstmalig genug wirklich gutes Material für ein ganzes Album. Wir haben sogar noch zwei Songs übrig, die fix und fertig aufgenommen sind. Vielleicht können wir die irgendwann mal unter's Volk bringen. Besser drei Jahre für ein gutes Album als einmal im Jahr ein halbgares Produkt. Die guten Kritiken (zum Beispiel bei euch) geben uns recht! Während etablierte Bands über Umsatzeinbußen jammern, ist das Internet und das Downloaden von CDs für junge Bands wie euch doch eher ein Segen, oder? Wie steht ihr der Sache gegenüber? Mätty: Segen ist das falsche Wort. Wir sind schließlich von einem Plus/Minus-Erfolg viel abhängiger als die meisten Labels. Solange wir die Kosten einer Scheibe nicht wieder eingespielt haben, gibt es im Normalfall auch keine neue. Und diese beschissenen CD-Rs wollen wir nicht mehr machen, dafür ist unser Qualitätsanspruch mittlerweile zu hoch. Allerdings gibt es Download-Plattformen, die auch für Underground-Bands gut funktionieren, zum Beispiel SimEvil, bei denen wir definitiv noch was machen werden. Wir sind nicht geldgeil, aber wir haben jahrelang tierisch drauf gezahlt, und das muss einfach mal aufhören. Downloads sind natürlich gut, um den Namen bekannt zu machen, wenn das eine Band aber zerstört, ist das eher nicht so toll. Aber zum Glück gibt es ja immer noch Sammler und Fans des Undergrounds, deshalb mache ich mir keine Sorgen. Man darf MP3s auch nicht verteufeln, ich lade aktuelle Scheiben auch manchmal runter. Bei Gefallen kaufe ich die dann aber, schließlich bin ich Sammler. Aber mein größter Albtraum ist, dass es vielleicht eines Tages gar keine Tonträger mehr zu kaufen gibt. Musik ausschließlich zum Download anzubieten, finde ich furchtbar. Das ist, als würde man sich ein Bild von Picasso kaufen und das Teil ohne Rahmen aufhängen. Das wird einem guten Album einfach nicht gerecht. Warum habt Ihr eigentlich keinen Plattendeal? Habt ihr euch nie ernsthaft bemüht oder sitzen die zuständigen Personen auf ihren Ohren? Mätty: Letzteres natürlich, haha. Bei manchen Bewerbungen wurde uns gesagt, dass wir als schwedische Band mit unserer Musik sofort einen Deal bekommen würden. Völlig absurd, aber deutsche Bands verkaufen in Deutschland eben nicht so gut. Für "Beyond Creation" hatten wir aber hintereinander sogar zwei Deals, aber beim ersten gab es Probleme mit dem Firmenchef, und beim zweiten ist die Firma mehr oder weniger vorher baden gegangen. Wir bleiben aber am Ball, und ich bin sicher, dass es eines Tages klappen wird. Ohne arrogant klingen zu wollen: bei der Qualität unserer Musik muss es einfach Leute geben, die uns rausbringen wollen. Ich liebe unsere aktuelle Scheibe! Was füllt euren Kühlschrank mit Bier und eure Autos mit Benzin? Mätty: Mama, haha. Nein, ernsthaft: ich bin Student und jobbe nebenbei, und unser Drummer Draconiz fängt dieses Jahr eine Ausbildung an. McZ und Henny sind beide als Ingenieure tätig, aber reich macht einen das auch nicht. Aber wir leben wenigstens nicht von Katzenfutter wie Steve Ramsey zu frühesten Satan-Zeiten, haha. Wenn ein gutes Tourangebot als Support einer coolen Band eintrudeln würde: würdet/könntet ihr alles stehen und liegen lassen und touren, touren, touren? Mätty: Das müsste gut überlegt werden, aber grundsätzlich würden wir das machen. Allerdings würden wir das sicherlich nicht unbedingt zu unserem Beruf machen, als deutscher Metal-Musiker lebt man doch eh nur von der Hand in den Mund. Trotzdem ist das ein ewiger Traum von mir, und ich würde alles daran setzen, diese Möglichkeit beim Schopf zu ergreifen. Bei der Arbeit kann man schließlich auch mal unbezahlten Urlaub nehmen, und beim richtigen Angebot müsste das eigentlich realisierbar sein. Mit wem würdet ihr gerne auf Tour gehen? Mätty: Gut passen würden sicherlich Exodus, Testament oder Destruction, was auch alles geil wäre. Mein größter persönlicher Wunsch wären allerdings Motörhead. Denkbar ist ja so ziemlich jede Thrash-Band, aber wir würden sicherlich mit Bands aus so ziemlich allen Metal-Richtungen spielen, wenn wir eine Chance sehen, dem entsprechenden Publikum auch zu gefallen. Bei Eisregen, Rammstein oder Killswitch Engage dürfte das weniger der Fall sein, haha. Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Mätty: Wir wollen so oft wie möglich auf der Bühne stehen. Wir spielen gegen Spritgeld, Essen und Bier, und dafür liefern wir eine Thrash-Show par excellence, versprochen. Desweiteren wollen wir zusehen, noch einen vernünftigen Vertriebsweg für "Beyond Creation" zu finden, und wir werden uns weiter um Deals bewerben. Ein Ziel ist auch, richtige Fans zu gewinnen, die live unsere Texte mitgröhlen und sich richtig mit der Band beschäftigen, das wäre das Größte! Ein persönlicher Wunsch von mir ist, die nächste Scheibe auf Vinyl zu veröffentlichen. Mal sehen, vielleicht klappt's ja. Noch ein letztes Wort: Vielen Dank für das AMBOSS interview, und an alle Fans von Thrash mit einer guten Prise Bay Area: Besucht unsere Homepage www.spectredragon.com, kommt auf unsere Konzerte, kauft unsere Scheibe, kurz: Join The Hell Commando! Ihr werdert's nicht bereuen!

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