Peine, Perle Niedersachens

SCHROTTGRENZE (Deutsch Rock)
Alex Tsitsigias, Timo Sauer, Herr Pohn, Caddy

SCHROTTGRENZE haben ja schon den Punk durch, also nicht den Polit- und/oder Saufpunk, sondern vielmehr den inhaltsvollen und irgendwie betretenen "Spaß" Punk. Jetzt, im Jahre 2006, hat man deutlich an anderen Türen in Hamburg gelauscht und es wundert eigentlich nur, dass nirgends ein Grand Hotel Logo prangt. Oder liegt es gar am Line Up Wechsel der Band, das hier sehr viel ruhigere Töne angeschlagen werden als bisher? Ich werde das im folgenden AMBOSS interview mal versuchen zu klären. www.schrottgrenze.de (bastian)


-> Review "Château Schrottgrenze" lesen


Wie alt seit Ihr und wo seid Ihr aufgewachsen?
Alex: Wir sind 26-28 Jahre alt. Timo und ich sind in Peine, Niedersachsen, aufgewachsen. Unser Bassist Pohn kommt aus dem benachbarten Braunschweig. Und unser derzeitiger Schlagzeuger Caddy ist im Umland von Köln groß geworden.


Wann habt ihr angefangen, Musik zu machen?
Alex: Timo und ich haben 1992 angefangen, erste musikalische Versuche zu unternehmen. 1994 haben wir dann Schrottgrenze gegründet und erste Demos aufgenommen. Pohn hat etwa zeitgleich in Braunschweig jede Woche in einer anderen Band gespielt. In einer dieser Bands saß ich dann mal am Schlagzeug, daher kennen wir uns. Musikalisch war das alles Lärm und/oder Punk. Caddy hat 1994 die Band Wohlstandskinder mitgegründet. Durch deren Aktivitäten haben wir ihn etwa 1999 kennen gelernt.


Ihr seid mit SCHROTTGRENZE sehr viel getourt. Gibt es Städte, die ihr besonders mögt oder die euch beeindruckt haben? Bekommt man auf Tour überhaupt etwas von den Städten mit?
Alex: Doch klar, wenn wir rechtzeitig ankommen, sehen wir auch was von der jeweiligen Stadt. Ich mag besonders gerne Städte mit guten Plattenläden und schönem Wetter.


Wenn ihr das Tourleben von damals, als ihr begonnen habt, mit dem Tourleben im Jahr 2006 vergleicht, hat sich da irgendwas geändert?
Alex: Ja, es hat sich viel verändert. Früher haben wir in den meisten Fällen Support-Gigs für andere Bands gespielt. Das war auch fast alles super, aber seit wir hauptsächlich allein auf Tour gehen, haben wir tagsüber mehr Zeit für Vorbereitungen, d.h. der Sound ist abends viel besser, was natürlich sehr wichtig ist. Ansonsten haben sich die gesamten Umstände verbessert. Wir haben jahrelang irgendwo auf Luftmatratzen geschlafen. Jetzt haben wir immer für jede Person ein richtiges Bett zur Verfügung. Das ist natürlich viel angenehmer und macht mehr Spaß.


Welche Bands laufen auf Tour im Tourbus?
Alex: Das ist ein verhältnismäßig brisantes Thema. Jeder darf bei uns mal was auflegen und die Geschmäcker sind in unsere Tourgruppe recht vielfältig. Unser Techniker Hase sitzt viel am Steuer und hat deshalb oftmals das Privileg, den CD-Player zu füttern. Da läuft dann viel 70s Psychedelic-Rock a la 'Sweet Smoke' oder auch so was wie die 'Dessert Sessions'. Ich kontere daraufhin meist mit völlig andersgearteten Sachen wie 'Tangerine Dream' oder 'Throbbing Gristle', welche von den Fahrgästen auf den billigen Plätzen gerne als 'polyphone Klingeltöne' geschmäht werden. Ansonsten natürlich auch viel Punk und Indie auf den sich alle einigen können. 'Ride' wurde z.B. letztes Jahr gern gehört.


Was erwartet uns auf der kommenden Tour? Speziell auf den 'VISIONS' Partys? Ich würde mir für Bielefeld ja zumindest 'Meine Dämonen' wünschen.
Alex: 'Meine Dämonen' spielen wir eigentlich immer. Wir werden dieses Jahr bei den Konzerten das komplette neue Album spielen, plus unsere Lieblingsstücke von "Das Ende unserer Zeit". Das Programm gefällt uns intern sehr gut und die Proben waren sehr konzentriert und so leidenschaftlich wie lange nicht mehr. Von daher freuen wir uns natürlich sehr auf diese Tour.



Wie kam es denn zu der schon recht krassen Wendung im Sound? Ich meine, 'Ende unserer Zeit' beinhaltet ja mit 'Meine Dämonen' und 'Ich bleibe Kind' zumindest noch zwei Songs der schnelleren Gangart. Und auch die Produktion klang beim letzten Album teilweise rauher.
Alex: Das resultiert aus unseren aktuellen musikalischen Vorlieben. Wir haben jahrelang schnelle und roughe Songs gespielt. Auf "Château Schrottgrenze" haben wir bewusst versucht, die Energien auf anderen Wegen zu entfesseln. Wir haben viel mehr mit den Sounds und Atmosphären der Songs gearbeitet und versucht die Klänge nicht mit Härte und Speed zu überfahren. Das wäre der einfachste Weg und das ist uns mittlerweile einfach zu langweilig.


Die Rhythmsections (Schlagzeug und Bass) sind das Rückgrat jeder Band. Aber trotzdem bekommen sie vom Publikum nicht soviel Aufmerksamkeit, wie z.B. der Gitarrist oder Frontmann. Hat das etwas mit dem Wechsel von Alex' Position innerhalb der Band zu tun? Oder welche Gründe hatte eben jener Wechsel?
Alex: Für meinen Wechsel an die Gitarre gab es mehrere Gründe. Zum einen ist unser Gitarrist L.H. Müller letztes Jahr ausgestiegen, da er ein Jobangebot als Tontechniker angenommen hat. Die Studioarbeit war ihm letztlich wichtiger als die Band. Für mich war das wiederum unproblematisch, da ich seit Jahren die Songs bei Schrottgrenze schreibe, auch Gitarrist bin und mit der Schlagzeug-Gesang-Kombination bei Live-Konzerten immer Probleme hatte. Folglich spiele ich seit der neuen Platte Gitarre, was mir sehr viel Spaß macht und für das Publikum ist es natürlich besser, wenn derjenige der bei den Konzerten die ganze Zeit Texte von sich lässt, besser auf der Bühne sichtbar ist. Das hat sich so ergeben und ist für uns alle eine angenehme Entwicklung.


Wer sucht eigentlich die Songs für die Konzerte aus?
Alex: Das passiert bei den Proben im Bandkollektiv. Generell spielen wir eigentlich immer hauptsächlich von der jeweils neuesten Platte. Ich muss gestehen, dass ich ungern Songs spiele, die älter sind als 2 Jahre, da mich meist das aktuellere Material mehr beschäftigt. Da allerdings die Gäste zuweilen älteres Material hören wollen, bemühen wir uns dennoch, den ein oder anderen Song im Gepäck zu haben.


Wechselt ihr die Setlist von Show zu Show?
Alex: Ja manchmal, wenn uns eine Setlist im Laufe einer Tour zu langweilig wird. Wir haben immer einen gewissen feststehenden Rahmen innerhalb dessen aber zuweilen stark variiert wird. Das ist für uns wichtig, um die Konzerte frisch zu halten. Bei längeren Soundchecks proben wir auch mal was Neues ein. Das brauchen wir, um nicht in kalte Routine zu verfallen.


Wie wird es in der Zukunft mit SCHROTTGRENZE weitergehen? Gibt es schon irgendwelche Pläne? Momentan sind ja DVDs sehr angesagt.
Alex: Nein, es gibt keine Pläne. Wir planen nie länger als 6 Monate voraus. Timo und ich spinnen allenfalls mal über 'das nächste Album'. Aber das sind noch ganz vage Ansätze. Eine DVD wollen wir derzeit nicht machen, da es unserer Ansicht nach noch zuwenig lohnenswertes visuelles Material von uns gibt. Ich besitze einige DVDs, die ich ziemlich halbgar finde, so was wollen wir mit Schrottgrenze nicht machen. In einigen Jahren vielleicht.


Viele Leute laden sich Musik aus dem Internet, anstatt die CDs zu kaufen und sind sich keiner Schuld bewusst. Was haltet Ihr davon?
Alex: Wir sind innerhalb der Band alle noch auf physische Tonträger fixiert. Wir genießen das Packaging und Sammeln der Alben etc, von daher kommt Runterladen und Kopieren für uns privat nicht in Frage. Ich halte dementsprechend gar nichts davon. Es macht für mich aber auch keinen Sinn mehr, sich über 'Sauger' aufzuregen, denn das hat sich längst etabliert und die Menschen wachsen damit auf. Ich bin eher gespannt, wo die Technologien und Tendenzen hinführen werden. Die Konsumenten werden mit ihrem Verhalten letztlich selbst bestimmen, in welcher Form Musik weiter stattfinden kann. Sammler wird es sicher weiterhin geben und die kümmern sich sowieso um sich selbst.


Jetzt nenne ich Euch ein paar Bands, und Ihr sagt mir bitte, was Euch spontan dazu einfällt:
- Kettcar: 2003 in Hamburg
- Tomte: 2005 in der Pfalz
- But Alive: 1994 in Peine
- Tool: Hübsche Cover mit Folie
- Die Schröders: Doof
- Tokio Hotel: Unwichtig


Habt Ihr noch einige letzte Worte für unsere Leser?
Falls euch langweilig werden sollte, checkt doch bitte folgende Webseiten:
www.schrottgrenze.de
www.myspace.com/daswahreobst



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