Krähen-Erschrecker seit einem Jahrzent

Scarecrow (Black/Gothic Metal)

Die seit langen Jahren aktiven Österreicher Scarecrow haben auf ihrem aktuellen Werk "Northern Lights" ein Album produziert, das sehr abwechslungsreich geworden ist. Damit scheinen Scarecrow so ihren Stil zwischen all den Black, Death, Power und Gothic Metal Stühlen für sich gefunden zu haben. Auch wenn der aktuelle Stil der Eigenproduktion sicher noch am Anfang ihrer Reifungsphase steht, so haben Scarecrow mit dem Album doch einen positiven Gesamteindruck hinterlassen und durch ihre Eigenständigkeit sowie ihr Talent werden sie sich hoffentlich vom Undergroundstatus empor arbeiten können. Mehr über die "Bombastic Dark Speedmetal" Band erfahrt ihr im folgenden Interview und auch auf der Webseite www.scarecrow.at (eller)


-> Review "Northern Lights" lesen


Die Band ist laut eurer Webseite seit 10 Jahren aktiv. Kannst du kurz eure Historie für jemanden, der euch nicht kennt, zusammenfassen?
10 Jahre in ein paar Sätzen, schwer aber machbar. Also begonnen hat das Ganze als sich Alex (guit) entschlossen hat, eine eigene Band zu gründen. Von der Urbesetzung sind jetzt außer ihm noch Orestis (synth.) und Stipe (bass) übrig, wobei letzterer sich zwischendurch 7 Jahre Pause gegönnt hat. Angefangen haben wir - typisch für die 90er - mit schönem brachialen Death Metal. Da kamen dann schon die ersten Konzerterfolge wie z.B.: unser erster Deutschland Gig in Frankfurt a.d. Oder, oder beim "Rock in Allhau" Festival mit Manowar, Overkill etc. sowie div. Clubgigs, u.a. mit Iron Saviour und Edguy. Die Musik hat sich dann aber im Laufe der Zeit, bedingt durch die vielen Line Up Wechsel, immer wieder verändert. Mal Hardcore, mal Industrial, sogar Wave konnte man finden. Als ich 2001 dazu gestossen bin, hab ich anfänglich die Gesangsparts von meinem Vorgänger übernommen, dann aber bald gemerkt, dass nur "cleane vocals" etwas zu langweilig für mich sind und zu experimentieren angefangen. Irgendwie hat das dann auch auf die anderen, bis auf unseren damaligen Drummer Wolfgang, abgefärbt und der Stil ist wieder etwas rauher, metal-betonter geworden. Dann stieg Wolfgang aus und da wir keinen Schlagzeuger finden konnten, oder wollten, begannen wir mit Drumcomputer zu arbeiten, auch live, was uns oft lästige Kritik einbrachte. Wir sind musikalisch aber daran gewachsen, Timing und Zusammenspiel haben sich extrem verbessert und die Kompositionen wurden durchdachter und epischer. Alex' Gitarre trat mehr in den Vordergrund und auch an die Keyboards wurden mehr und mehr melodische Komponenten gesetzt. Jetzt haben wir mit Gerwin einen ausgezeichneten Drummer, der perfekt mit unserem Stil zurechtkommt und sich auch voll einbringt.


Steht denn dieses Jahr so eine Art Jubiläumsfeier an?
Jubiläumsfeiern machen alt! Klar haben wir uns sowas in der Art überlegt, aber da wir in dieser Form ja eigentlich noch sehr jung sind (2004), haben wir die Idee dann wieder verworfen. Es wird aber eine Party geben, zwar nicht 10 Jahre Scarecrow, aber sowas ähnliches. Wir haben 1995 angefangen ein kleines Festival, den "Live Jam" zu organisieren. Das werden wir heuer im Juli wieder ins Leben rufen und somit indirekt die letzten 10 Jahre feiern. Aber sowas wie eine "10th Anniversary Tour" wird's nicht geben.


Eure Musik ist ja sehr vielseitig. Wie würdest Du Eure Musik mit eigenen Worten beschreiben?
Ich zitier mal einen Freund: "Scarecrow mag man, oder man mag sie nicht!" Das ist das Einzige, was sich musikalisch über 10 Jahre nicht geändert hat. Wir haben immer das gemacht, wozu wir Lust hatten, nur ja nicht auf irgendeine Schiene aufspringen, sich ja nicht schubladisieren lassen. Jetzt haben wir es zumindest soweit geschafft, nach uns zu klingen. Derzeit würd' ich uns am ehesten als "Epic Dark Metal mit progressiven Death / Black Einflüssen" sehen, wenn es sowas gibt. Es werden uns auch immer wieder Gothic-Einflüsse nachgesagt und auch Power Metal, was wohl von Gitarre und Keyboard herrührt. Am einfachsten, und das gefällt mir am besten, ist wohl die Bezeichnung "Dark Metal", da steckt für mich ohnehin alles drinnen.


Wo/was sind eure Einflüsse bzw. welches sind eure Lieblingsbands?
Meine Enflüsse, was den Gesang betrifft, kommen eigentlich von überall. Wenn ich etwas höre, das mir gefällt, probier ich es aus, kombiniere es mit etwas anderem und mach meins draus. Inspiriert haben mich aber auf alle Fälle Mike Patton, Peter Steele und klingt komisch, ist aber so: Dani Filth. Und ein Dutzend menschenverachtender Tiefgröhler! Musikalisch komm ich eher aus der Black Metal Ecke, wobei ich da sicher etwas "untrue" bin. Grosse, bombastische Produktionen, da steh ich drauf! Folk und Viking Metal nicht zu vergessen und eine gesunde Portion Power Metal. Jetzt Namen zu nennen würde zumindest was mich betrifft, den Rahmen des Interviews sprengen. Die hartgesottenen "Metaller" bei uns sind wohl eher Alex und ich, wobei Alex wohl mehr zu Power und Progressive Metal tendiert. Klar kann man sich als Gitarrist dort mehr Ideen holen. Aber grundsätzlich versuchen wir unser Ding ohne Einflüsse durchzuziehen. Die musikalische Grundlage der Songs, da ist Alex hauptverantwortlich, entsteht gleich wie beim Gesang - es wird an das angelehnt, was man grade hört. Natürlich gibts da Favourites wie: Yngwie Malmsteen, Rhapsody, Symphony X und Nevermore, aber auch Grössen der 80er & 90er wie Gary Moore, spätere Deep Purple und Iron Maiden. Da die musikalischen Einflüsse unseres Keyboarders fern ab von diesen sind, kommt meist eine recht interessante Zusammenarbeit zwischen ihm und Alex dabei heraus.


Wovon handeln die Texte auf dem aktuellen Album?
Texte? Hätt ich mir doch was überlegen sollen! Ich halte nicht viel von offenkundig politischen, sozialkritischen Texten. Ich verpack das ganze lieber in die gute alte Mär von Gut und Böse. Bisweilen hab ich mich da auch von meinen Obsessionen für Fantasy Literatur, Mythologie und Rollenspiel inspirieren lassen ("Dragon", "Immortality", "Northern Lights"). Natürlich fliessen auch persönliche Erfahrungen wie unglückliche Liebe ("Atmosfear", "Dwelling in Darkness") oder Hassgefühle ("I Hate You") hinein. Im Grossen und Ganzen lass ich mich aber von der Musik leiten, welche Gefühle sie in mir weckt, welche Bilder in meinem Kopf entstehen. Bei den neuen Sachen kommt aber doch vermehrt Unmut an aktuellen Geschehnissen dazu.


Am nachhaltigsten bleibt mir der Titeltrack "Northern Lights" in den Ohren hängen. Wovon handelt der Track speziell? Und warum heisst das Album auch so?
"Northern Lights" handelt von dem, was Krieg mit sich bringt. Leid, Zerstörung, Trauer, aber auch Umbruch, Neuanfang und Treue. Die Nordlichter stehen metaphorisch über allem. Sie sind der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Immer anwesend, am Anfang wie auch am Ende. Sie stehen am Himmel wenn sich die Krieger Treue schwören, zu ihren Familien, ihrer Heimat. Sie sind da, wenn sie vor der Schlacht ein letztes mal feiern, da wenn sie fallen und wenn die Toten betrauert werden. Wenn aus den Verwüstungen eine neue Zukunft entsteht und wenn die alten Geschichten erzählt werden, dann sind sie ebenfalls da. Sie sind die Konstante im Wandel der Zeit. Ich hätte auch einen Baum oder den Himmel ansich nehmen können, doch da die Musik eher von nordischen Einflüssen geprägt ist kam die Idee mit den Nordlichtern. Das Album haben wir so genannt, weil auch wir von Umbrüchen, Wiederaufbau und Neuanfang geprägt sind und ausserdem thront der Song irgendwie über allen anderen, da war es doch nur logisch ihn zum Titeltrack zu machen.


Ihr habt ja auch schon einige Konzerte gespielt. An welches erinnerst du dich besonders gerne?
Eigentlich an alle bis auf die Präsentation von "Northern Lights"! Als wir auf die Bühne kamen, war der Saal fast leer. Von den ca. 200 Leuten, die da waren, sind die meisten abgehauen, weil irgendwo eine Geburtstagsfeier und Lokaleröffnung mit Freibier war. Schön war's mit Finntroll und Ensiferum und auch auf div. Festivals zu spielen macht immer mords Spass, vor allem wenn der Sound stimmt. Was mir noch in Erinnerung ist, war ein Heimspiel in Graz, wo wir stockbesoffen auf die Bühne sind, dass Publikum ebenso breit, wir aber glaub' ich eines unserer besten Konzerte ever gegeben haben. Jedenfalls war die Stimmung sagenhaft.


Und was liegt dieses Jahr an Konzerten, etc. bei euch an?
Vorrangig sind wir dabei, an neuem Material zu arbeiten. Wir haben enorm viele Ideen und viel gelernt, was wir bei der letzten CD besser hätten machen können. Das wollen wir halt jetzt angehen. 4 Gigs haben wir ja heuer schon hinter uns, der nächste ist am 10. April mit Graveworm, Ensiferum und Communic. Auch werden wir heuer im Juni am Metalcamp in Tolmin / Slowenien dabei sein und natürlich unser "Live Jam 05", wo wir einige Grössen der österreichischen Metalszene begrüssen dürfen. Mai, Juni bzw. September gibts dann mal Babypause, weil zwei von uns Vater werden, aber es wird sicher oft genug die Möglichkeit geben, uns live zu erleben. Vielleicht ja auch mal in Deutschland!


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