Umarmung mit der Melancholie
Curious (Gitarren Wave)

Die Bielefelder starteten ihre Karriere als Cure-Cover-Band und entschlossen sich Anfang des neuen Jahrtausends, eigene Songs zu schreiben, welche zwar auf den alten Wurzeln fußen, aber doch eine eigene Identität besitzen. Die neun Songs der aktuellen CD sind atmosphärisch dicht gestrickte, tiefmelancholische Stücke voller Hingabe. Fans von alten Cure, alten Clan of Xymox oder The Essence werden ihre wahre Freude haben. Trotz momentaner Hitze steht uns wieder ein Herbst bevor und hier gibt es die Begleitmusik für heimelige Rotweinabende zu zweit. www.curious-band.de (andreas)


Die Band:
Olli: Vocals
Moci: Bass, backing Vocals, additional Keys
Patrick:Guitar
Marco: Guitar, Djembe
Suzie: Drums, Percussion
Marie: Keys

Bio:
Falling (4-Track Demo) 2002
The intimate Stranger (CD) 2004


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Ihr habt vor fünf Jahren als Cure Cover Band angefangen. Wann und wie reifte die Idee, auch eigene Stücke zu schreiben?

Suzie: Die Idee war im Prinzip von Anfang an da. Covern war aber halt mal was Neues (zumindest für Moci und mich) und hat einfach unheimlichen Spaß gemacht, da wir alle die Cure-Stücke kannten und mochten. Aber spätestens nach dem Gastauftritt bei The Mission, wo einige Laute in der ersten Reihe bei "A Forest" mitgesungen haben, habe ich gedacht, wie schade es eigentlich ist, nichts eigenes präsentieren zu können. Das haben wir daraufhin dann ja auch umgehend geändert.

Moci: Als wir schließlich damit anfingen, eigene Stücke zu spielen, war das längst überfällig - Das Covern hat uns zwar sehr viel Spaß gemacht, aber es wurde Zeit, den eigenen Ideen freien Lauf zu lassen.



Auf eurer aktuellen CD verzichtet ihr auf Cover Versionen. Gab es im Vorfeld Diskussionen evtl. ein oder zwei Cover auf die CD zu bannen, was ja heutzutage fast jede Band macht?

Olli: Wir hatten ursprünglich vor, "Maid of Orleans" von OMD mit drauf zu packen; schließlich sind wir dann aber doch davon ab gekommen. Auch ein Chameleons-Song war kurz im Gespräch, da wir ja mit Mark Burgess auf dessen Solo-Tour 2 Stücke live gespielt hatten. Aber wir wollten eine reine "Curious"-Scheibe machen und vor allem kein Cure-Cover-Stück nehmen, da uns nach wie vor etwas das Cover-Image aus früheren Zeiten verfolgt. Aber für den "A tribute to the Cure"-Sampler von Equinoxe (VÖ im September) haben wir "Siamese Twins" beigesteuert.



Eure Musik fußt auf dem 80er Gitarren Wave. Was macht für euch die Faszination dieses nostalgischen Genres aus?

Olli: Für mich die schönste Art und Weise Musik machen. Viele Songideen haben mich bei der Vorkompostion für das Album aus der guten alten Zeit beeinflusst. Curious steht für Melodien, Athmosphäre und musikalischer Hingabe in jedem Song.

Suzie: Ich find's immer wieder faszinierend, wie ergreifend und schön die Musik aus den 80ern auf mich wirkt. Besonders bewusst wird einem das erst, wenn man den ganzen Tag im Labor (gezwungenermaßen) Radio gehört hat und den ganzen neumodernen Kram ertragen musste -wobei natürlich davon nicht alles schlecht ist, aber einiges- und dann nach Hause kommt und einen Song wie "Pictures of you" hört... einfach nur genial!



Von dem 2002er 4Track Demo "Falling" wurden bis auf "Rovers" alle Titel auch auf dem Debüt veröffentlicht. Warum fehlt "Rovers"?

Moci: Die Demo-CD sollte nur einen ersten Eindruck unserer Musik festhalten und entsprach von der Produktion her natürlich nicht unseren Vorstellungen für ein Debüt. Wir waren damals auch noch zu fünft und wollten für die full-time-CD die drei Stücke mit zwei Gitarren & in guter Qualität dabei haben. "Rovers" fiel raus, um zumindest einen "exklusiven" Song auf der Demo-CD (die wir ja auch verkauft haben), zu belassen.



Ihr hattet die Ehre im Vorprogramm von Wayne Hussay in der Bochumer Zeche zu spielen, was bleibt nach einem derartigen Event als Haupteindruck?

Moci: Naja, dass hinter dieser Band doch ganz normale Leute stehen, die über dieselben Witze lachen können, aber auch nicht immer nur Party machen. Wayne Hussey ist eine auffallende Persönlichkeit, es war wahnsinnig interessant, ihn und die Band kennenzulernen. Aber auch alles drumherum - zu sehen, wie es auf einer Tour so zugeht, die ganze Technik und natürlich, dass man fragen konnte, was man schon immer gerne über "die gute alte Zeit" wissen wollte... kurz: es war alles sehr aufregend.

Suzie: Crack beim Umziehen und sein überraschter Blick als wir in den Backstageraum platzen.



Als große Cure Fans bleibt eine Frage nicht aus, was haltet ihr vom neuen Album und was von den Seitenprojekten mit Blank &Jones und weiteren Techno Helden?

Moci: Für mich übertrifft das neue Album alle Erwartungen. Nach der Trilogy-Show war ich sehr gespannt, was Mr. Smith als nächstes tun würde, und seine Projekte mit anderen Künstlern fanden bei mir mal mehr, mal weniger Zuspruch. Nebenbei fand ich das Stück mit Blink 182 ziemlich cool. Ich konnte aber seinen Wunsch nach musikalischer Weiterentwicklung oder Abwechslung (wenn es das war, was ihn zu der neuen Forest-Version bewogen hat) verstehen, zumal er ja schon immer mit neuen, teilweise bewußt kommerzielleren Sachen aufgetaucht ist. So unterscheiden sich z.B. Lovecats & Co. vollkommen vom Sound der Alben davor - oder auch die Wild Mood Swings von Wish & Disintegration. Umso mehr bin ich quasi erleichtert, dass er jetzt wieder ein eher traditionelles Album zusammen mit der Band aufgenommen hat - kein Stück, was ich weiterzappe.

Olli: Viele halten es für daneben und ziemlich peinlich von Robert. Ich dagegen finde den einmaligen Versuch in Ordnung. Es ist auch eine ordentliche Version dabei rum gekommen, besser als erwartet. Zum Album ist meine Meinung, dass Song 1-5 mir sehr gut gefallen und sich gegenüber den übrigen Songs abheben.

Marie: Ich höre Blank & Jones generell sehr gerne und kann den Trubel um das Projekt somit irgendwie nicht nachvollziehen. Das Resultat kann sich doch hören lassen. Warum also nicht auch mal für was Neues offen sein?
Das neue Cure-Album finde ich dagegen nicht so wahnsinnig toll. Doch auch hier gibt's zwei Ausnahmen: Die Songs 1 und 5 sind ziemlich genial.

Suzie: Robert wird schon wissen, was er tut.







Zurück zu euch. Was steckt hinter den Texten und wie wichtig sind sie im Vergleich zur melancholischen Musik?

Marie: Ich finde die Texte extrem wichtig und habe oft schon bevor ich einen Song schreibe eine Idee für den dazugehörigen Text im Kopf. Aus dessen Inhalt und dem dadurch transportierten Gefühl entwickelt sich dann oft auch erst die Melodie des Stückes. Von daher kann ich - für mich gesprochen - behaupten, dass der Text eine wesentliche Inspiration für mich darstellt. Zudem sind die von mir geschriebenen Texte ein sehr persönlicher Teil von mir. Aus diesem Grund schreibe ich auch nur Lyrics für meine eigenen Songs.

Suzie: Ich halte die Texte auch für einen sehr wichtigen Teil der Musik. Auch wenn es manchmal seltsam ist, Texte zu schreiben, die dann jemand anderes singt und somit vielleicht auch schon anders interpretiert, aber so habe ich das Gefühl auch einen Part zum Song beitragen zu können, da das mit der Melodie vom Schlagzeug aus immer so schwierig ist- und es ist für mich persönlich ein gute Art mit bestimmten Erlebnissen umzugehen und diese zu verarbeiten.



Mit "Your Apology" habt ihr einen Song, der sich durch einen eingängigen Refrain auszeichnet. Könnt ihr mehr über diesen Song erzählen?

Olli: Beim Vorkomponieren des Keyboards bei dem Song sind mir sofort gute Melodien eingefallen, die wirklich sehr eingängig sind. Für mich zusammen mit "Thought of Angels" und "Disaster" der tanzbarste Song des Albums.

Suzie: Das wird dann unsere erste Singleauskopplung... nein, kleiner Scherz. Bei dem Song ist uns eine bewegende Kombination von Melodie und passendem Text gelungen: Die Musik spiegelt sowohl die Aggressivität als auch die anschließende Frustration der Worte mit Noten wider, wodurch ein besonders harmonischer Fluss entsteht, der diese Eingängigkeit verursacht.



Gibt es insgesamt ein Konzept, welches die Songs zusammenhält?

Moci: Nur zum Teil, d.h. die Songs wurden nicht absichtlich von ihren Texten o.ä. aufeinander abgestimmt. Wir haben aber versucht, mit dem Titel "The Intimate Stranger" (nebenbei soll das nichts erotisches andeuten, sondern übersetzt eher "der vertraute Fremde" heißen) einen Aspekt herauszustellen, der sich in jedem Song des Albums auf verschiedene Weise darstellt und uns auch persönlich von Anfang an angesprochen hat. Das Paradoxon von vertraut und fremd zugleich lässt sich auf viele Situationen in den Texten übertragen - auf Gefühle, Personen, Dinge & Ereignisse oder auch auf uns selbst.

Suzie: Wir haben bewusst versucht auch etwas mit Abwechslung zu arbeiten, so fällt, denke ich "Beyond the Veil" besonders aus dem Rahmen, was den Song aber gerade dadurch interessant macht.



Eine getragene Melancholie zieht sich durchs ganze Album, ist es wichtig diese Melancholie zu leben um ein derartiges Album zu veröffentlichen?

Olli: Es gehört denke ich schon dazu, eher die Melancholie zu lieben als zu leben. Ich gelte eigentlich auch eher als fröhlicher Geselle, der aber in Bezug auf Musik eher die nostalgischen Melancholiker anspricht. Ich tue mich sehr schwer entsprechend fröhliche Songs zu singen, wobei ich das in einzelnen Fällen auch nicht ausschließen möchte.

Marie: Ich würde schon sagen, dass ich sicherlich eine leichte Neigung zur Melancholie besitze und ich denke, dass ich ansonsten auch nicht diese Art von Musik machen könnte. Ich habe auch festgestellt, dass ich scheinbar nicht in der Lage bin, einen Song mit einer "fröhlicheren" Grundstimmung aus mir herauszukitzeln. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass sich Curious aus lauter traurigen Menschen zusammensetzt, die nichts anderes tun als ihren Weltschmerz hinauszuschreien.



Für die textliche Darbietung zeichnen sich vor allem die weiblichen Musiker in der Band aus. Ein Grund, dass hier die vorhandene Verzweiflung nie in Wut ausartet?

Marie: Kann schon sein. Ich kann jedenfalls von mir sagen, dass Wut für mich kein Gefühl darstellt, das es mir wert wäre, darüber zu schreiben. Ich muss zudem beim Schreiben eines Textes in einer authentischen Stimmung sein und ich glaube kaum, dass ich, wenn ich wütend bin, Lust hätte, einen Text zu schreiben.

Moci: Tja, das würd' ich Suzie lieber nicht fragen, wenn man sich mal ihren Apology-Text zu Gemüte führt... da geht schon einiges! Die fehlende Wut in der Performance liegt wohl auch an der musikalischen Umsetzung (waren noch nie in St. Anger) ;-)

Suzie: Meine Texte entstehen oft aus Wut heraus, sie enden dann manchmal in Verzweiflung oder der Einsicht, dass einen diese Wut nicht weiterbringt. Bei mir ist es also eher so das vorhandene Wut in Verzweiflung ausartet und nicht umgekehrt.



Wie beim Vorgänger zeichnet sich auch diesmal eure Keyboarderin Marie verantwortlich für das Cover Artwork. Wie wichtig ist euch selbst die Gestaltung des Booklets /Covers und in welcher Verbindung steht es mit eurer Musik?

Marie: Ich bin ganz froh, dass uns unser Label bei der Gestaltung des Covers und des Booklets freie Hand gelassen hat. Das Artwork sollte ja schließlich auch zu den Songs der CD und zu der Band passen. Von daher ist es optimal, dass wir selbst entscheiden konnten, wie wir das Ganze gestalten.
Ich denke, dass das jetzige Cover ganz gut die Einsamkeit, Verzweiflung oder die Traurigkeit einiger Songs vermitteln kann.

Moci: Sehr angenehm ist, dass Marie so ein begabtes Händchen dafür hat und wir uns sofort einig waren - so ein Artwork macht das Album ja erst komplett.



Ihr wollt euch irgendwie von einem vorhandenen Vorbild lösen, nerven die ewigen Cure Vergleiche mittlerweile?

Olli: Ja. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg uns langsam frei zu schwimmen und unseren eigenen Weg zu gehen. Wir werden uns sicherlich mit den nächsten Songs noch weiter entwickeln und uns weiter vom Cure Image lösen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Curious nicht nur in der schwarzen Szene gehört wird, sondern auch ein breiteres Publikum erreichen kann. So spielten wir bereits auf dem Leineweber in Bielefeld oder demnächst auf dem "Umsonst und Draußen" in Vlotho, wo eher gemischtes Publikum sein wird.

Moci: Einerseits finde ich es gut, wenn man in Berichten sofort eine Assoziation zum Musikstil einer Band bekommt als lange rumraten zu müssen "was machen die denn überhaupt für Musik??" - Der Vergleich mit The Cure ist daher natürlich ein großes Kompliment und auch eine gewisse Hilfe, allerdings wollen wir auf jeden Fall vermeiden, dass man sofort voreingenommen ist und uns nur unter dem Aspekt einer langweiligen Kopie zu hören bekommt, oder dass die Leute Cover-Songs erwarten.

Marie: Um ehrlich zu sein nervt mich das mittlerweile ganz schön. Am Anfang war das ja noch ganz nett, aber immer in die gleiche Schublade gesteckt zu werden ist auf die Dauer ziemlich ätzend.



Wie würdet ihr einem MTVIVA Moderator eure Musik beschreiben und wie würdet ihr ihn/Sie dazu bringen einen Song von euch zu spielen?

Olli : Sie sollten für unsere Musik die Sparte Wave-Rock erfinden und z.B tanzbare Sachen wie "Thought of Angels" oder "Your apology" rauf und runter spielen, hi ,hi !!
Wenn ich mir die Videos so anschaue, fällt der Glaube sehr schwer daran. Aber es gibt ja auch die alternativen Sendungen später am Abend, allerdings sind wir dafür nicht "hart" genug.

Suzie: Wahrscheinlich müssten wir einfach nur ein Video drehen, in dem wir Mädels so gut nix anhaben- so was wird bei VIVA/MTV doch unabhängig von der dazugehörigen Musik gespielt- anders kann ich mir zumindest nicht erklären, wie es so manche Band bis ins Fernsehen geschafft haben. Aber wir werden erst mal noch nach einer Alternativ-Lösung Ausschau halten....

Moci: Also wenn's der Kafka wär, hätte ich da schon 'ne Idee.... (natürlich ganz viele Depeche-Mode Raritäten als Bestechung anbieten!)



Ziele und Wünsche für die nächsten Jahre?

Olli : So viel wie eben möglich mit Curious zu erreichen, "The intimate Stranger" wird mit Sicherheit nicht die einzige Scheibe bleiben, wir arbeiten bereits wieder an neuen Songs. Außerdem erhoffe ich uns, dass wir durch unser Label genetic music auch bekannter werden und weiterhin viele Live Konzerte über unsere Booking Agentur vermittelt bekommen.