Hier kommt die große Welle
Cell Division (Old School Wave Rock)

Nach einer nicht ganz unwesentlichen Umbezetzung (im Gesang) veröffentlicht die Band nach dem 2000er Debüt "Dissolve" ihr neues Werk "Tsunami". Geboten bekommt man guten Old School Goth Rock, welcher meist sehr druckvoll dargeboten wird, aber auch für melancholische Passagen gibt es genügend Raum. Die neue Frontfrau Gelgia erhebt ihre mit Hall versehene Stimme über komplexe Soundstrukturen. Im Gegensatz zum Debüt überrascht man auch mal mit poppiger Verspieltheit, während man die düstere Grundstimmung beibehalten konnte. Ihre clubtaugliche Singleauskopplung "Hypnotized" dürfte, auch wegen des betörenden und eingängigen Refrains, in manchen Düsterschuppen für volle Tanzflächen sorgen. Auf alle Fälle eine interessante Band, die es wert ist mal etwas näher unter die Lupe genommen zu werden. (andreas) www.celldivision.ch

Line-up
Vocals: Gelgia C.
Guitar, Vocals: Mirjam G.
Drums, Programming: Dani T.
Bass: H. Hasch


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Eure Musik lebt auch vom weiblichen Gesang, wie schwer wog der Verlust von Sängerin Yvette?
Als Yvette die Band verliess, hatten wir schon ein wenig Bedenken, ob es uns gelingen würde, eine würdige Nachfolgerin zu finden. Uns war bewusst, dass es nicht viele Sängerinnen mit einer solch ausdrucksstarken Stimme gibt, die dann auch noch per Zufall auf der Suche nach einer Band sind. In der ersten Zeit war Yvettes Ausstieg aus der Band ein sehr grosser Verlust. Im Nachhinein gesehen, sind wir aber an der Sache gewachsen, gerade weil wir lange Zeit ohne Sängerin probten. Ohne tragende Stimme mussten wir an den Instrumenten viel kreativer und technisch besser werden, damit wir auch ohne Leadgesang Songs schreiben konnten.


Wie kam es zum Ausstieg und wie gestaltete sich die erfolgreiche Suche nach einer neuen Sängerin?
Es war Yvettes Wunsch die Band zu verlassen, da sich ihre persönlichen Interessen verlagert hatten. Wir sind aber immer noch sehr gut miteinander befreundet. D.h. Yvette und ich (Mirjam) verbindet mehr als "nur" Freundschaft, wir sind nämlich Geschwister. Die Suche nach einer neuen Sängerin war die Härte! Wir hatten über ein Jahr nach Gelgia gefahndet. Natürlich waren unsere Ansprüche hoch, denn wir wollten uns nicht mit jemandem zufrieden geben, der nicht 100% zu uns passt, musikalisch wie auch menschlich. Die lange Suche hat sich gelohnt, denn mit Gelgia haben wir DIE Sängerin gefunden.


Euer Debüt entstand noch in Eigenregie, mittlerweile seid ihr bei Thunderdome. Wo liegen die Vorteile mit einem Label im Rücken.
Mit der Unterstützung eines Labels, das einen unterstützt, ist es viel einfacher ein Medienecho zu erhalten und das Album zu verkaufen. In Eigenregie produzierte und vertriebene CDs haben es schwer einen Abnehmer zu finden, weil meist der Vertrieb fehlt, der die Ware in die Geschäfte bringt. Mit T:D:M Thunderdome haben wir ein Label gefunden, das sich voll für uns einsetzt.


Es gab für das aktuelle Werk eine enge Zusammenarbeit mit Sven Friedrich, wie kam der Kontakt zustande?
Sven arbeitet als Assistent in den Thommy Hein Tonstudios in Berlin, wo wir "Tsunami" aufgenommen haben. Da ihm unsere Musik gefällt, war er gerne bereit am Album mitzuwirken. Zusammen mit Dani hat er alle Keyboards arrangiert und programmiert und ein Duett mit Gelgia eingesungen (Peculiar).


Frauenstimme und Gitarren, gerade in Deutschland eine Verbindung die Erfolg verspricht. Allerdings ist eure Musik anders und erinnert eher an Siouxsie als an die modernen Vertreter. Woher kommt die Liebe zu alten Goth Rock Strukturen?
Ich (Mirjam) bin mit dem Sound der alten Gothic-Rock-Heroen wie Bauhaus, Christian Death, Killing Joke, Virgin Prunes etc. aufgewachsen und mag diese Bands immer noch. Vielleicht erinnert unsere Musik deshalb ein wenig an Siouxie, was aber keine Absicht ist, sondern das Ergebnis unser aller musikalischen Einflüsse. Teenie-Gelgia hörte am liebsten Metal, heute sind ihre Favoriten: Ragga & The Jackmagic Orchestra, DAAU, Zeromancer, Mila Mar, Gitane Demone, The Gathering, und Anathema. Dani kommt musikalisch aus der Punkszene und spielte in einer Punkband namens M.F.A. Zur Zeit hört er gerne Massive Attack, Unkle, New Model Army und Neurosis. Herr Hasch kommt vom Jazz und ist nach wie vor mit dem Miles Davis Virus infiziert.


Tsunamis sind verheerende Naturkatastrophen, was soll der Albumtitel ausdrücken?
Ein Tsunami ist eine Monsterwelle, meist ausgelöst von einem Erdbeben im Meer. Zum einen fanden wir, dass "Tsunami" einfach gut klingt, zum anderen ist es ein gutes Sinnbild. Wir hoffen, dass das Album beim Publikum ankommt und eine "grosse Welle" schlagen wird.


Welche Wertigkeit haben die Texte und wo liegen die Inspirationsquellen?
Es wäre schade, einen guten Song mit einem banalen Text zu verhunzen, daher legen wir Wert darauf, dass die Lyrics nicht trivial ausfallen. Inspirationsquellen liefert das Leben genug. und falls mal nichts passiert, muss man nur die Nachrichten einschalten. In der Welt geschehen zur Zeit genügend Dinge worüber die man sich den Kopf zerbrechen kann.





Warum habt ihr euch für die Singleauskopplung für "hypnotized" entschieden, wäre es nicht marktechnisch sinnvoller das Duett mit S.Friedrich auf den Markt zu werfen, oder interessieren euch derartige Belanglosigkeiten nicht?
Kommerziell gesehen wäre es wahrscheinlich am lukrativsten gewesen, wenn wir "Peculiar", das Lied das Sven mit Gelgia im Duett singt, als Single auf den Markt gebracht hätten. Wir wollten aber lieber einen Song als Single auskoppeln, der mehr für den typischen Cell Division Sound steht. Da Balladen eher ein seltenes Phänomen bei uns sind, haben wir uns für "Hypnotized" entschieden.


Davon ab, "hypnotized" ist ein genialer Song und für einen gitarrenorientierten Song sehr clubtauglich arrangiert. Ist es euch wichtig das die schwarze Szene zu eurer Musik auch tanzen kann?
Beim Schreiben der Songs haben wir nicht speziell kalkuliert, dass sie clubtauglich und tanzbar sein sollen. Es ist aber ein tolles Erlebnis, wenn du auf einer Party bist und der DJ etwas von Cell Division auflegt und die Leute zu deinem Song tanzen. Irgendwie ist das auch seltsam, weil man als Musiker ein ganz anderes Verhältnis zur eigenen Musik hat, als zur Musik die man konsumiert und in den Clubs dazu tanzt. Ich tanze sehr gerne und viel, aber nur zu Songs, die emotional etwas in mir auslösen oder einfach das Tanzbein zucken lassen. Wenn dann andere Leute zu deiner Musik tanzen, muss das für sie ja irgendwie ähnlich sein und das ist schon ein schöner Anblick!


"Emperor" erklingt sehr roh und ungezügelt und ist fast punkig instrumentiert. Was steckt hinter dem Song und ist die aggressivere Auslegung der Musik und des Gesangs wichtig?
"Emperor of Small Emotions" ist in der Zeit entstanden, wo Gelgia noch nicht bei uns in der Band war und wir die Songs ohne Sängerin schreiben mussten. Ich bin froh, dass das Lied trotz professioneller Studioarbeit und virtuoser Sängerin immer noch punkig klingt! Bis zu dem Zeitpunkt als wir das Lied im Studio aufgenommen hatten, habe ich (Mirjam) den Song gesungen. Ich habe keine Gesangsausbildung, daher klang der Song zwangsläufig immer etwas "punkig". Da das Rotzige aber genau zu diesem Song passt, wollten wir das im Studio beibehalten und Gelgia hat den "Emperor" auch richtig schön böse eingesungen. Das Lied handelt von einem gefühlskalten Arschloch (ein so genanntes "Rachloch"), das nicht in der Lage ist etwas zu empfinden, ausser für sich selbst. Es steckt viel Wut in diesem Song, daher ist die Instrumentierung auch dementsprechend aggressiv ausgefallen.


Ihr seid zwar oft in der Schweiz unterwegs aber in Deutschland macht ihr euch sehr rar, gibt es Pläne dieses in Zukunft zu ändern?
Für den Herbst ist eine kleine Europa-Tournee geplant. Deutschland steht auf unserer Prioritätenliste ganz zu oberst. Die wenigen Konzerte die wir dort bis jetzt geben durften, machten allesamt sehr viel Freude. Wir freuen uns sehr darauf in Deutschland auftreten zu können.


Was sind eure Ziele und Wünsche für die Zukunft?
Wir wünschen uns, dass wir innerhalb der Band weiterhin soviel Spass haben werden wie bis jetzt und freuen uns über jeden neuen Fan der wir mit unserer Sound überzeugen können.


Diskografie:
00: Dissolve CD
04: Hypnotized MCD
04: Tsunami CD