Emotionaler Overkill
Slyde (Gitarren Pop Rock)

Endstanden aus der Gothic-Industrial Band Spark besteht die Band seit Anfang des neuen Jahrtausends in der aktuellen Besetzung. Ihre schwer einzuordnende Musik besticht zunächst durch eingängige Melodielinien, straighter Power und perfektem weiblich/männlich Wechselgesang. In vielen Reviews gibt es Vergleiche mit HIM, allerdings besitzt die Band ein nicht zu unterschätzenden Maß an Innovation. Hier wird sich keiner Musikrichtung angebiedert, man lässt die 80er, teils sogar 70er Wurzeln zu einem bunt geschmückten Blumenstrauß gedeihen. Während die Musik durch betörenden Pop Appeal immer wieder Ohrwurmcharakter erkennen lässt, scheut man sich nicht auch die traurige Seite des Lebens in elegischen Balladen ("Mother") zu offenbaren. Ihr Debüt ist eine perfekter Ballance Akt zwischen modernen Rock Songs und eingängigen (im positivsten Sinne) Pop Songs. Jeder Song für sich ein kleines Juwel am Horizont des Alternativ Pop Himmels. Druckvolle Kompositionen, energisches, teils filigranes Saitenspiel, treibende Drums und verspielte Bässe liefern den perfekten roten Teppich auf den sich beide Stimmen in betörender Weise austoben. Weitere Infos unter www.slyde.de (andreas)


Die Band:
Ian- Vocals
Anna- Vocals
Malte-Gitarre (er beantwortete meine Fragen)
Kasper-Gitarre
Kneifel- Bass
David- Drums


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Ihr seit bereits seit einigen Jahren Live unterwegs, warum hat es mit dem Debüt so lange gedauert?
Wir existieren in dieser Formation schon seit Anfang 2000, aber es hat einfach seine Zeit gedauert, bis ein Label auf uns aufmerksam wurde. Da es der ganzen Musikbranche ja nicht so gut zu gehen scheint, hat man es da als Newcomerband im Moment ohnehin sehr schwer.

In der Zeit haben sich sicherlich mehr Songs als die 12 Titel auf "emotion overflow" angesammelt. Gab es gewisse Kriterien nach denen ihr die Stücke ausgesucht habt oder sind es ganz einfach die Bandinternen Lieblingssongs?
Es gibt in der Tat einige Songs, die mittlerweile nicht einmal mehr im Live-Repertoire sind. Für die CD standen zuletzt allerdings "nur" 15 Songs zur Auswahl. Natürlich gab es trotzdem Diskussionen, da jedes Bandmitglied seine Favoriten hat, da muss man einen Kompromiss finden, aus dem, was Einzelne gut finden und was einen guten Querschnitt darstellt und die Band optimal repräsentiert.

Eure Musik ist schwer einzuordnen und reicht von Pop Metal bis zu Straight Rock, welche Bands haben euch am meisten inspiriert?
Da hast Du recht, tatsächlich kommen in der Band die unterschiedlichsten Geschmäcker und Einflüsse zusammen. Katalysator dieser Einflüsse ist - wenn man so will - Malte, bei dem letztlich songwritermäßig alle Fäden zusammen laufen. Malte selbst hat einen sehr vielseitigen Geschmack, den er einbringt, er nimmt aber auch die Stimmungen der Band auf. Wenn die Band z.B. phasenweise mal viel Schweinerock hört, so entsteht eben ein Song wie "Wild Sensation", während der Titelsong auf einem sehr traditionell klingenden Motiv basiert, dass Malte irgendwo aufgeschnappt hat. An konkreten Bands orientieren wir uns aber nicht.

In vielen Reviews liest man den Vergleich mit HIM. Ist es nicht eher so, dass ihr ähnliche Wurzeln wie die Finnen habt, aber sich die Musik ansonsten doch sehr unterscheidet?
Wir sehen da eigentlich gar keine Parallelen. Wenn so viele Leute diesen Vergleich ziehen, müssen wir das allerdings akzeptieren. Wie man unsere Musik empfindet, ist letztlich eine ganz individuelle Sache. Wenn das für jemanden klingt, wie HIM, ist das für denjenigen die Wahrheit. Wenn jemand sagt, wir erinnerten ihn an Reamonn, mag das auch stimmen. Ganz witzig: Rockhörer sagen schon mal: "Ihr rockt ja gut, aber warum immer so melancholisch?" Neulich stellte dagegen ein Redakteur eines sehr gothic-düster-orientierten Magazins fest, dass unsere Songs "vor Lebensfreude nur so überquellen". Alles eine Frage des persönlichen Hörempfindens also...

Erst bei der Recherche zu diesem Interview bekam ich heraus, dass ihr früher unter Spark aufgetreten seid. Wenn mich nicht alles täuscht, stieß vor allem die Größe des Sängers ins Auge (irgendwann 1998 in Soest gesehen). Wie kam es zum Stil- und Namenswechsel und was ist aus dem Sänger geworden?
Hey, cool, dass Dir der Name noch etwas sagt und Du sogar mal live dabei warst. Ich erinnere mich auch an den Gig, wir spielten als Opener für "Dreadful Shadows" aus Berlin. Unser damaliger Sänger Ferdi war wirklich schwer zu übersehen... Uns wurde allein deshalb überall größter Respekt entgegengebracht... Anfang 2000 gab es zeitliche und organisatorische Probleme, weil Ferdi sein Studium beendet hatte und im Berufsstress steckte. Dazu wollte sich die Band musikalisch umorientieren, bis dahin waren wir sehr gothic-industrial-metal-mäßig unterwegs. Mit einer mehr rockigen Ausrichtung wäre Ferdi weder stimmlich noch identifikationsmäßig klargekommen. Als wir dann Ian trafen, war klar, wie es weitergehen würde.

Gibt es ein Grund, dass diese Vergangenheit nicht im Info erwähnt wird?
Die SPaRK-Jahre waren total super, wir erinnern uns gern daran und auf unserer Homepage steht auch einiges darüber. Den Rahmen unserer aktuellen Bandinfo würde das jedoch sprengen, zumal es da musikalisch mittlerweile echt keine Gemeinsamkeiten mehr gibt.

Wie wichtig sind die Texte im Vergleich zur Musik. Gibt es ein bestimmtes Grundthema um die sich die Texte drehen?
Die Texte stammen in der Regel von Ian, der da alle Freiheiten besitzt, loszuwerden, was ihm wichtig ist. Da redet ihm auch keiner der Musiker rein. Die Texte entstehen in der Regel nach der Musik, es funktioniert für Ian sehr gut, sich von der Stimmung der Musik inspirieren zu lassen, in welche Richtung der Text geht. Das Grundthema der aktuellen Songs dreht sich um Gefühle, Situationen, kleine Geschichten aus dem Alltag, die die Bandbreite zwischen den positiven und den negativen Extremen des Lebens widerspiegeln. Im Idealfall findet der Hörer das ein oder andere, mit dem er sich identifizieren kann und feststellt: "So habe ich auch schon einmal gefühlt".

In "Ballad of Life" beschreibt ihr zwei unterschiedliche Leben. Was für eine Aussage steckt hinter diesem Song?
Die Frage würde besser Ian beantworten... Ich selbst mag den Text sehr, für mich geht es um eine Art unerfüllte Liebe, zwei Menschen die aufgrund unterschiedlicher Lebensumstände nicht zusammenkommen. Die große Hätte-Wäre-Wenn-Frage. Aber auch die mutmachende Aufforderung, wenn es um die Liebe geht, einfach mutig zu sein und aus dem Bauch heraus die Chance beim Schopf zu packen.

Kannst du mehr darüber erzählen wem der Song "Mother" gewidmet ist?
Der Text zu "Mother" stammt wiederum von Malte und der Song ist seiner Mutter gewidmet, die vor einigen Jahren gestorben ist. Eine sehr persönlichr Text, auch wenn jeder von uns wohl oder übel irgendwann mal mit dem Thema Tod in Berührung kommen wird oder schon gekommen ist. Ich denke, Malte hat einige Jahre gebraucht, um seine persönliche Erfahrung in einem Song ausdrücken zu können.

Wie viel autobiographisches steckt hinter den Texten?
Eine ganze Menge, insbesondere Ian hat schon einiges erlebt und ist eine Menge herumgekommen. Viel davon erkennt man in den Texten wieder. Grundsätzlich handelt es sich also um sehr bodenständige Texte, nichts abgehobenes, sondern sehr viel Authentisches.

Eigentlich fehlt an euerer Musik nichts, dass man nicht davon Leben könnte. Wo seht ihr die Gründe, dass sich irgendwelche Pappnasen mit musikalischen Kot die Taschen voll machen und ihr trotz jeglichem Herzbluts und qualitativ besserer Musik euch nicht vollkommen euern Hobby widmen könnt?
Nett, dass Du das so siehst! Aber auch wenn das sehr schmeichelhaft ist, gibt es nichts für uns zu jammern. Es wird in der Musikbranche sicher viel Geld mit Schrott verdient, aber es gibt auch wahnsinnig viele talentierte Bands, die noch weniger Aufmerksamkeit bekommen als wir! Letztlich kannst Du als Band nur eines machen: Dein Ding durchziehen und hoffen, irgendwann zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der Erfolg lässt sich für uns nicht planen, dass wird an anderer Stelle entschieden.

Was ist für die Zukunft geplant (Touren, neue CD, etc.) und mit wem würdet ihr gerne einmal die Bühne teilen?
Für die nähere Zukunft ist geplant, die Livepräsenz deutlich zu verstärken, zumal ja gerade die CD auf den Markt gekommen ist. Eventuell wird es eine kleine Tour geben und auch ein Video ist geplant. Wer da auf dem Laufenden bleiben möchte, schaut am besten auf unserer Homepage unter www.slyde.de vorbei.
Die Bühne teilen? Das macht mit jeder Band Spaß, die relaxed unterwegs ist und nicht den großen Rockstar raushängen lässt... Andererseits gibt es da sicher einige momentan sehr angesagte Bands, bei denen es ein Riesenspaß wäre, sie von der Bühne zu rocken! Deren Namen möchte ich hier aber lieber nicht nennen...

Wie würdet ihr einem MTVIVA Moderator eure Musik beschreiben?
Hi Charlotte, ich bin der Gitarrist von SLyDE und wir machen... Ach, lass uns doch lieber ein Bier trinken gehen!