Blinder Passagier baut ein eigenes Schiff
Nik Page
(Goth Rock)

Der Kopf von den "Blind Passengers" befindet sich auf Solo Pfaden und schart eine Reihe an bekannten Größen der deutschen Goth Rock Szene um sich. Auf seinem ebenso druckvollen, wie melodiösen Debüt "sacrifight" verbindet Nik straighten Goth Rock mit dezenter Elektronik und erschafft ein Werk, welches zu den herausragenden Veröffentlichungen des Jahres gehört. Eingängige Songs, düstere Melodien, bestechender Gesang und interessante Texte gehören ebenso dazu, wie das Mitwirken von Diek Scheuber (Pitchfork), Sven Friedrich (Dreadful Shadows, Zeraphine), Alf Ator (Knorkator), Eric Fish (Subway to sally) oder Letzte Instanz. Über seine Solo Tour, wie es mit BP weitergeht und das aktuelle Album gab uns Nik ein paar neue Informationen. Infos: www.nikpage.de (andreas)

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Die ersten Konzerte deiner Tour sind vorbei, wie ist es gelaufen, wie waren die Reaktionen?
Ich hab noch nicht soooo viele Konzerte mit meiner neuen Band gespielt, aber bisher waren die Reaktionen sehr positiv. Dabei fällt an Hand der T-Shirt-Motive im Publikumauf, daß viele Blind Passengers-Fans früherer Jahre wieder bei den Nik Page-Shows aufgetaucht sind.

Was können die Leute bei deinen Konzerten im Dezember erwarten? Werden Gastmusiker auftreten, welche auf dem Album mitwirkten?
Auf alle Fälle können die Fans eine aufwendige Liveproduktion erwarten. Es werden im Minimum sieben Musiker auf der Bühne stehen. Ich bin froh unter anderem Dreadful Shadows-Drummer Ron Thiele und die sexyDara für meine neue Band gewonnen zu haben. Dara war auch Hauptmodel für die Booklet-Fotosession meiner CD, spielt Gitarre und singt die Backgrounds.
Außerdem wird als Special Guest wieder Dirk Scheuber (Project Pitchfork) dabei sein. Sporadisch werden wir dann noch von dem einen oder anderen Gastsänger meiner Platte verstärkt. Beim Konzert am 22.12. im Berliner Columbia-Fritz wird z.B. Sven Friedrich (ex-Dreadful Shadows, jetzt Sänger von Zeraphine) mit dabei sein.

Wann entstand die Idee ein Solo Album zu machen und warum hast du dich dafür entschieden?
Die Idee und erste Demoaufnahmen für mein Soloalbum entstanden bereits vor Veröffentlichung von Neosapiens, dem letzten Blind Passengers-Album. Hall Of Pain (vom Neosapiens-Album) war z.B. ein Song, der ursprünglich für meine Soloscheibe gedacht war und aus dieser ersten Nik Page-Demosession stammte.
In den letzten Jahren hatten sich die soundlichen Vorstellungen der Bandkollegen immer weiter von meinen Wurzeln entfernt. Ich hatte mich immer weniger in den Songs der Blind Passengers wiedererkannt.
Da ich mich dann durch die ständigen Kompromisslösungen innerhalb der Band nicht mehr hundertprozentig musikalisch entfalten konnte, wollte ich das Nik Page-Projekt als musikalischen Ausgleich parallel zu den Blind Passengers betreiben. Da diePassengers nun jedoch im Frühjahr auf Eis gelegt wurden, kann ich mich jetzt mit voller Kraft in meine Solokarriere stürzen und bereits wenige Wochen nach Veröffentlichung haben wir nun bereits mit dem Nik Page-Album die Verkaufszahlen der letzten Blind Passengers-CD überboten.

Hilft es einem Künstler bei einem Solo Album, wenn seine Stammband erfolgreich ist, oder ist es auch eine Belastung, weil die Ansprüche steigen?
Es ist vielleicht einfacher dadurch erstmal Gehör zu finden, aber eigentlich habe ich darüber nicht wirklich nachgedacht.

Wo siehst du die größten musikalischen Unterschiede zu "Blind Passengers"?
Wenn man das Nik Page-Album mit einer Blind Passengers-CD vergleichen wollte, dann am ehesten mit "Destroyka". Für meinen Geschmack hatten die Metal-Gitarren bei den letzten Passengers-Veröffentlichungen zu sehr Melodik, Gesänge und Elektronik in den Hintergrund gedrückt. Sacrifight ist eine sehr eingängige songorientierte Electro-Gothic-Rock-Platte geworden und wird vermutlich eher den Fans meiner Gastsänger wie Project Pitchfork, And One, Krupps oder den Dreadful Shadows gefallen, als Anhängern der letzten beiden Blind Passengers-CD's. Ich habe dieses Album in erster Linie für die schwarze Szene produziert.

Du konntest viele bekannte Musiker als Gäste für "sacrifight" gewinnen, war es schwer sie von dem Projekt zu überzeugen?
Am Anfang waren die Kollegen etwas skeptisch, aber nachdem ich ihnen die ersten Demos vorspielen konnte, haben alle ohne zögern zugesagt, was ja für die Songs spricht. Leute wie Eric Fish (Subway To Sally) oder Dirk Scheuber (Project Pitchfork) würden wohl kaum ihre Zeit und ihren Namen einer beschissenen Platte widmen.

Waren die Songs auf den jeweiligen Partner zugeschnitten, oder waren die Musiker austauschbar?
Da ich von Anfang an genau wußte, mit welchen Musikern ich zusammen arbeiten wollte, habe ich die Songs den entsprechenden Gastsängern regelrecht auf den Leib geschrieben. So sollte der Song mit der Letzten Instanz beispielsweise nicht nach Passengers mit Robins Stimme klingen, sondern sich wie eine echte Verschmelzung des Instanz-Sounds mit Blind Passengers-Tugenden früherer Tage anhören - und genauso habe ich es auch bei all den anderen Duetten gehandhabt, was meiner Meinung nach selbst bei der Nummer mit Alf Ator (Knorkator) echt funktioniert hat. Ich finde Knorkator wirklich extrem originell und unterhaltsam, außerdem ist der liebe Alfrein menschlich einer der angenehmsten Menschen, die ich kenne.

Trotz vorhandener Härte legst du viel Wert auf eingängige Refrains, war es für dich wichtig, dass der Hörer ziemlich schnell Zugang zum Album findet?
Ich finde eingängige Refrains extrem wichtig, um beim Hörer Emotionen zu erzeugen, allerdings haben wir auch auf sehr aufwendige Arrangements großen Wert gelegt, damit man sich die Scheibe nicht zu schnell überhört und auch noch beim 10. oder 20. Durchlauf neue Elemente entdeckt.

Bei den "Blind Passengers" sind die Texte ein sehr wichtiger Bestandteil der Musik, wie sieht es bei "sacrifight" aus, gibt es ein zentrales Thema?
Die Texte spielen auch auf dem Nik Page-Album eine große Rolle, jedoch ist Sacrifight kein striktes Konzeptalbum. Zentrales Thema ist der Kampf unserer Triebe und Lüste gegen unsinnige spießige Moralkodexe, die uns daran hindern, unsere Phantasien auszuleben und dadurch mental zu wachsen. 2000 Jahre christliche Dogma-Diktatur haben soviele unnötige Barrikaden in den Köpfen errichtet, die nun endlich Stückfür Stück niedergerissen werden.

In einigen Songs hört man deutliche Reminiszenzen an die Goth Größen der 80er (Mission, Sisters usw.). Verarbeitest du hier Jugenderinnerungen?
Meine Jugendidole waren "The Sisters of Mercy" und"Depeche Mode" und es ist pure Absicht, daß mandiese Einflüsse auch bei den Songs meiner Soloplatte heraushört.

Wird dieser Ausflug in Solo Gefilden ein einmaliges Intermezzo bleiben oder ist ein Nachfolger geplant und was ist mit den "Blind Passengers"?
Ich denke, daß ich jetzt ganz gut Blut geleckt habe. Besonders die Zusammenarbeit mit den renomierten Gastsängern hat mir sehr viel neue Inspiration gegeben und Lust auf ein weiteres Album gemacht.
Ob es nochmal ein neues Blind Passengers-Album geben wird, kann ich im Augenblick schwer sagen. Das hängt insbesondere von Rayners Motivation ab, nachdem Andy und Rudie ja die Band im Frühjahr überraschend verlassen hatten. Ich bin gern bereit mich als Motor zu betätigen, aber wenn die Räder blockieren macht das alles keinen Sinn.