VNV NATION "futureperfect" (Future Pop) (Dependent/SPV) Aufmerksamen Lesern wird dieses neue Genre ("Future Pop") schon des Öfteren begegnet sein. Für mich ist es eine ebenso dämliche Neubezeichnung wie Nu-Metal und nichts anderes als eine neumoderne Bezeichnung für Electro/EBM. Das Duo um Ronan Harris und Mark Johnson aus England gehören sicherlich zu den besseren Vertretern dieser Richtung. Wie bereits auf ihrem Vorgänger präsentieren uns die Beiden einen interessanten Mix aus Festland EBM mit nostalgisch angehauchten Soundstrukturen und modernem, inseltypischem technoiden Electro. Ein sehr getragenes Intro mit in deutsch, englich und französisch gesprochenen Worten, welches die Kernaussage besitzt, dass man sich etwas mehr der menschlichen Verantwortung bewußt werden sollte. Mit dem Endton eines EKG Gerätes beginnt dann der Opener "Epicentre" mit der gleichen, umschmeichelten Melodiehaftigkeit, bevor treibende Beats und zerschneidende Light-Industrial-Passagen den Pop Appeal etwas in den Underground transportieren. Sänger Ronan versteht es, in den krachigen M omenten mit seinem warmen Gesang ein wenig Melancholie in die Szenerie zu schmeißen. Treibende Beats und clubtaugliche, wenn auch verwegene Harmonie beschert uns das folgende "Electronaut". Nach einem klassisch angehauchten Instrumental läßt man die tieftraurige Ballade "Holding on" folgen. Sehr ruhig und getragen vergeht man sich in eine wunderschöne Melodie, die zum Kuscheln einläd. Zwar mit der gleichen Zeitlupengeschwindigkeit, aber wesentlich intensiver programmiert, läßt man mit "cargon" eine Gänsehaut über den Körper fahren, welcher sich beim mit Sprachsamples beginnenden Synthie Reißer mit Industrial Untermalung ("Genesis") in schweißnasse Tanzbewegungen wiegt. Auch hier besticht die Melodielinie im Refrain und entschädigt für eine etwas schwachbrüstige EBM. Die Freunde der etwas experimentellen Electro Musik kommen bei den letzten Songs voll auf ihre Kosten. Sicher ein gelungenes Album und die Fans werden es lieben. Angesichts ein bis zweiseitiger Werbung in den einschlägigen Magazinen werden es alle kennenlernen und ich werde auch bei Festivalauftritten weiter erstaunt auf die begeisterten Besucher blicken. Vielleicht verstehe ich es in Zukunft, also doch Future Pop? (andreas) |