V.A. "New Swiss Waves" (Gohtic/ Wave) (www.divusmodus.ch) Compilations aus dem Wave und Gothic Bereich gibt es jeden Monat massig, trotzdem ist dieses Exemplar etwas besonderes. Und das aus mehreren Gründen. Zum Einem kommen alle Bands aus der "wer-hats-erfunden" Schweiz. Zum Anderen dürften die meisten Bands nicht allen bekannt sein und zum guten Schluß kann jede, aber wirklich jede Band musikalisch überzeugen. Das beste Beispiel dass der Underground nicht nur lebt, er ist ein brodelnder Vulkan. Neben den im Amboss Webzine schon ausführlich besprochenen Bands ("Cell Division", "Der Eremit" und "Irrlicht") beweist das kleine Land in den Alpen, daß man neben Kräuterbonbons auch ein Gespür für gute Musik hat. Die Idee dieser Compilation stammt von Francois Cochard, seines Zeichen DJ und Gründer von Divus modus. Hiermit versucht er die Schweizer Szene zu fördern und zu unterstützen. Entstanden ist eine Zusammenstellung, welche die verschiedenen Strömungen des Waves beleuchtet. New Wave, Gothic, Synthiepop, EBM oder Elektro sind auf diesem Sampler zu finden. Als Opener fungieren "Carpe diem" mit progressivem Synthie Pop. Bereits 1994 gegründet besticht die Band durch melodische Harmoniebögen. Ihr "last man standing" ist bestimmt von getragenen Keys und betörenden Gesang. Dezent eingestreute experimentelle Passagen weisen den Weg in eine Art Elektro-Crossover. "Nuuk", 1990 als reine Studio Band gegründet hat man sich doch entschlossen auch auf der Bühne präsent zu sein. Wie sich die Band Live anhört, davon kann man sich bei "Velvet" überzeugen. Dieses bei einen der vielen Konzerte aufgenommene Stück klingt wie eine Mischung aus "Pink turns blue", "Cure" und "Him". Der wohlig, warme Gesang wird von epischen Gitarrenwänden in eine Melodie getragen, die seines gleichen sucht. "Kartagon" sind dagegen eher in von treibenden Beats beherrschten EBM zu Hause. Ihr perfekte Umsetzung der elektronischen Melodie kommt nicht von ungefähr, denn hier sind Teile von der bekannten Formation "Panic on the Titanic" am Werk. "Automate" sind auch eher Verfechter der elektronischen Musik. Tiefverwurzelt in den 80ern erschaffen sie ein Sound, der als perfekte Mischung aus John Foxx, Gary Numan und Visage durchgehen könnte. Der sehr melodische Sound wäre in den frühen 80ern sicher ein Hit geworden. "Icon of sin" liefern mit "Plastic nights" eineen in sich fast ruhigen Song aus tanzbaren Beats und traurigen Pop. Eingebettet in wunderschöner Harmonie läßt man den männlichen, dunklen Vocals im Hintergrund eine weibliche Begleitung in Erscheinung treten. Fast unbemerkt vervollständigt sie die Komplexität der Musik. "Network" könnten mit "Liebeslied" auf dem 81er Sampler "Tanz mit dem Herzen" zu finden sein. Sie erzeugen mit ihrem minimalistischen Electro Kompositionen ein Hauch von NDW. Danach wird es mit "Irrlicht" sehr poetisch und auch verträumt düster. Der Sprechgesang in Verbindung mit romantischen Sounds sorgt nicht nur für freudige Erregung im Gehörgang, nein auch das Gehirn wird mit Futter versorgt. (Interview und zwei Reviews findet ihr natürlich bei uns). Markus Nauli von "Irrlicht" hab ich es zu verdanken, daß ich hier schreibe und schreibe, er schickte mir diesen Sampler. "Aix" ist ein Seitenprojekt des "Carpe diem" Sängers Phillip Noirjean. Hier geht er eher den rockigen Weg. Deutschen Gothic Metal gibt es von "Succubus". Neben harten Riffs gibt es auf "Totenbuch" auch melodisch düstere Passagen. Dark Rock von "Profound" , stimmungsvoller Dark Pop von "Troika" und noch viel mehr beschließen den besten Sampler der letzten 157 Jahre. Leute, ihr werdet meistens meinen überschwenglichen Plattenkritiken keinen Glauben schenken. Das ist mir egal, aber ganz im Ernst, dieser Sampler gehört in jede Sammlung. Liegt die Zukunft der Wave Musik letztendlich in der Schweiz?? (andreas) |