UNHEILIG "Puppenspiel" (Deutsch-Pop) |
(Soulfood Music) Nachdem der Graf mit "Zelluloid" sein Leben / seine Erfahrungen filmisch bearbeitete, geht man nun (mit dem fünften regulären) Werk zurück ins Puppentheater. Typisch für die letzten VÖ's ist ein theatralisch-druckvolles Intro, welches den Spannungsbogen eröffnet. Die musikalische Begleitung wechselt zwischen treibender Elektronik und druckvollen Saiten. Erneut gelingt es der Band mit recht einfachen Mitteln, einen extrem eingängigen Sound zu formen. Der Graf lebt sich dazu mit seinem warmen Gesang aus. Insgesamt geht man noch poppiger zu Werke als auf dem Vorgänger. In ruhig-verträumten Momenten streift man auch die kitschige Seite, wie im balladesken "Sei mein Licht". Neben den betörenden Hooklines liegt der Hauptaugenmerk natürlich auf den Texten. Hier gelingt es trotz tragisch inszenierter Momente immer, einen positiven Touch zu integrieren. Im Gegensatz zu früher verzichtet man heuer auf übertrieben bildhafte Parolen, sondern legt fast ein prosaisches Tagebuch auf die textliche Waagschale. Besonders gut gelingt dies im galant intonierten "Spiegelbild", welches im Hörer aber auch mal unterschiedliche Interpretationen hervorrufen kann. Nur Ansatzweise kommen diesmal NDH Versatzstücke vor, wie etwa in "dein Clown" oder "Lampenfieber". Geschickt vollzieht man eine Melange aus rockigen, balladesken und Midtempo Electro-Stücken. Die Elektronik verzichtet dabei auf übertriebene Experimente und verliert sich in einer klarstrukturierten Romantik. Die Keys agieren zwar teilweise sehr bestimmend, trotzdem gelingt es hier eher als dezenter Fürst zu agieren, soll heißen, sie lenken einen Song, dienen aber trotzdem eher als Untermalung. Als Untermalung für einen Geschichtenerzähler, der zwar Oktav-technisch minimiert ist, aber die tagträumerische Eleganz der Prosa wunderschön ins dunkle Licht transportiert. Das Schlagzeug ist eher schmückendes Beiwerk, kommt es hier mal zu Eruptionen, wird es meist von Saiten nieder geschmettert. Zwar gibt es in den gitarrenorientierten Songs wie "Puppenspieler" kleine Dark Wave Einflüsse, aber insgesamt erklingen diese lalalala's oder ohohoho's doch reichlich poppig. Fazit: Wunderschön gemachter, wehmütiger deutscher Pop, der zwar in der schwarzen Szene sein Zuhause findet aber insgesamt dafür zu brav daherkommt, dieses brav beherbergt sowohl Texte als auch Musik. www.unheilig.com (andreas) |