UPIRY "Wort im Klang" (Psychedelic minimalistic Elektronik) (Eigenproduktion) Schon erstaunlich, was sich Künstler einfallen lassen, um den Hörer zu verwirren, um gar nicht erst in die Gefahr zu kommen, massenkompatibel zu sein. Das Soloprojekt UPIRY entführt den Hörer in eine surrealistische Traumwelt, dessen dadaistisches Klangspektrum Töne aneinander reiht. Sprachfetzen werden zu Worten, Worte zu Sätzen und Sätze zu inhaltlich verworrenen Konstrukten. UPIRY lässt das nervtötende Tropfen eines Wasserhahns in die Gehörgänge gleiten, verführt dann mit traurig dreinblickender Elektronik und erzählt dann von "tanzenden Witwen" oder "Flüsse und Falken". In "Tiefe" fühlt man sich an alte Hörspiele erinnert. Die wortreiche Beschreibung mit extrem leidender Stimme schleicht phobisch in die Gehirngänge. Unterstützt von kühler Industrial Ästhetik, welche ein wenig an die frühen Neubauten erinnert, allerdings ist hier die krachige Komponente nicht tragende Säule, sondern der markdurchdringende Minimalismus. "Warum? Mensch!", ein dunkler Moloch, dessen Klangfarbe zwar tiefschwarz, in seiner Eleganz doch lieblich scheint und damit leicht konträr zum verzweifelten Text steht. Mal ganz abgesehen davon, dass es wohl nur wenige Menschen geben wird, welche in die interessante Welt von UPIRY einzutauchen bereit sind, sei mal darauf hingewiesen, dass die eigenen Texte eine ganz besondere Faszination ausüben, zudem gibt es in "Zitat" ein sehr treffendes Zitat des Psychoanalytikers "Erich Fromm" und gar die Bibel wird in "Lebensweg" zitiert. Evtl. ist gerade diese abwegig erscheinende Musik, dieses Verzichten auf eindringliche Melodielinien der wichtigste Bestandteil der Band. So bekommen die Texte eine wahrhaft energetische Wirkung. Dass UPIRY auch mal wesentlich harmonischer die Balance zwischen Text und Musik halten können, beweist das treibende "Endlichkeiten". Danach folgt eine siebenminütige Kollaboration von LSD-Klängen und dezenten Sakralismus. Verstörend selbstbewusst streichelt die Monotonie die Nerven, zerfetzt sie aber nur peripher. Neben dem Spiel mit Tönen, spielt "Upiry" auch mit der Stimme, so klingt man dann auch mal wie eine psychotische Biene, die verzweifelt versucht nach draußen zu dringen, und bei jedem neuen Anlauf nur kaltes Glas vor der Nase hat ("tanzende Witwen"). Oder man singt/spricht den Opener "sinn-los" einfach mal rückwärts. Überraschend, dass tanzflächenkapernde "zu viel". Hier gelingt es gar, dem 80er EBM neues Leben einzuhauchen. Aber bereits der Folgesong "an deiner Seite" besitzt wieder dieses Nervengift, hinzu kommt eine bedrückende Langatmigkeit, welche sich mit einem ganz besonderen Sprachgesang paart. Wäre man ein Kind und der Kopf hinter UPIRY würde ans Bett kommen und eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen, allein zum Selbstschutz würde man sofort einschlafen oder wenigstens so tun. UPIRY ist der Alptraum, der sich schleichend offenbart, das traumatisierte Treppenhaus, dessen oberste Etage nur darauf wartet, wartet auf den Fall in die Tiefe. Besonders bedrückend die Songs, in denen die Stimme der eines Ertrinkenden ähnelt, der jeder Hoffnung beraubt aufgehört hat sich zu bewegen und einfach nur noch treibt, darauf wartend, dass die Kälte des Meeres ihn betäubt und er versinkt ("Tiefe", "Flüsse und Falken" oder "Lebensweg"). UPIRY ist eine musikalische Vermischung von Dali, Beuys und Hans Arp. Welche Band man lieben muß, um auch UPIRY gut zu finden, sei dahingestellt, UPIRY ist genau so atonal und unkommerziell wie frühe Neubauten, könnte evtl. die experimentelle Seite der Goethes Erben berühren, besitzt aber nie die Naivität einer Band wie Relatives Menschsein. Wer sich in den 80ern ein wenig mit dem Cold Industrial/ Minimalistic Elektro Wave in Frankreich auskannte, könnte hier Parallelen finden. So jetzt aber Schluß, ich hoffe ihr seid neugierig geworden und lasst eure sozialisierten Ohren mal ein wenig Abwechslung zukommen. www.myspace.com/upirywortimklang / www.upiry-upiry.de (andreas) |