GOLDEN APES "The Geometry of Tempest" (Goth Rock)
(Shadowplay)

Auch auf ihrem aktuellen Werk bleiben sich die Berliner treu. Dunkler, teils bedrückender Goth Rock wird mit Hingabe und viel Liebe zum Detail dargeboten. Wenn in der Musik "durchgestylt" nicht so ein negatives Banner hätte, würde ich dieses hier gerne benutzen. Das Album ist gelinde gesagt ein inhaltliches Gesamtkunstwerk. Texte, deren Interpretationen in unterschiedliche Richtungen gehen können, aber in sich eine wunderschöne Lyrik beherbergen. Poe trifft Robert Smith, um es mal ganz marginal auszudrücken. Das Songwriting verzichtet auf ausladende Songstrukturen, eher kommt hier eine minimalistische Effektivität zum Tragen. Der Gesang verzichtet auf Effekthascherei, bleibt seinem monoton dunklen Stil treu, und begeistert so die Gehörgänge unaufgeregt und vollbringt dazu das Kunstwerk, dass diese Lauscher ihm aufmerksam folgen.

In einer Zeit, in der viele Bands dazu übergehen, um drei, vier geniale Songs ein Album zu basteln, vollziehen GOLDEN APES die durchaus nicht leichte Kooperation, ein Werk zu kredenzen, welches vom ersten bis zum letzten Ton ein in sich kompaktes, verführerisches Gesamtgebilde darstellt, den Hörer dazu noch ein Pinsel in die Hand gibt um die letzten weißen Stellen auszumalen. Die von einem traurigen Unterton begleitete Stimme von Sänger Peer gibt den verträumten Songs die passende Note. Das ganze Album agiert wie ein Planetengetriebe, jedes Zahnrad (Song) greift ohne Umschweife ins Nächste.

Und doch, es gibt in diesem perfekten Universum kleine herausragende Songs, welche es dem Rezensenten besonders angetan haben. So das theatralisch dargebotene "Tempest", dessen Chorus die verspielte Atmosphäre auf den Gipfel treibt. Überhaupt Atmosphäre, jegliches Stück glänzt voller atmosphärischen Finessen. Dezent eingestreut die Stil und Tempiwechsel. "Coming home" ist voller innerer Ruhe, die Melancholie schleicht sich in Cave'scher Weise in die Gehörgänge. Eine getragene Verführung der Sinne mit leicht trauriger Komponente. "Blind Eyes Boy" hat in seiner Melodie die Leichtigkeit, wie sie eigentlich nur ein Wayne Hussay in dunkle Farben zeichnen kann. Die Elegie beherbergt aber auch diese faszinierende Pop Seite von The Cure Mitte der 80er. Beide Bands scheinen sicherlich Einfluß auf Golden Apes genommen zu haben, aber auch deutsche Bands, wie Pink turns blue, Love like blood oder House of Usher sollten als Vergleich herhalten dürfen. Mit "Ferryman" gibt es dann noch die typische Vergleichslinie mit Sisters aufgrund des Saitenspiels. Aber bei allen Vergleichen (dienen hier als grobe Einsortierung) bleiben Golden Apes doch eine sehr eigenständige Band, welche einem Todgesagten Genre frischen Lebenswind einhauchen. www.goldenapes.dewww.myspace.com/goldenapes (andreas)


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