AMATRIS "Before the final journey" (Gothic Metal)
(twilight)

Trat man beim Debüt "between Visions and reality" noch als Band auf, ist man nun auf ein Duo zusammengeschrumpft, und verwirklichte die Produktion mit Gastmusikern in Rumänien. Auf die Musik hatte dies, wenn überhaupt, nur positive Auswirkungen. AMATRIS ist ein bedrückendes, sehr melancholisches Album gelungen, welches sich konzeptionell dem Weltuntergang widmet. Die düsteren Kompositionen sind druckvoll, bewahren sich aber einen hochmelodischen, endzeitromantischen Touch und man besitzt zwei herausragende Stimmen, wobei besonders die Wandlungsfähigkeit des männlichen Parts heraussticht. Aggression, Wut, Verzweiflung, Trauer und die Wirren dieser unterschiedlichen Gefühlswelten werden stimmbandtechnisch perfekt untermalt. Der kristallklare weibliche Part wechselt zwischen konträrer Lieblichkeit und harmonischer Unterstützung.
Vom Soundwriting her hat sich einiges getan. Brachiale Metal Riffs treffen auf verspielte Keys, Doomige Strukturen treffen auf druckvollen Goth Metal, Eingängige Melodielinien treffen auf krachige Vehemenz. Ein bunter Blumenstrauß aus schwarzen Rosen. Und gerade die doomige Komponente verleiht dem Opus eine bedrückende Faszination, im Zusammenschluß mit den suizidalen Texten erzeugt man eine fast niederschmetternde Atmosphäre. Zudem versteht es das Duo/die Band betörende Soundkreationen zu kreieren, die selbst bei einem Saitengewitter wie in "Valahia" nicht untergehen. Ein Übrigens tun natürlich die verstörend sanftmütigen Zwischenspiele bei. Bewundernswert der Mut zu ausladenden Songs, die sich meist jenseits der 6 Minuten Grenze bewegen. Wer sich auf diesem Terrain bewegt, muß etwas von Soundwriting verstehen und das Duo tut dies. Er muß etwas verstehen von Spannungsbögen und er muß jegliche Langeweile negieren und das gelingt AMATRIS bei all ihren Songs. Einmal ist es die Stimme, ein anderes Mal ein eingestreutes Sample. Es ist daher auch nicht zufällig, dass die Stücke meist mit einem Intro beginnen. Hinzukommt das Bad in Eleganz, welches die Songs trägt und dazu eindringliche Hooklines, die fast aus dem Nichts zu Entstehen scheinen. Jeder der 9 Songs beherbergt eine ganz eigene Faszination, deren Gesamtbildnis erst nach dem letzten Ton in voller Glänze blüht. Man kann mal das Schlagzeug hervorheben ("Asteroid") oder ganz einfach mal den Text auf sich wirken lassen, wie in "Das Gesicht der Wahrheit", hier begibt man sich auf das schwierige Gebiet der deutschen Sprache und kommt dabei ohne Pathos und Kitsch aus. Die Band bewegt sich im Zwischenreich von Goth Metal und Goth Rock, dürfte aber beiden gefallen und der dezent erkennbare Bezug zum Dark Wave sollte nicht außer Acht gelassen werden. Ein in sich absolut stimmiges Werk, angefangen bei der Musik über die Stimmen bis hin zum Text. Info: www.amatris.de (andreas)


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