UNHEILIG "Moderne Zeiten" (Dark Pop)
(Fansation/Soulfood)

Der Kitsch als reinrassige Facette der poppigen Dunkelheit. Betörend fließend den Ohrwurm mit elektrischen Finessen piksend, der Romantik ihre schwarze Farbe mit buntem Pinselstrich verleihend. Dem düsteren Volk das Tanzbein in den Unterarm klemmend. Der Kombination erklärender Sinn kann nur das neue Unheilig Album sein.
Der Graf gibt sich die Ehre, um das Volk aufzurütteln, nicht mit parolenhafter Introspektion, sondern mit dem Druck auf die Seele. Mit naiver Verspieltheit kredenzen uns die Unheiligen einen Soundtrack, der Gefühle aus Leichen entlocken könnte. Refrains, welche sich in feistpoppiger Weise in die Gehörgänge brennen. Melodien, deren betörende Eleganz auf dem Altar des Pops mit einem schwarzen Laken ihrer Huldigung entgegen streben.
Mal läst man brachiale Saiten regieren ("ich will alles"), mal agiert man romantisch mit betörender Elektronik ("Goldene Zeiten"), oder auch mal melancholisch verträumt. Das Album beherbergt jegliche Facetten moderner "schwarzer Musik". Unheilig versteht es, gleichzeitig Spielkind zu sein und doch hie und da den Zeigefinger oder Spiegel textlich herauszuholen. "Astronaut" beherbergt diese gelebte Leichtigkeit, welche sich gefühlvoll, katzengleich um den Hörer windet. Ein Werk voller Club Hymnen (und für die Werbung: Premiere verwendete kürzlich das treibende "ich will alles") die eine faszinierende Wärme ausstrahlen. Das Duettspiel aus harschen Riffing und lieblich, sphärischen Keys ist noch harmonischer ausgefallen und der ganz eigene Gesangsstil des Grafen mit seinen tieftönenden Stimmbändern tut sein übriges zu einem perfekten Dark Rock/Pop Album. (andreas)


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