INNER EXIT "Touched" (Female Folk Wave)
(CD Quadrat)

Ein wunderschönes Kleinod an ergreifender und gefühlvoller, im Mark ruhiger Musik liegt hier in meinem Player. Eine Stimme erfüllt den Raum mit Leben, betörend, verrucht und von kindlicher Liebe geprägt mit einer Ausdrucksstärke, jenseits unserer Vorstellungskraft. Da hat der Schöpfer bestimmte Stimmbänder glatt zwei Mal verteilt. Kate Bush hatte als Erste das Glück, die Kroatin Vesna Marinovic vervollständigt das Zwillingspaar.

Wie Vesna ihre Stimmbänder über die folkig, leicht dunkle Musik glänzen lässt, das hat Klasse. Teilweise erinnert sie an ältere französische Chansons, teilweise wirkt ihre Stimme entrückt betörend, dann ist sie klar, dann wieder von einer Rauheit bestimmt, deren unterschwellige Wut vibrierend die Stimme thronen lässt. Die Musik ist expressionistisch, klassisch surreal und von einer Melodie umgeben, deren opulenter Geist die Bedrücktheit zur sprudelnden Quelle werden lässt. Inner Exit beschränken sich nicht auf klare Soundstrukturen, ihre Musik erscheint wie ein vertontes Märchen. Die Elektronik schleicht über die taubedeckten Wälder, barfüssig tanzt sich Vesna in die Gehörgänge, getragene Folklore vermengt sich mit klassischer Instrumentierung. Jeder Ton so gesetzt, als könnte man ihn spüren. "Fade away" glänzt mit einer vehementen, selten gehörten Tragik. Durch die Trommeln und die sanftmütig folgenden Ruhekissen könnten dezente Vergleiche zu In the Nursery aufkommen, obwohl im Endeffekt Fans von Dead can Dance's Frühphase auf ihre Kosten kommen werden. Das folgende "Proljece" lässt die Violine heulen, das Cello brummt leicht neurotisch. Bevor man musikalisch in das Barocke gleitet, weist Sängerin Vesna den Weg in eine Folklore, die sich sanft gibt, im Mark aber von unterkühlter Härte zeugt. Das die Kroatin hier in ihrer Heimatsprache singt, verleiht dem Song eine ganz bestimmte Atmosphäre. Wahnsinnige Trommel Rituale begleiten "Danial". Vesna nimmt die Rhythmik mit ihrer Stimme auf, wirkt abgehakt und im nächsten Moment wie eine in Trance versetzte Göttin, welche die Augen eines Crowley zum Leuchten bringt. Im Schlusssong tanzen Wassertropfen im Aquarium der Harmonie. Die Stimme entrückt sich dem Treiben und lässt sich auf der Oberfläche treiben. Absolut faszinierende Musik, dessen emotionale Eleganz erst gänzlich in der folgenden Stille mit allen Sinnen aufgesogen werden kann. Info: www.innerexit.com (andreas)


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