ADVERSUS "Einer Nacht gewesenes" (Opulent Goth Klassik) (SX Distribution) ![]() Goethes Erben ist ebenso ein Begleiter wie Relatives Menschsein beim erzählerischen Gesang. Die dramatische Umsetzung hat dann eher was von Aeternitas oder Angizia. So genial und abwechslungsreich die Musik auch ist, das wirklich fesselnde ist die tragische Geschichte, welche diesem Werk zu Grunde liegt. Zwei Protagonisten erleben ihre ganze Geschichte in einer einzigen Nacht. Eine Tragödie in 3 (Abend, Nacht, Morgen) Akten. "Die letzte Glocke" enthüllt die Dämmerung, versinkt kurz im Chaos, gibt sich vertrackt, lässt Eingängigkeit glänzen und fasziniert durch Verwirrung stiftender Albtraum-Vorbereitungen. Hier trifft Goth Rock auf Metal, hier trifft orchestrale Klassik auf sakrale Stimmungstiefen. Death Rock kokettiert mit Dark Wave. Lieblich der weibliche Gesang, bitterböse durchzehrt von bösen Schrei Vocals, dann vereinigen sich beide wieder zum betörenden Duett. "Die Nihilistenhymne" (welch ein Titel) ist gespickt mit verwirrenden Soundextravaganzen, wie aus dem Nichts lässt man das Mittelalter seinen Pesthauch verbreiten. Dieser Ausflug dient fast als Ruhepol in einem Song, der atemlos dem Gipfel entgegenströmt ohne jenes Ziel zu erreichen, denn man lässt den Song eher besinnlich ausklingen. Danach "steht die Zeit still" und ein traditioneller Folklore Song bricht sich Bahn. Verträumt lukt der Weihnachtsbaum hervor und lässt sich tragen von bittersüßer Harmonie. Danach gibt es den erzählerischen Einstieg in die Nacht. Dieser Hörbuchartige Bestandteil der Geschichte fesselt das Ohr wissbegierig an die Boxen. Die Band tut ein übriges für den Spannungsbogen, in dem sie sich fast komplett zurücknimmt, um den Hörer kurzzeitig von Pathetik zu befreien und das Eintauchen in Akt 2 zu erleichtern. Adversus sind sicherlich momentan die opulentesten Vertreter des Gothic Genres. Die Vehemenz nicht greifbar scheinenden Musik, die verschiedensten Stilmittel, die Vermengung von Elektronik und klassischen Instrumen, die unterschiedlichsten Stimmvariation, all das macht das Zuhören nicht leicht, aber so spannend wie ein Psycho Thriller, dessen Grundstruktur auf die Alltäglichkeit der menschlichen Gefühlwallungen aufbaut. Als Gastmusiker agieren übrigens ASP und Mark Testroy (Gesang) und Thomas Zöller (Dudelsäcke). Ein komplexes Werk voller Ideenreichtum, welches den akustischen Auffanggeräten einiges abverlangt. Ist die Musik im Zentrum des Kopfes angelangt, gibt es ein verbales Intermezzo der Gedanken. Um des Hauptes Gefühlsregungen endgültig zu befriedigen ist das Auge mit in Form eines beindruckenden, kunstvoll präsentierten Artwork im DVD Jewel Case. Info: www.adversus.de (andreas) |