TRANSIT POETRY "Shamanic Passage through the Embers" (E-Gothic Wave Rock)
(Avasonic/Rough Trade)

Auf dem zweiten Teil der Tetralogie über die vier Elemente hat Mastermind Sascha Blach den Vorgänger übertroffen. Und das liegt nicht daran, dass man wie beim Element Feuer zu erwarten war, eine kompromisslose Härte hinzufügt, sondern ganz einfach daran wunderschöne, rockige Pop Songs mit dem nötigen Hauch Düsternis zu kreieren und das Gesamtbildnis mit in sich harmonisierenden Melodien zu verfeinern.

Dieses akustische Kleinod besticht sowohl durch eine Detailverliebtheit im Songaufbau, wie auch durch eine durchdringende Eingängigkeit mit Ohrwurmcharakter im Refrain. Transit Poetry überzeugt mit atmosphärischen Gothic Passagen, welche nie ins Depressive abdriften, sondern immer von einem Hauch Melancholie umgeben sind. Die tanzbaren Elektro Sequenzen werden geschickt in ein rockiges Gewand gepackt, erscheinen herrlich unaufgesetzt und besitzen im Mark fast eine kindliche Verspieltheit. Die straighten Saiten ertönen im dunklen Moll-Kleid. Überlagert wird die Szenerie von Sascha's warmem Harmoniegesang, der Geschichten/Gedichte erzählt, welche weit ab vom Kitsch sind, dennoch den für diese Musik passenden Anteil an Pathos besitzen. Das Album lebt von der innerlichen Geschlossenheit, was nicht nur an der bei einem Konzeptalbum typischen, gleichen Thematik (hier das Element Feuer) liegt sondern an der Form, wie die Songs eine erhabene Verbundenheit im Klanggebilde offenbaren. Die Songs reichen sich auf dem erstem Ohr die Hand, auf dem zweitem Ohr liegen sie Arm in Arm und tauschen sich im blinden Verständnis aus. Druckvoller Goth Rock ("Retaliation of Prometheus") oder durchdringender Elektro Rock ("The Sunvoyager") werden immer wieder von stark balladesken Stücken umrandet. Wer Blach's Texte kennt, wird wissen, hier handelt es sich nicht um einfaches Blabla (das Wort einfach wird übrigens doppelt negiert). Sascha verlangt dem Hörer einiges ab, aber es lohnt sich, etwas tiefer in die Textstruktur einzudringen. Aber so wichtig die Texte für den Verfasser auch sein mögen, ist es ihm gelungen, dass man die Musik auch ohne jegliche Kenntnisse der englischen Sprache genießen kann, einfach die Stimme als zusätzliches Instrument aufnehmen, zurücklehnen und abtauchen. Insgesamt ein Werk, wobei man die Phrase "gut" ganz bewusst durch die Phrase "wunderschön" ersetzen kann. Jeder Song besitzt mehr harmonische Melodielinien im kleinen Finger als die gesamte Top Hundert der letzten Monate.

Da ich Sascha's Musik schon längere Zeit kenne, könnte er hiermit langsam das Gipfelkreuz seiner Schaffensphase einschlagen. Zum Schluß sei noch auf das hervorragende Rainbirds Cover "Blueprint" hingewiesen, welches sich als Bonustrack nahtlos in das Album fügt. Info: www.transitpoetry.de (andreas)


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