V.A. "Hitpack Fresh 3" (Punk/Rock/Pop)
(www.hitpack.net)

Die Samplerreihe, welche sich sehr liebevoll um den Nachwuchs kümmert, geht in die nächste Runde. Als Kritiker und designierter Unterstützer des Undergrounds kann ich nur den imaginären Hut ziehen. Rein als Fan akustischer Genüsse ist es aber ein sehr schwieriges Unterfangen, sind doch die Stilrichtungen viel zu unterschiedlich. Musik ist in der großen Gesellschaft leider kein Entdecken mehr, es ist durch MTViva zum Konsumterrorismus verkümmert, wie Mode oder populistische Ansichten, die sich einem Stammtischidealismus anpassen. Nachdem die Duden Redaktion darüber nachdenkt, Individualismus aus dem Wortschatz zu streichen, bleibt ein angepasster Brei, der sich zähfliessend mit dem Bakterium "Anpassung" epidemisch ausbreitet.
Ein Entgegenwirken ist mit derartigen Dingen wie diesem Sampler natürlich möglich. Aber leider ist er nicht die Bombe ins Zentrum vom amerikanischen Imperialismus ausgedörten Fernsehsender Viva, er dient eher als zaunpfahliger Wink in das Ohr der Schreiberlinge akustischer Künste.
Soweit, so gut. Dieser Sampler beweist, wie qualitativ hochwertig heute in den Demo-Räumen gearbeitet wird. Aber er zeigt auch die negative Entwicklung der Musikszene der 90er auf. Jede Band ist 1:1 vergleichbar mit irgendeiner Combo aus den Charts. Etwas anderes dringt noch deutlicher ins Ohr. Instrumente sind mit viel Übung nicht nur zur Perfektion zu bringen, sondern weisen auch manche Eigenart auf, gut so. Nicht so beim Gesang. Und bei diesem Utensil der Musik haben fast alle Bands Probleme. Ausnahmen bestätigen die Regel, was "Panicdrive" eindrucksvoll beweisen. Es ist nicht unbedingt meine Musik, aber hier geht man sehr variabel mit den Stimmbändern um und lässt in ihrer Mischung aus New Rock auch Black, teils Death Metal auch eine jazzig verspielte Komponente experimentieren. "Out of shape" haben zwar nicht die gleiche Abwechslung in den Stimmbändern, aber der Gesang ist derart markant, dass er dem Wiedererkennungsfaktor in die Hände spielt. "Surf &Co" könnten mit ihrem Fun Punk durchaus für die Deutschquote stehen. Aber wer wählt einen derartig schwachsinnigen Namen. Was im besoffenem Kopp noch einprägsam ist, ist nüchtern betrachtet eine Irreführung (oder nicht) der Fans von "Strandjungs". "Kind im Magen" (hoffe mal anale Sexspiele dienen eher der Namensgebung als Kannibalismus) verbinden geschickt 77er Punk Rock mit der Deutsch Punk Bewegung der 80er und sind der Hamburger Schule nicht abgeneigt.
Highlight des Samplers ist für mich "Stimmkraft". In bester "Unheilig" Manier verbindet man elektronische Eleganz mit dunklem Rock.
Dann legte ich CD 2 dieses Doppel Albums ein und meine Ohren wollten es kaum glauben. Nach fast ausschließlich neumodernen Interpretationen erinnert "Orange4" an Bands wie Queen oder Pink Floyd. Den Italo Rap von Cosa nostra hat sich Falco leider von Oli P. erklären lassen.
Empfehlenswert die folgende "Peach Box", gefolgt von einer brutalen Ohrvergewaltigung ohne gleichen von "Joni Zugcasto", derartige verqueren Dummheiten im Stile der Italo Disco mit Goombay Dance Charme ..... ohne Worte. "Bionic Brit" geben sich als virtuose Wortakrobaten und unterlegen dieses mit verspielten Riffing, dessen Monotonie geschickt die Aufmerksamkeit auf den Text lenkt.
Das soll's gewesen sein. Weitere Infos entnehmt bitte www.hitpack.de
Aufgefallen ist mir noch ein weiteres Detail. Frauen gehören an den Herd oder an den Bass oder an das Keyboard, aber niemals hinters Mikro. Der Underground als Gegenpol des Feminismus? (andreas)


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