DIE! "Manche bluten ewig" (Dark Deutsch Rock)
(Black Bards Entertainment)

Wenn man im Vorfeld bereits eine Kritik einer Band liest, geht man mit ganz anderen Voraussetzungen an eine CD ran. In diesem Fall las ich die Rezi im Metal Heart und sie wurde ziemlich zerrissen. Auch wenn ich, wie ihr lesen werdet, einiges anders sehe, muss ich doch zwei Dinge unterstreichen. Der Name ist blöd. Ein Vergleich mit den Ärzten ist nicht von der Hand zu weisen, allerdings mit der besten Platte, welche die Berliner in ihrer langen Karriere gemacht haben (Die Ärzte" von '86 / Ich weise hier gerne noch mal daraufhin, dass zu diesem Zeitpunkt das Publikum aus 90 % aus Goth, Grufties oder dergleichen bestand). Allerdings kommt mir eine ganz andere Band in den Sinn und das ist "Tatmotiv Angst". Genug der Vergleiche.
Die Jungs aus Bergisch Gladbach spielen dunklen Rock, der im Mark eine druckvolle Härte besitzt und dezent die Melancholie einfliessen lässt. Rauher Gesang wechselt mit betörenden Vocals. Verspielte Elektronik paart sich mit Rammstein Saiten. Textlich beschreibt man die Story eines Vampirs, der durch die Jahrhunderte reist. Der Untote wird passend zum Original von Bram Stooker (den Antrieb gab allerdings die Hohlbein Romanserie "Die Chronik der Unsterblichen") als tragische Figur dargestellt und nicht als blutrünstiger Sauger. Dass es hier auch mal zur tragikkomischen Erzählungen kommen kann, muss aber nicht beabsichtigt sein. Im verträumten "Für immer" könnte man auch von einer Fabel sprechen (Wie heißt eigentlich die Fledermaus in der Fabel?). Der Refrain wie in "Helden" ist zuweilen etwas bockig, was auch an den verqueren Einsatz der Elektronik liegen mag, welche sich konträr zum Hardrock eine Nische sucht. "S:O:S" besitzt im Intro und im Zwischenspiel einen leicht orientalischen Touch. "Bis auf's Blut" beginnt metallern und spielt teilweise mit Deutsch Pop, um plötzlich die böse Seite musikalisch thronen zu lassen. Der Refrain mosht sich brachial in des Hörers Ohr, die Saiten werden hier sehr trocken malträtiert und der Gesang wechselt zwischen Aggression und Verzweiflung. Goth Rock mit Metal-Splitter der 80er begleiten die Erzählung "Leben". Der Vampir wird hier endgültig zum tragischen Held. Bei Part 2 von "bis ans Ziel" regiert dann allein das Mitleid mit dem Protagonisten der Geschichte. Die Untermalung mit klassischen Klavier/Keyboard zerbricht das Herz. Ein bisschen Lacrimosa eingehüllt in betörender Endzeit-Romantik. Sanft unterstützt eine weibliche Stimme die männliche Erzählform, welche hier vollkommen auf theatralische Stimmbandakrobatiken verzichtet und diesen Song fast puristisch kleidet. Sicherlich, hier wird mit Kitsch gespielt, er wird auch mal über die Gräber gehaucht. Insgesamt bleibt aber ein Album, welches sich schnell offenbart, welches Melodie und Härte geschickt kombiniert und welches einem vertonten Roman sehr nahe kommt. Info: www.die-music.de (andreas)


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