UNHEILIG "Zelluloid" (Elektro Goth Rock) (Four Rock Entertainment/Soulfood) Der Graf gibt sich zum dritten Mal die Ehre und hat ein Album im Gepäck, welches wohl zu den komplexesten und ausgereiftesten von Unheilig gehört. Dabei gelingt ein fast unglaublicher Spagat im Bereich deutschsprachigen Goth Rocks. Zum einem besticht man mit einer tiefdunklen Melancholie in der Art des ersten Zeraphine Albums, zum Anderen gelingt es die brachiale Energie von Bands wie Megaherz oder Oomph! (der oft gehörte Vergleich mit Rammstein ist aber eher untergeordneter Natur) zu erzeugen. Hinzu kommen betörende Melodien, die hymnenhaft in die Gehörgänge gelangen. Eine leicht pathetische Sprachgewandtheit findet sich in den Texten wieder, die von einem dunklen Timbre intoniert werden. Mittendrin befindet sich ein Song, in den ich mich sofort verliebt habe, "Herz aus Eis". Dieser Chorus will mir seit dem erstmaligen Hören nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sphärische Keys, sowie eingestreute Akustik Gitarren liefern den monumental-elektronischen roten Teppich, auf dem der Graf mit melodischen Stimmbandvibrationen im elegisch-dunklen Gewand daherschleicht. Eindringlicher Sprachgesang bestimmt das catchy interpretierte "Freiheit". Sanfte Elektronik paart sich mit Rammstein Gitarren und explodiert in einem Refrain, der vor allem durch seine Aussagekraft besticht. Pflichtsong für alle ach so angepassten Pappnasen. Im balladesken und minimal instrumentierten "Himmelherz" reicht der Graf Herrn Witt die vokale Hand. Nach diesem sehr ruhigen Intermezzo geht man mit "auf zum Mond" etwas monumentaler an die Sache und lädt straighte Riffs zu einer innigen Umarmung mit clubtauglichen Soundstrukturen ein. Ein beeindruckendes Album, das voll ist mit tiefgreifenden Gefühlen und voll ist mit sehr guten Song. Ein samtener Hauch der Melancholie nimmt einen an die Hand und entführt ins Kino des Lebens. Auch wenn der Protagonist in dem Streifen ein Fremder ist, braucht es keine Empathie, um ihn zu verstehen. (andreas) |