SECRET DISCOVERY "Pray" (Gothic Rock/Dark Pop)
(e-wave/Drakkar/BMG)

Manchmal kommen sie wieder? Nach der Auflösung 2000 und einigen Solo Projekten sind die Bochumer mit einem neuen Werk zurück. In Puncto Melodie würde ich dieses Werk als ausgereiftestes der Band bezeichnen. Ihnen gelingt es, die Faszination von U2 Mitte der 80er mit straighten Gitarren zu paaren und doch immer nach Secret Discovery zu klingen. Wunderschöne Harmoniebögen, sphärische Keys, ausdrucksstarker dunkler Gesang und ein Faible für intelligenten Wave Pop der Frühzeit bestimmen dieses Album. Der druckvolle Opener "Down" findet mit einer Leichtigkeit die Gehörgänge, macht sich breit und hängt sich mit einem betörenden Refrain fest. Songwriterisch auf höchsten Niveau bewegt sich die Band auch bei "to the moon", der sehr tragend beginnt und die unterschwellige Eleganz von "Faith" besitzt. Das Ganze wird mit rauen, dunklen Vocals verfeinert und zu einem perfekten Pop Song manövriert. Nach "Zerstörer" vom Debüt trauen sich die Mannen um die Gebrüder Hoffmann auch mal wieder an einen deutschen Text. Weitab vom düsteren Pathos gelingt es in "sieh nicht zurück", die falschen Verblendungen der Vergangenheit in eine hoffnungsvolle Zukunft zu gleiten. Dazu gelingt es wie schon bei "slave to the Rhythm" erneut, einem traditionellen Massen-Pop Song in ein betörendes Gewand zu packen. Diesmal bediente man sich bei Melanie C. und verfeinerte den Pop Appeal von "turn to you" mit heftigen Gitarren. Bestechend und die Qualität der aktuellen Secrets beschreibend, ist das französisch gesungene "une derniere fos". Teils heftige Saiten erinnern an Goth Metal a la Moonspell, während das ruhige Zwischenspiel in elegischer schwarzer Farbe glänzt. "Another Exit" dürfte alle Bowie Fans aufhorchen lassen und Secret Fans denken an eine Fortsetzung von "I can Fly". Musikalisch ein Rückschritt in die glorreichen 80er, damals wären deutsche Band für ein derart perfekten Song gestorben und heute sind sie zu Tod, um ein dermaßen betörenden Song zu schreiben. Der Titelsong bietet balladeske Eleganz mit traurigem Unterton. Um nicht endgültig in Superlative zu verfallen verbleibe ich mit einem "schön, dass ihr wieder da seid". Wie wichtig dieses für die deutsche Musikszene ist, ist nicht messbar. Ein durch und durch grandioses Werk, ein Meilenstein. Klasse. (andreas)