SHARON NEXT "Happiness for hire" (Wave/Pop)
(KM Music/V2001)

Als ich dieses Album zum erstem Mal hörte, dachte ich mir, diese Band ist moderner geworden. Nach mehrmaligem Durchhören fiel der Grund für diese Betrachtungsweise dann deutlich auf. Die Songstrukturen sind komplexer, die Dunkelheit hat das helle Licht als kleinen Punkt aufgenommen, die Musik ist wesentlich ausgereifter. Trotz allem sagt mir das Herz und Ohr, das Debüt fanden wir besser. Abgesehen davon überzeugen auch diesmal die nostalgisch wirkender Dark-Poppigen Melodielinien, die von warmem männlichen Timbre begleitet werden. Der Opener "Sucht" beginnt wie eine Hymne der Anonymen Alkoholiker, hat aber im weiteren Verlauf einen wesentlich defizileren Charakter. Hier geht es um Süchte im allgemeinen und ganz nebenbei hält man der Gesellschaft einen übergroßen Spiegel vor's Gesicht. Es ist einer von zwei in deutsch gesungenen Songs, der andere ist ein Nena Cover. "Ich häng an dir" von der "? Lp". Als der erste Schock (ich fand es zu Beginn vollkommen grauenvoll) vorüber war, erkannte man die Huldigung an vergangene Zeiten. Die Essenz eines Liebesliedes wird mit der traurig instrumentierten Variante von Sharon Next noch verstärkt. Die restlichen Songs sind in Englisch gesungen und glänzen mit eindringlichen Melodien und teils verträumten Charme. Die Band gehört nicht zu denjenigen, welche sich dem aktuellen Future Trend anpassen, sondern eine gewisse Liebe zu den 80ern beweisen und ihren Dark Pop, abgesehen von aller betörender Nostalgie, in einer Reihe mit Bands wie Diary of Dreams oder Diorama platzieren. Perfekt inszenierter Synthie Pop zwischen Dunkelheit und heller Eleganz. Nicht darauf setzend, dass man danach Tanzen kann, sondern das man danach ein heimeliges Gefühl besitzt. Passend auch das getragene Schlussstück "your best time", welches eine elegische Symbiose aus "Reptyle House" (Sisters) und Second Decay hervorruft. Ein gelungenes Werk einer Band, die beim falschen Label eine Unterschrift setzte. Info www.sharonnext.com (andreas)