EXTRABREIT UND HAGENER PHILHARMONIE :: Rock meets Classic
Iserlohn im Parktheater am 30.01.2008
(Fotos by Ludger - www.schmoelenjochen.de/sub9.htm)



"Rock meets Classic" - eine nicht ganz neue Idee, musikalische Stilarten zu verknüpfen. Aber wenn man eine der ältesten deutschen Rockbands, nämlich Extrabreit, mit dem Philharmonischen Orchester Hagen zusammenbringen möchte, kann eigentlich nichts Gutes dabei herum kommen. Glaubt man vielleicht. Ist aber keinesfalls so. Denn was das Orchester und die Band am Mittwoch im Iserlohner Parktheater ablieferten, war ein großer, voluminöser, stimmiger Klangkörper, der das Publikum rührte und gleichzeitig aus den Sitzen riss.

Die Stadt Iserlohn hatte mit diesem Arrangement, welches erst im zweiten Jahr durchgeführt wurde, den Nerv beim Publikum voll getroffen.

Das Orchester und Leitung von Antony Hermus eröffnete den Abend mit Bernsteins "Candide Ouverture". Während anschließend "Those where the days" gespielt wurde, betraten die fünf "Extrabreiten" bereits unter heftigem Beifall die Bühne und begannen mit einem ihrer Klassiker: "Polizisten". Dieses Stück war besonders geeignet, orchestral in Begleitung der Band dargeboten zu werden und das Eis zum Publikum zu brechen.



Sodann zeigte sich die dreiteilige Gliederung des Abends, denn Extrabreit spielte nun allein auf. Mit "Nichts ist für immer" wurde Harald Juhnke gedacht, um anschließend durch "Andreas Baaders Sonnenbrille" einen Blick ins Publikum zu werfen. Vor den Augen des geneigten Publikums verließ die Hagener Band daraufhin die Bühne, um für "Die verkaufte Braut" aus "Tanz der Komödianten" von "Smetana" Platz zu machen.

Doch das Publikum musste nicht zu lange warten. Anschließend gab es noch "Hart wie Marmelade" auf die Ohren und in Erinnerung an Hildegard Knef sollte es "Rote Rosen" regnen.

Ebenso abwechslungsreich ging es nach der Pause weiter. "Der Präsident ist tot" hieß es nach dem Intro des Orchesters, dem dieses das "Intermezzo" aus "Cavalleria" folgen ließ. Ein altbekanntes, damals noch als experimentell beurteiltes Stück, durfte natürlich nicht fehlen: "Annemarie", welches bereits 1990 in orchestralem Gewand auf der "Zurück aus der Zukunft"-CD erschienen war. Sänger Kai Havaii wurde hierbei vom Gitarristen Stefan Kleinkrieg und Bassisten Lars Larsson gesanglich unterstützt, während sich Drummer Rolf Möller und Gitarrist Bubi Hönig eine kurze Auszeit gönnten.



Nach "Tanzen" gab es dann einen der absoluten Höhepunkte des Abends. Die allseits bekannte "Carmen Ouverture" wurde bereits von heftigem Klatschen der Zuhörer begleitet. Nach deren Ende betraten die fünf Musiker, allen voran Stefan Kleinkrieg, wieder die Bühne, der jedoch Antony Hermus den Taktstock mit den Worten "der verlässt Hagen und ich will mich auf seine Stelle bewerben" entriss und das gleiche Lied selbst noch einmal abdirigierte. Ein wahrer Ohren- und Augenschmaus.

"Junge, wir können so heiß sein" verkündete die Band, um anschließend den Weg zur Sonne und zum Mond auf sich zu nehmen: "Flieger". Nun gab es kein Halten mehr. Egal ob älterer Herr mit Anzug im Rentenalter, Jugendlicher, der sich erst noch ein T-Shirt am Stand gekauft hatte oder Lady im kurzen schwarzen: Jeder stand, sang und klatschte zur Freude aller mit. Diese Stimmung ebbte in den Zugaben, u.a. mit "Hurra, hurra die Schule brennt" oder "Jeden Tag" nicht mehr ab.

In wenigen Minuten wuchs an diesem Abend zusammen was eigentlich gar nicht so recht zusammen passt, wie man vielleicht glaubt und wurde weit mehr als zwei Stunden dargeboten: "Rock meets Classic", respektive "Extrabreit meets Philharmonisches Orchester Hagen". Ein gelungenes Experiment, welches im Saal, auf der Bühne und wohl auch bei den Verantwortlichen nur eines hinterließ: absolute Begeisterung.


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