END OF GREEN + STIMPACK :: Der Wellness-Atmosphäre die Zähne gezeigt
Spektrum in Augsburg am 04.12.2008
(Fotos by Stefan)

Kurz vor 20.30 Uhr betrat ich den Raum des Spektrum-Clubs und glaubte zunächst meinen Augen nicht zu trauen: Fast der gesamte Saal war mit Tischen und Barhockern vollgestopft. Nur unmittelbar vor der Bühne hatte man einen schmalen Streifen zum Abschütteln frei gelassen. Bei einem gediegenen HEINO-Konzert lasse ich mir sowas ja gerne gefallen, aber wenn deftige Rockvirtuosen wie END OF GREEN und STIMPACK das Haus rocken sollen, wirkt jede Form von Bestuhlung schlichtweg albern.




Zum Glück blieb mir keine Zeit, mich noch weiter über die Wellness-Atmosphäre des Raums aufzuregen, denn STIMPACK stürmten die Bühne und droschen wie Wahnsinnige los. Respekt! Was die Band aus Landsberg an roher Energie freizusetzen vermochte, war durchaus beachtlich. Dabei ging die Metal-Combo, die mir bislang gänzlich unbekannt war, keineswegs planlos zur Sache. Vielmehr wirkte die Musik der 2003 gegründeten Gruppe sehr durchdacht und strukturiert.

Im Einzelnen überzeugten die kompakten Songs durch ihren Variantenreichtum beim Tempo, beim Rhythmus und bei der Gitarrenarbeit. Dazu brüllte sich Sänger Oli die Seele aus dem Leib, dass es eine wahre Freude war. Im Übrigen fiel positiv auf, dass sich die deutschen Texte der Band auf einem hohen Niveau bewegen. Hier wird Tacheles geredet! So prangert ein Stück wie "Weltenbrand" mit klaren Worten an, wie die maßlose Gier des Kapitalismus zunehmend das Ökosystem unseres Planeten vernichtet, wodurch die Menschheit paradoxerweise letztlich ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört. Sollte die aktuelle Waldschutzkampagne von Markus Mauthe und Greenpeace keinen Erfolg haben, sollte man vielleicht mal versuchen, die Menschheit mit dem Song "Weltenbrand" wachzurütteln. Dank der gelungenen Darbietung von STIMPACK verging die Zeit wie im Flug. Und als die Band nach einer halben Stunde ihren kraftstrotzenden Auftritt beendete, wurde sie verdientermaßen mit reichlich Applaus verabschiedet.




Gegen 21.30 Uhr war es für END OF GREEN an der Zeit, der Wellness-Atmosphäre des Clubs die Zähne zu zeigen. Dass dies der Band mit großer Leichtigkeit gelingen würde, war zu erwarten. Schließlich pendeln die emotionalen Pole von END OF GREEN seit jeher zuverlässig zwischen grenzenloser Depression und befreiender Aggression. Mit dem Eröffnungssong "Evergreen" wurde dann löblicherweise auch gleich anständig losgerumpelt. Anschließend präsentierte die Band mit dem treibenden "Dead City Lights" den Opener ihres neuen Albums "The Sick´s Sense". Dem Aufbau der aktuellen CD entsprechend ging es dann mit dem wilden "Killhoney" weiter ordentlich zur Sache. Mittlerweile hatte sich zumindest die Hälfte der schätzungsweise 150 Besucher von ihren Barhockern erhoben und nutzte den Freiraum vor der Bühne, um mit der Band eine veritable Sause zu veranstalten. Spätestens jetzt dürfte dem Clubbetreiber klar geworden sein, dass es richtig war, wenigstens darauf zu verzichten, den verbliebenen Freiraum vor der Bühne mit Liegen, Hängematten oder ähnlichem Quatsch vollzustopfen.




END OF GREEN führten auch im weiteren Verlauf souverän durch ihr Programm, das aus einer gelungenen Mischung ihrer letzten vier Scheiben bestand. Es war die pure Freude durch eine ausgezeichnet eingespielte Band zu erleben, was die besondere Qualität dieser famosen Musik ausmacht: Einerseits bringen END OF GREEN die Essenz von Rockmusik nicht zuletzt durch die Eingängigkeit ihrer Klänge auf den Punkt, andererseits gelingt es der Band auch immer wieder, das traditionelle Strophe-Refrain-Muster aufzusprengen, wodurch dann grandiose Überraschungsmomente entstehen. Für einen grandiosen Überraschungsmoment sorgte vermutlich auch der Betreiber des Clubs, denn eine Angestellte brachte der Band etwa ein Dutzend Schnapsgläser auf die Bühne, die sogar tatsächlich mit Schnaps gefüllt waren. Die überzähligen Schnäpse wurden von der Band sogleich freigiebig an die Fans weitergereicht. Ganz offensichtlich hatte sich mittlerweile die drohende Wellness-Atmosphäre weitgehend verflüchtigt. Das lag sicher auch daran, dass Sänger Michelle Darkness auf der Bühne eine Zigarette nach der anderen rauchend vernichtete, um pflichtbewusst seine tiefe und rauchige Stimme zu pflegen. In diesem nun überwiegend sehr schönen Rock´n´Roll-Ambiente verging die Zeit natürlich viel zu schnell. Und so fand ich es äußerst schade, als die Gruppe irgendwann unter heftigem Jubel von der Bühne verschwand.




Trotz dieses Abgangs war es natürlich tröstlich, dass END OF GREEN vor der Beendigung ihres regulären Sets noch "Bury Me Down" zum Besten gegeben hatten - dem in meinen Ohren stärksten Song ihrer aktuellen Scheibe. Zudem war es beruhigend, dass man angesichts der allgemeinen Begeisterung ja durchaus auf eine Zugabe hoffen konnte.

Nach ein paar Minuten kamen END OF GREEN tatsächlich für weitere drei Songs auf die Bühne. Gestartet wurde mit dem lässigen "She´s Wild", dann folgte "Sickness Crown" und mit "Death In Veins" fand die END OF GREEN-Party nach knapp 90 Minuten ihren endgültigen und würdigen Abschluss. Leicht geschafft und zufrieden begab ich mich an die Bar, um in der nun sehr passenden Wellness-Atmosphäre des Clubs einen außergewöhnlich guten Cappuccino zu trinken. Von der Bar aus konnte ich entspannt beobachten, wie sich die durchweg sehr sympathisch wirkende Band unter ihre Fans mischte und auf Fragen und Autogrammwünsche einging. Schließlich schaute ich auch noch bei der Gruppe vorbei, um mir die Setlist des Auftritts zu besorgen.

Da der Schlagzeuger die Liste extra noch ganz genau auf ihre Korrektheit prüfte, kann sie sogar als amtlich gelten. (stefan) Weitere Infos: www.endofgreen.de, www.stimpack.net


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