Soulfly
Braunschweig, Jolly Joker 19.02.2006

SOULFLY spielen fast vor unserer Haustür, da wollen wir natürlich dabei sein. Genau wie etliche hundert andere. Der Joker ist so gut wie ausverkauft und bereits eine Stunde vor Einlass ist eine erstaunlich Menge vor Ort. Wegen der frischen Temperaturen friert man sich bis zum Öffnen der Türe einen ab und um ziemlich genau um 20 Uhr entert der Support RAUNCHY die Bühne. Die Band bietet einen guten Mix aus Thrash, Hardcore, Melodie, Scream- und Clean-Vocals und Keyboards und stellt ihr neues Album "Death Pop Romance" vor. Die Band ist live sehr souverän und lässt nichts anbrennen, was die Anwesenden auch entsprechend zu würdigen wissen. Nach 40 Minuten ist Feierabend und die Umbaupause und somit das Warten beginnt.



Um 21.15 Uhr ist es dann endlich soweit: SOULFLY entern die Bühne und bringen die Meute kollektiv zum Ausrasten. "Babylon", "Prophecy", "Seek 'n' Strike", "Living Sacrifice", "Roots Bloody Roots", "Jumpdafuckup/Bring it", "Born Again Anarchist", "Mars", "Refuse/Resist" und "Execution Style" werden ohne große Unterbrechungen in die Menge gefeuert. Mehr Power, Aggression und Energie geht gar nicht. Dann kommt die erste Überraschung: mit "Wasting away" haben die Jungs um Max Cavalera einen Nailbomb-Klassiker aus dem Jahre 1994 ausgegraben. Geile Sache! Aber es geht gleich weiter: "Arise again", "Carved Inside", "Tribe" (Max spielt das Berimbau-Intro), eine Drum Jamsession, bei der ein Fan auf die Bühne darf, "Bleed", "Tree of Pain" (die Max zusammen mit seinem Sohn Ritchie singt), "Back to the Primitive", "I and I", "Arise/Dead Embryonic Cells", "Frontlines" und zum krönenden Abschluß "Eye for an Eye". Die Band legt bei der Präsentation ihrer Stücke eine Energie, Präzision und Spielfreude an den Tag bzw. Abend, dass es einem den Atem verschlägt.

Das aktuelle Line-Up ist meiner Ansicht nach das Beste, welches bisher unter dem SOULFLY-Banner gelaufen ist. Drummer Joe Nunez ist eine Maschine und leistet sich keine Schwächen. Egal ob straightes Thrash-Drumming, Tribal-Sound oder Drum-Solo: der Mann ist eine Bank. Bassist Bobby Burns ist eine ebensolche Maschine. Fettesten Groove bringt der Mann zum Erklingen und ist mit Joe Nunez somit das Fundament für den gewaltigen SOULFLY-Sound. Gittarist Marc Rizzo ist einfach genial. Das Multitalent zeigt mit seinen Soli, was in ihm steckt. Ich denke, dass er bei Soulfly fast unterfordert ist, vor allem, wenn man sich mal sein Solowerk "Colossal Myopia" reinzieht. Definitiv einer der unterbewertetsten Gitarristen unserer Zeit und auf der Bühne immer in Bewegung. Seine Parts bei z.B. "Mars" sind einfach überirdisch. Und Max ist Max. Souverän hat er an diesem Abend die Fans im Griff, singt einwandfrei und hat einfach eine fantastische Ausstrahlung. Dass er kein Egomane ist, beweist u.a. die Tatsache, dass er sich dezent zurückzieht, wenn Marc Rizzo ein Solo spielt oder sein Sohn auf der Bühne steht und "Tree of Pain" singt. Respekt ist bei SOULFLY keine leere Worthülse.

Trotz der relativ kurzen Spielzeit von knapp 80 Minuten beschwert sich keiner der Anwesenden. Dafür war das Erlebnis einfach viel zu intensiv und grandios. Man hat das Gefühl, nach dem Konzert endgültig in den SOULFLY-Tribe aufgenommen worden zu sein. Nur hört man (wieder mal) am Merchandise-Stand Unmutsbekundungen: 30 Flöten für ein T-Shirt und 50 Eier für ein Longsleeve. Das nenn ich happig. Trotzdem dürfen SOULFLY gerne jeder Zeit wiederkommen. Die Zuschauer werden es auch tun. Und ich auch. (chris)


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