Till Burgwächter - Schmerztöter Lesereise
Bad Wünnenberg, Bei Wilms 27.02.2004

Freitagabend, irgendwo am Rande des Sauerlands. In der Tränke "Bei Wilms" versammeln sich ca. 50 Metalanhänger, um den Worten eines Menschen zu lauschen, der ihre heile (Metal-)Welt in ein satirisches Gewand (mittlerweile in 2 Büchern) gepackt hat. Für viele der hier Anwesenden (ca. ein Drittel weniger als noch im letzten Jahr an gleicher Stelle) schien der Spassfaktor der Veranstaltung aber nicht so durchzudringen. Lag es daran, dass Herr Burgwächter in seinen Geschichten vielleicht doch nicht übertrieben hat und sich die metallerne Landjugend aus Bad Wünnenberg (dieses Mal waren es doch überwiegend die Jungtiere, die die Tränke bevölkert hatten) hier einfach nur im Spiegel sah? Man weiss es nicht. Jedenfalle war die Stimmung nicht so gut wie schon mal erlebt.
Nichtsdestrotrotz hatte Till wieder ein paar seiner lustigen und manchmal auch zum Nachdenken anregende Geschichten im Gepäck. Da das zusammengebastelte Intro nicht vom CD-Player abgespielt werden wollte, ging's pünktlich um 21 Uhr gleich mit dem Erzählen los. Den Anfang machte eine Story rund um die MTV-Family "The Osbournes". Mit Ozzy konnten junge und alte Hörer gleich was anfangen, die einen kannten ihn wohl noch von früher persönlich, die anderen aussem Fernsehen. Im Anschluss folgte u.a. eine exorzistische Geschicht, wo Till sich den Geist des Joey DeMaio austreiben musste, nachdem dieser in ihn gefahren war, sowie etwas Wissenswertes über überflüssige Reunions. Regen Diskussionsstoff boten dann die 3 vorgestellten Platten, die der Metaller als Lieblingsplatte zu nennen und zu besitzen hat. Im Buch sind's fünf, Till beschränkte sich heute Abend auf Iron Maidens "The Number of the beast", Metallica's "Master of Puppets" und Judas Priest's "Painkiller" (gleichzeitig auch Namensgeber des aktuellen Buches).
In Anlehnung an sein erstes Buch, "Juhr Gait Tu Hewi Metal", gab's auch die Vorstellung von 3 Metalbands (Freedom Call, Def Leppard, Macabre), wo mich persönlich die Bandauswahl nicht so begeistert hat. Zum Abschluss der Leserunde hatte Till dann noch was neues parat, eine Story über's Altwerden und Rockmusik. Fast schon ein sozialkritischer Text, wenn man ihn mal Revue passieren lässt, aber dennoch sehr witzig geschrieben. Und für den Altrocker (um die 30 und älter) schon ein beängstigende Geschichte. Man wird nicht jünger und die Bands von früher sind immer noch da... Die beste Geschichte des Abends!

Nach etwa 75 Minuten Netto-Lesezeit plus Pause ging eine gelungene "Schmerztöter" Lesung zu Ende, auch wenn das Publikum zu kleinen Teilen nicht die gesamte Zeit über sehr dankbar war, woraufhin dem Autor auch schon mal energische Worte mit der Bitte um Ruhe an die Jungtiere aus den mittleren Sitzreihen richtete. Wohl etwas, das selten vorkommt. Am Ende wurde Till jedoch mit gebührendem Applaus gefeiert und hielt auch eine einzige Zugabe. Mehr war jedoch verständlicherweise nicht drin. www.adam-und-till.de (eller)