NACHTBLUT :: Unterstützt und auch beeinflusst von Eisregen
Stil: Dark Metal - Review zu "Antik" lesen
Photos by Alieen Falk


NACHTBLUT sind eine recht junge Band aus dem Großraum Osnabrück und sind in der dunklen Metalwelt aufgetaucht, um ihren eigenen Stil, eine Mischung die anfängt bei EISREGEN und über Cradle bis hin zu Crematory geht, an den geneigten Hörer zu bringen. Und diese Hörerschaft sollte dabei nicht nur aus dem Anhängerlager der Thüringer Erfolgsband kommen, denn "Antik", das neue Album von NACHTBLUT, ist ein vielschichtiges Album mit einprägsamen Melodien geworden.
www.myspace.com/nachtblutgefluester (eller)



Im Osnabrücker Raum seid ihr schon recht bekannt. Wer euch nicht kennt, was muss derjenige sich unter der Band NACHTBLUT vorstellen?
Wir nennen es Dark Metal, wir haben allerhand Elemente in die Musik einfließen lassen, um eine würdige Atmosphäre zu schaffen, auf welcher die Texte sich entfalten können. Wir haben uns, wie jede andere Band auch, von anderen Bands inspirieren lassen und jeweils das beste genommen, um unser eigenes Rezept daraus zu gewinnen. So gesehen hat es natürlich alles schonmal irgendwo gegeben, aber nie alles in einer Band vereint.

Es gibt Eisregen, Rammstein und Cradle of Filth, aber keine Band, dessen Gesang sich mit der von Eisregen, dessen Gitarrensound sich mit dem von Rammstein und dessen Atmosphäre sich mit der von Cradle of Filth vergleichen lässt, somit sind wir eine Band, im ganz eigenen Element. Hierzu ein passendes Dogma: Die Summe ist mehr, als die einzelnen Teile.





In eurer Selbstbeschreibung auf MySpace lautet es, "NACHTBLUT ist ein aus Wut und sozialkritischem Gedankengut entstandenes Projekt". Was heißt das genau für eure Musik und Texte?
Das heisst exakt das, was es bedeutet. Nachtblut ist ein Mittelfinger-Projekt, in erster Linie verarbeite ich gesellschaftliche Probleme in meinen Texten. Und das machen wir auf eine Art und Weise, dass jeder, der sich nicht damit identifizieren kann, sich angegriffen fühlen soll. Ich will behaupten, dass jeder Mensch, der sich nicht mit der Kernaussage der Texte identifizieren kann, zu der Art Mensch gehört, die sich beim jeweiligen Songtext angesprochen fühlen darf. Aber die Wahrheit ist ja leider, dass nur wenige Menschen sich mit Songtexten auseinander setzen, da wird heute eher auf das Image oder dem Härtegrad der Musik geachtet. (Und auch diese Aussage ist wahr und provokant)

Aber um mal beim Thema zu bleiben, gehe ich jetzt mal explizit auf die Texte ein: Wir haben da beispielsweise Texte, welche die lächerliche Justiz in Deutschland in Frage stellen (Des kleinen Herzens letzter Schlag); mit einem Text kritisiere ich die Medien, die dem Volk Angst macht, um sie finanziell auszubeuten (Schreckenschor); Texte über unsere widerlich, scheinheilige Gesellschaft, die einfach nicht zugeben will, wie primitiv sie denkt und handelt (Augenschein); natürlich auch Texte gegen den Islam (Heiliger Krieg) und das Christentum (Kreuzritter); Texte gegen den Sozialkommunismus (Kindstod), der hier offenbar herrscht; Texte, die einen dazu auffordern, sich nicht gehen zu lassen, etwas aus seinem Leben zu machen (Antik); Texte die einem sagen, dass man selbst, sein eigener Gott ist (Mein Gebieter) und das jeder Tag zählt (Nie Gefragt). Und ab und an erzählen wir auch einfach nur Geschichten, die einen zum Nachdenken anregen sollen. Musikalisch gesehen wird das dann immer dem Text angeglichen, ich möchte mich da nie festlegen, ich möchte keinen Song mit Blast Beats schreiben "müssen", nur weil wir eine Metal Band sind, wir machen ganz einfach das, was wir denken und was uns gefällt, da gibt es keine Regeln.





Musikalisch erinnert ihr mich z.T. an Eisregen zu "Krebskolonie"-Zeiten und z.T. an Crematory z.B. mit ihrem selbstbetitelten Album. Wo seht ihr in etwa eure mögliche Zielgruppe?
Crematory habe ich mir nie angehört, und von der Krebskolonie kenne ich nur das gleichnamige Lied. Ich bin eher dem Old School Black Metal zugewandt, auch wenn ich musikalisch gesehen nur geringfügig Black Metal Elemente einfließen lasse. Wo wir unsere mögliche Zielgruppe sehen, kann ich dir schlecht sagen, wir haben uns eigentich nie hingesetzt und uns gefragt, welchem Stereotypen wir mit unserer Musik gefallen möchten. Es läuft doch so ab, dass man die Musik in erster Linie für sich selbst schreibt. Nun ist es so, dass ein Großteil unser Fans, aus der selben Zielgruppe (dessen Definition mir unbekannt ist) wie der von "Eisregen" bestehen.




Im Vorprogramm von Eisregen habt ihr schon mal gespielt. Da stelle ich mir jetzt vor, dass ihr da sehr viel Zuspruch auch von Fans erfahren habt, die euch bis dato noch nicht kannten.
Du musst wissen, wir traten am 09. März 2007 das erste Mal auf und spielten vor rund 30 zahlenden Gästen. Nur 9 Monate später hatten wir ein Konzert als Vorband von Eisregen anhand eines Votings gewonnen. Vor ca. 800 Menschen!!! Man ließ uns wissen, dass Eisregen Fans sehr wählerisch sind und die meisten Vorbands von Eisregen auf verlorenem Posten kämpfen. Wir waren nur Jugendzentren und kleine Clubs gewohnt, nie mehr als 100 Leute im Publikum, da war es schon eine Macht, plötzlich vor knapp 800 Leuten auftreten zu können! Wenn man seine ersten Konzerte gibt, und das als Band, die nun wirklich alles andere als "eine weitere Metal Band" ist, dann muss man auf wirklich alles gefasst sein. Doch das Publikum feierte uns ab, wir haben die so richtig schön vorgeheizt, das bekamen Eisregen natürlich mit.

So spielten wir innerhalb von einem Jahr ca. 10 Konzerte im Vorprogramm von Eisregen. Das wissen wir wirklich sehr zu schätzen! Und wenn ich aus meiner Erfahrung sprechen darf, ist es so, dass gerade Bands, die sich öffentlich symphatisch geben, so symphatisch, dass man sie einfach lieben muss, von denen man Ausschlachterei am wenigsten erwartet, von ihrem Symphatiebonus Gebrauch machen und dies schamlos ausnutzen, um sich am geringen Bekanntheitsgrad anderer Bands finanziell zu bereichern. Ich verachte solche Bands! Und gerade Eisregen, welche sich als "geschmackvoll, laut und arrogant" bezeichnen, haben wirklich garnichts von uns verlangt, die wollten uns einfach nur unterstützen, so wie es sich gehört und wie man es sich als kleine Band wünscht/vorstellt, dass rechnen wir dieser "echten" Band sehr hoch an! Wir dürfen in ihrem Vorprogramm spielen und dafür servieren wir ihnen ein energiegeladenes Publikum, eine Hand wäscht die andere.

Deswegen kotzt es mich ganz schön an, immer wieder lesen zu müssen, wie Fans von Ausbeuter Bands, wie ein feiges Pack Hyienen über die fairen und ehrlichen Bands herfallen, ihnen lächerlicher Weise ausverkauf und kommerzialisierung vorwerfen. Denn ich weiss ja, wie die Wahrheit aussieht. Aber ein Großteil der Metalszene ist und bleibt nun mal blind!





Eure Qualität scheint sich ja doch schon etwas herumgesprochen haben, spielt ihr ja u.a. im Mai auf dem Legacy-Fest in Dessau. Wie kam es dazu, dass ihr im Billing seid?
Das ist eine ganz einfache Sache gewesen, wir haben uns spontan dazu entschlossen an diesem Voting teilzunehmen, haben ein paar Rundmails bei Myspace verschickt, unsere Nachtblüter in unserem Forum angestiftet uns zu unterstützen und schon waren wir auf dem ersten Platz.




Am 20.03. habt ihr in Osnabrück euer neues Album live präsentiert. Wie ist es beim heimischen Publikum angekommen?
Vom heimischem Publikum kann da eigentlich nicht die Rede sein, wir sind im VVK 70 Karten los geworden. Und von diesen 70 Gästen, kam nicht ein einziger aus Osnabrück! Wir hatten Leute aus Bayern, Hamburg, Hessen, Nordrheinwestfalen, aber nicht ein einziger kam aus Osnabrück. Im Endeffekt wurden es 160 zahlende Gäste, womit wir uns für osnabrücker Verhältnisse einen Orden verdient haben.

Das Konzert verlief sehr gut, da es ein besonderer Anlass war, haben wir noch mehr Wert auf unsere Bühnenpräsenz gelegt als sonst, vielleicht hätten wir auf den Alkohol verzichten sollen, aber ich glaube das nahm uns niemand übel. Wir haben das Konzert völlig selbstständig organisiert, für viele dort Anwesende war dies ein unvergesslicher Abend, ebenso wie für uns, von daher ein glatter Erfolg!





Die Scheibe heißt "Antik". Wie kam es zu dem Titel bzw. worum geht es inhaltlich in dem Titeltrack?
Das Album trägt den Namen "Antik", was oftmals falsch verstanden wird, es ist nicht unbedingt die Epoche gemeint, dass Wort stammt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie "Alt" ... und genau darum geht es, die Werke auf diesem Album basieren in der Regel auf alten Geschichten, meist wahren Begebenheiten. Nun habe ich dieses Wort aus dem Kontex gegriffen und mit "Unsterblichkeit" kombiniert. Sprich, Antik steht für "Alt/Unsterblich" und so habe ich mir die Große Mühe gemacht, alle Werke mitsamt ihren Geschichten und Erzählungen musikalisch zu untermalen.

Dabei ging es mir weniger darum, zu beweisen wie schnell Skoll sein Schlagzeug bedienen kann oder wie gut Greif seine Gitarre beherrscht et cetera. Ich weiß ja wie das bei den meisten Bands abläuft: An guten Tagen kommt der Gitarrist in den Proberaum und schraddelt seinen Kollegen den Riff vor, welcher ihm am Vortag beim Slayer nachspielen eingefallen ist, der Schlagzeuger brettert dann irgendetwas darüber und der Sänger schreit dann irgendwas dazu. Dann werden die nächstbesten Parts dazu geschrieben, damit angegeben was für Tempiwechsel man hat und mit wievielen Bpm man das Lied spielen kann, und fertig ist ein weiterer Song. Oder es wird einfach so lange gejamed bis ein Song zustande kommt.

An den normalen Tagen wird im Proberaum unproduktiv rumgealbert und Bier getrunken. Ich werde mich dafür hüten, einen solchen Ablauf im Songwriting salonfähig werden zu lassen. In der Regel werden bei uns zuerst die Texte geschrieben und so kommen wir auch schon zum Opener, "Antik". Der Song ist aus der Sicht eines Toten geschrieben, welcher der Menschheit für immer in Erinnerung bleiben wird, er gehört eher zu unseren melancholischen Werken. Ich sehe in jedem Instrument, in jeder Klangfarbe, ein Gefühl, eine Farbe, einen Ort et cetera. Der Tote ist im Totenreich und das wollte ich musikalisch wiedergeben, man sollte die Musik verstehen. Ich dachte dabei unweigerlich an Engel, aus diesem Grund kam für mich die Violine als Hauptinstrument in Frage, als Streicher Instrument gespielt, jedoch auch mit der Verwendung des Pizzicato, im Hintergrund ein Engelschor, untermalt von einem Klavier, mit epischem Klang, dass alles ist in diesem Song zu hören, um den Text auf diese Weise musikalisch wiederzugeben, kein anderer Text hätte so gut auf diesen Song gepasst. Es geht also um einen Toten, der in seinem Leben alles richtig gemacht hat, der mit freudentränen das Reich der Toten betrat und der Menschheit für immer in Erinnerung bleiben wird!

Dies zusammen gefasst beschreibe ich als "Antik". Und genau um solche Menschen geht es in diesem Album. Um dem Titel noch gerechter zu werden, ist abgesehen von dem Prinzen Cover auch eine alternative Version von dem Stück "Gedenket der Toten" enthalten. Mal ganz davon abgesehen, dass ich dieses Stück dafür ins griechische übersetzt und eingesungen habe, haben wir auch von "antiken" Instrumenten gebrauch gemacht, wie dem Duduk oder der Nei.





"Die Mutter die ihr Kind verlor" ist ein sehr schöner, atmosphärischer Track, aber inhaltlich habe ich ihn noch nicht verstanden. Worum geht es hier?
Schön, das du ausgerechnet dieses Stück ansprichst, dass ist nämlich der einzige Song auf "Antik", der nicht auf einer bekannten Geschichte basiert. Während Ijob, Bathory, Leonidas, Ikarus, Jesus, Mohammed, Hexen und Kreuzritter, jedem ein Begriff sein sollten, stellt "Die Mutter die ihr Kind verlor" natürlich die Ausnahme dar. Worum es darin geht wird ja bereits im Titel genannt, um eine Mutter, die ihr Kind verlor ;-)

Man hört am Anfang des Liedes Wasser und Vogelgezwitscher, es wird also das Panorama der einsamen Mutter akkustisch dargestellt, wie sie am Ufer sitzt. Das Ganze wird von einem Klavier untermalt und später kommt auch die Panflöte zum Einsatz. Lyrisch gesehen geht es darum, dass ihr Kind im Wasser ertrank. Die Geschichte ist sehr märchenhaft erzählt. Und so wie es hier Tradition ist, Blumen und Kerzen auf die Gräber der Toten zu legen, kümmert sich die Mutter tatsächlich weiter um ihr totes Kind im Wasser, natürlich handelt es sich dabei um eine Metapher, in der die Mutter, lyrisch dargestellt, Fleisch ins Wasser wirft, damit ihr Kind etwas zu essen hat, sie strickt für ihn, damit das Kind nicht friert, sie liest dem Kind Geschichten vor, singt Lieder und letzten Endes springt sie ins Wasser und ertrinkt, damit ihr Kind nicht mehr alleine ist. Sie sah den Sinn ihres Lebens darin, für das Kind da zu sein, dass machte sie "Antik".

Die Kernaussage ist: Eine unbedeutende Person, die nichts besaß und das, was sie am meisten schätzte verlor, wird "Antik". Das ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregen sollen.





"Alles nur geklaut" ist sehr cool geworden. Wissen Die Prinzen von dieser Version? Wenn ja, gab's ein Feedback?
Natürlich wissen die Prinzen Bescheid, wir haben gefragt, ob wir den Song covern dürfen und sie verlangten eine Hörprobe. Dann bekamen wir die Mitteilung, dass nichts gegen eine Veröffentlichung unserer Version spricht und sie fügten hinzu, dass sie gerne 3 Exemplare des fertigen Albums zugeschickt bekommen möchten. Dieser bitte kamen wir natürlich nach. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.




"Antik" ist nicht nur musikalisch gut gelungen, auch optisch macht alles einen sehr professionellen Eindruck. Ist sicher nicht einfach, sowas zu finanzieren...
Je mehr uns unsere Fans unterstützen, desto mehr bekommen sie auch wieder zurück. Alles eine Frage der Moral, der Ehre und des Respekts. Ehrlicher Weise muss man dazu erwähnen, dass wir für "das erste Abendmahl" 10 Euro verlangten und "Antik" 15 Euro kostet, wir haben uns also angemaßt, ebensoviel Geld dafür zu verlangen wie eine Band mit Label. Denn wie ein gewisser Clown, stets zu sagen pflegte: Wenn du gut in etwas bist, mache es nie umsonst!




Wie sieht's denn mit Kontakten zu den Plattenfirmen aus? Eisregen beispielsweise stehen ja jedesmal in den Charts mit ihren Alben, Potential dazu sehe ich durchaus bei euch auch.
Dazu sage ich nur: Wartet es ab




Was wünscht ihr euch für die nächsten Monate im Bezug auf die Band bzw. was für Pläne habt ihr neben den Festivals schon?
Alle Pläne, Konzerte, Neuigkeiten et cetera, kann man in unserem Forum einsehen, wer sich dafür interessiert, kann sich dort Anmelden, zur Zeit ist eine Art Nachtblut-Street Team in Planung: http://nachtblut.siteboard.eu




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