CRIPPER :: Unromantischer Reifungsprozess
Stil: Thrash Metal - Review zu "Freak Inside" lesen
Bandmitglieder: Britta Görtz (v), Christian Bröhenhorst (g,v), Sören Becker (b), Jonathan Stenger (g), Dennis Weber (d)


CRIPPER sind für mich eine der interessantesten Newcomerbands, die der derbe Metalbereich zu bieten hat und so freute ich mich, dass ich die gesamte Band (nur Gitarrist Christian war verschollen) nach ihrem großartigen Auftritt im Indiego Glocksee interviewen durfte. www.cripper.de (chris)




Erst mal Gratulation zu eurem Auftritt! Das fand ich wirklich sehr, sehr geil!
Britta: Danke! Fandest du auch irgendwas doof?




Äh, nee, eigentlich nicht. Das war wirklich richtig tight und klasse. Es hat wirklich Spaß gemacht, euch zuzugucken!
Britta: Prima! Uns hat's auch Spaß gemacht. Coole Bühne, cooler Sound, coole Leute. Ah, da ist ja Sören! Guck ma hier, unser Interviewer Chris hat gar nichts am Gig auszusetzen.

Kurze Pause, während Arne (MAGNA MORTALIS) und Katharina das Backdrop zusammennehmen und Sören sich einen Platz sucht.



So, jetzt bin ich völlig aus dem Tritt... Stellt euch doch bitte mal kurz vor!
Britta: Mein Name ist Britta, ich bin das Bandgröhli, ihr dürft "Elchkuh" zu mir sagen.

Jonathan: Ich bin Jonathan und spiele Gitarre.

Britta: Ihr dürft Jonathan zu ihm sagen.

Dennis: Ich bin Dennis, ich bin der Schlagzeuger und ich habe einen Anfang vergessen.

Britta: Dennis hat den Anfang von "Slowly Beaten Hate Machine" verkackt.

Dennis: Ich hab den einfach vergessen!

Sören: Ich bin Sören, spiele Bass und ihr könnt mich Saufbold nennen.




Eure zweite Scheibe "Freak Inside" klingt deutlich reifer und ausgefeilter als der Erstling "Killer Escort Service". Habt ihr bewusst daran gearbeitet oder hat sich das einfach so ergeben?
Jonathan: Also, die Songs der "Killer Escort Service" waren wirklich die ersten sechs Songs, die wir in dieser Konstellation geschrieben haben. Alles was wir hatten, wurde auch aufgenommen. Bei der "Freak Inside" haben wir dann mehr Stücke gehabt und es gab auch drei, vier Stücke, die wir gar nicht erst in Erwägung gezogen und einfach weggeschmissen haben.

Dennis: Die "Freak Inside" haben wir auch als Band zusammen geschrieben. Das Material der "Killer Escort Service" haben Christian und Jonathan vorher schon geschraubt und es gab ganz viel Riff-Material, was wir dann zu Songs zusammengepuzzelt haben.

Jonathan: Die "Killer Escort Service" hat ja insgesamt genauso viele Riffs wie die "Freak Inside".

Britta: Die neue Platte ist dadurch ein bisschen logischer im Ablauf.




Britta, du schreibst ja die Texte, was willst du uns sagen?
Britta: Hast du die Texte denn mal gelesen?




Ähm, mehr oder weniger... Texte sind ja meistens Interpretationssache.
Britta: Ganz genau und darum geht es mir auch. Ich schreibe die Texte und da geht es hauptsächlich um mich und meine Erfahrungen. Ich find's halt wichtig, mich in meinen Texten auszudrücken und dabei versuche ich es allgemein zu halten oder verklausuliert zu schreiben, damit andere Leute da was anderes rausziehen können.
Du kennst es ja vielleicht selber, wenn du einen Song hörst und du denkst bei dem Text "Alter, geil! Dem geht's ja genau wie mir!". Das ist natürlich cool, obwohl man den Text auch ganz anders interpretieren kann, als der Schreiberling sich das gedacht hat. Ich werd' meine Texte halt nicht erklären, um da einen Interpretationsfreiraum zu lassen. Es kommt aber von Herzen, was ich schreibe.




Stehen schon Songs für das nächste Album?
Britta: Zwei hast du heute schon gehört! (Und zwar "I [.]" und "Junkie Shuffle" - Anm. d. Verf.)




Bleibt ihr eurem Stil treu oder wird was am Sound geändert?
Jonathan: Klar! Es wird schneller, härter, lauter und noch böser.(lacht)

Britta: Wir sind musikalisch schon etwas mehr gereift und trauen uns auch einfach etwas mehr rumzuexperimentieren, was das Songwriting betrifft. Dadurch schreiben wir auch nicht mehr in dem Tempo Songs, wie bisher. Wir gehen jetzt ein bisschen überlegter ran und probieren viel rum, bis der Song dann steht. Ich hoffe, ich habe mich auch weiterentwickelt, ich denke schon.

Jonathan: DU auf jeden Fall.

Britta: Ich war ja auch von allen am Schlechtesten und hatte auch das meiste Potential, um besser zu werden. Das unterscheidet mich von unseren Gitarristen, weil die von Anfang an sehr gut waren. Wir haben auch noch nicht so viel neue Songs geschrieben und wir lassen uns auch bewusst Zeit, wir wollen ja ein cooles Album machen! Es wird aber auf jeden Fall wieder in Richtung Thrash Metal gehen, auch wenn wir das nicht so bewusst machen oder sagen "Das Riff ist aber nicht Thrash, dass schmeißen wir wieder raus.".

Jonathan: Wenn ihr wüsstet!

Britta: Jonathan ist der Bandsheriff, auf den hört man immer.




Wie kommt man als Untergrund-Band ohne Deal an Andy Classen heran und bringt ihn dazu, dass er das Album mastered?
Britta: Das ist total witzig, das fragen alle.
Pass auf: es gibt eine Homepage, die heißt www.stage-one-studio.com und da steht eine Kontaktadresse und die Preise. So haben wir es gemacht. Wir haben ihn auch nie persönlich getroffen. Wir haben angefragt, ob er Zeit hat, weil wir es zeitnah haben wollten, dann haben wir ihm die Aufnahmen geschickt, er hat sie zurückgeschickt und fertig! Er hat humane Preise und liefert gute Arbeit! Eigentlich eine sehr unromantische Geschichte.




Hat er eine Parallele zu HOLY MOSES gezogen?
Britta: Keine Ahnung.

Jonathan: In jedem zweiten Review kam das.

Sören: Die einzigen Gemeinsamkeiten, die wir mit HOLY MOSES haben, ist das wir 'ne Frau als Sängerin haben und Metal.

Jonathan: Und einen Bassisten aus Hannover.

Sören: Ich komm nicht aus Hannover, so!

Britta: Und die sind genauso nett wie wir... manchmal sein könnten.




Ihr habt alle einen soliden beruflichen Background (Studium, Arbeit etc.). Jonathan, du und Christian studiert noch?
Jonathan: Wir machen jetzt gerade unser Diplom! Nächsten Dienstag ist es soweit. (was bei Erscheinen des Interviews schon gelaufen sein sollte. Also: Gratulation! - Anm. d. Verf.)

Britta: Ich arbeite in einer Werbeagentur.

Sören: Ich bin Wirtschaftsinformatiker.

Dennis: Ich mach gerade eine Ausbildung zum Informatiker




Meint ihr, dass sich eure beruflichen Wege später mit der Band vereinbaren lassen?
Britta: Später? Die ganze Zeit schon! Alles was du von CRIPPER siehst, haben wir selbst gemacht.




Ihr seid viel on the road. Hättet ihr die Chance, bei einem guten Angebot einfach wochenlang zu touren?
Britta: Bock haben wir auf jeden Fall. Kommt aber auf den Zeitpunkt an. Wenn es beruflich machbar wäre, auf jeden Fall!




Welche Band würdet ihr liebend gerne mal supporten?
Britta (wie aus der Pistole geschossen): TESTAMENT!!!

Alle durcheinander: EXODUS! Und ROBBIE WILLIAMS. Und PANTERA.

Britta: ROBBIE WILLIAMS?! Aber nur, wenn er Swing macht, dann passen wir stilistisch besser rein.




Wer oder was hat euch dazu gebracht, Metal-Mucke zu machen?
Jonathan: Angefangen hat es mit Gitarre spielen, aber die Idee eine Band zu gründen kam, als ich Christian durchs Studium kennen gelernt habe. Wir haben erst zusammen einen Proberaum gemietet, ein halbes Jahr alleine geprobt und dann die Band zusammengesucht. Das kam durch unser gemeinsames Interesse und der Tatsache, dass wir beide keine feste Band hatten.

Britta: Bei mir ist mein Bruder schuld. Er ist zehn Jahre älter und hat immer schon Metal gehört. AC/DC, IRON MAIDEN, das ist so meine Ecke. Wir mussten uns ein Kinderzimmer teilen und da habe ich mit vier Jahren die ganze "Back in Black"-Scheibe mit meinen Fantasietexten runtergesungen... das war wohl sehr amüsant.

Dennis: Ich bin eigentlich gar kein Metaller... (hüstel) ...ich bin Söldner. Ich habe die Band im Internet gefunden. Das ich Metal mache, ist mehr oder weniger Zufall, aber es macht Spaß, die Musik, die wir machen ist supercool. Ich könnte mir auch vorstellen, ganz andere Musik zu machen, aber jetzt ist CRIPPER. Ich bin da wirklich reingestolpert, aber das ist wirklich Zufall. Dadurch, dass ich jetzt nur noch mit bekloppten Musikern rumhänge, werde ich permanent mit Metal konfrontiert, weil sämtliche Bekanntschaften und die Clique darauf aufbaut, wenn man soviel Zeit investiert.




Was sind deine Lieblingsbands?
Dennis: Testament, Blumentopf, Fünf Sterne Deluxe, Die Ärzte, Blink 182 und Soilwork. Die Absoluten Beginner sind auch sehr cool!




Wie kam es zum Endorsement-Deal mit Schecter? Könnt ihr euch vor Instrumenten noch retten?
Dennis: Erst mal: bei dem Siegerbild haben die geschummelt! Wir haben Gruppenbilder gemacht und gepost wie die Blöden und aus irgendeinem Grund haben die dann nicht die Gruppenbilder genommen, sondern uns aus verschiedenen Bildern zusammengeschnitten... aber es ist ja auch egal, es sind ja Bilder von uns! (Die Bilder kann man auch auf der Webseite www.cripper.de bestaunen - Anm. d. Verf.)

Jonathan: Zu dem Schecter Deal an sich kann man sagen: es ist ein Mythos, dass wir jetzt mit Instrumenten überhäuft werden, sondern wir bekommen die Instrumente günstiger im Einkauf.

Dennis: Also das Ding mit den Endorsements ist wirklich so ein Mythos-Ding. Es ist eine sehr geile Sache, dass wir von Schecter unterstützt werden, im Drum-Bereich habe ich auch zwei Deals (Dixon Drums und Protection Racket Drum Cases). Es gibt diese A-Class-Endorsements, das sind die Deals, wo du alles geschenkt kriegst. Das bekommen aber nur die ganz Großen.

Jonathan: Es ist aber schon eine geile Sache, da wir günstiger an coole Instrumente rankommen.




Hat bereits ein Label an eure Proberaumtür geklopft?
Britta: Ja.




Und, habt ihr aufgemacht?
Britta: Nein.




Warum nicht?
Britta: Ja, was sollen wir dazu sagen? Wir haben einige Angebote gehabt. CRIPPER ist eine Band, die deswegen funktioniert, weil wir wissen, dass wir unter gewissen Bedingungen gut zusammen arbeiten können. Was wir uns behalten wollen, ist, dass wir Spaß an dem haben, was wir tun. Wenn wir die Möglichkeit bekommen, größer zu werden, wollen wir das in unserem Stil tun und wenn Verträge angeboten werden, die mit CRIPPER nicht funktionieren, passt das nicht zu uns. Und bisher hat einfach nichts zu uns gepasst. So einfach ist das.
Wir hatten keine Scheiß-Angebote, aber wir haben uns gesagt "Uns drängt ja keiner" und wollen uns auch keinen eingerahmten Plattenvertrag ins Zimmer hängen. Wir wollen uns ein paar Mal pro Woche zum Proben treffen, coole Konzerte spielen und Spaß haben. Alles darüber hinaus ist Bonus.

Jonathan: Wir stehen ja auch noch ganz am Anfang!




Bei euch herrscht eine bemerkenswerte Do-it-yourself-Attitüde und ihr macht fast alles selbst.
Britta: Du, Promotion und so was ist natürlich ein Punkt, den würden wir auch gerne abgeben. Die künstlerische Gestaltung sicherlich nicht und zwar aus dem Grunde, weil das alles sehr mit der Musik verstrickt ist. Wenn du deine Musik selber machst, dann gibt das ein schönes Gesamtpaket.
Es ist so, dass jeder von uns mehrere Stunden am Tag damit verbringt, CRIPPER nach vorne zu bringen oder wenigstens das jetzige Level zu halten. Irgendwann kommt der Punkt, da kommt man nicht mehr alleine weiter, ohne die Musik zu vernachlässigen. Und was willst du promoten, wenn du keine neue Musik hast? Das ist doch Quatsch. Gerade im Promotion-, Management- oder Booking-Bereich ist es so, dass du ohne Kontakte auch irgendwann nicht mehr weiterkommst.




So, eure letzen Worte für heute abend?
Dennis: Herry ist alle, ich muss jetzt Becks trinken, geht so.

Jonathan: Ich trinke gerne Becks.

Britta (Gemütszustand irgendwo zwischen genervt und ungläubig): Das... das ist echt immer so. Sag mal, was war die coolste Antwort, die du auf diese Frage gekriegt hast?




Mille von KREATOR hat gesagt: "Wenn ich jetzt meine "letzten Worte" sage, vielleicht sterbe ich dann gleich!" Und da wir das Interview vor dem Konzert gemacht haben, haben wir es dabei gelassen.
Britta: Mille ist sowieso cool! Wir haben mal zusammen auf dem Metalcamp gespielt und ein Kumpel sagte: "Bring mir mal ein Autogramm von Mille mit!". Also sind wir hingegangen und haben gesagt: "Mille, schreib mal was liebes für Grobi" und was macht Mille? Schreibt drauf "was liebes". Großartig!




O.k., das lass ich mal als deine letzten Worte durchgehen.
Sören: Das war alles lustig genug, ich kann da keinen mehr draufsetzen und mich nur Dennis anschließen: Und Prost!




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