Hail And Kille Kille
Till Burgwächter (Metal Buch Autor)

Nach seiner ersten Metal Satire mit dem Namen "JGTHM - Juhr Gait Tu Hewi Metäl" hat Buchautor Till Burgwächter nun den Nachfolger hingelegt. Dieses Mal weg vom Lexikon Stil, den der Vorgänger hauptsächlich besass, sondern mehr Geschichten und Erzählungen, die wahr sind oder es immerhin sein könnten. Wieder sehr witzig und intelligent geschrieben, ein Buch, das man man (neben dem Vorgänger) haben muss. Und sei es, um den Gegenbeweis zu der These anzutreten, dass Metalheadz nicht lesen können. (eller)

Review lesen



Bevor ich zum neuen Buch komme, wie bist du mit der Resonanz der Metal-Szene auf das letzte Buch "JGTHM" zufrieden? Welche Lehren/Erfahrungen hast du daraus ziehen können?
Mit den Reaktionen der Presse und der Leser war ich sehr zufrieden, man muss sich nur mal die ganzen Reviews zu JGTHM angucken. Das war schon extrem positiv, in manchen Fällen auch fast nicht mehr steigerbar. Die Lehre aus dem ersten Buch war, dass es schwer ist, zu den Leuten durchzudringen, wenn keine Werbung gemacht wird. Mir war schon klar, dass es nicht einfach wird, aber selbst in einer an sich recht überschaubaren Szene wie sie im Metal gegeben ist, ist das ein Problem. Viel zu viele Metal-Fans haben bis heute noch nie was von den beiden Büchern gehört, obwohl in Magazinen wie z.B. dem Hammer oder dem Rock Hard darüber berichtet wurde. Allerdings lag zwischen diesen beiden Artikeln genau ein Jahr, was natürlich viel zu lange ist. Es gibt halt keine koordinierte Promotion und kann nur auf Mundpropaganda und meine Lesungen setzen. Das funktioniert gut, aber so erreichst du die Massen natürlich nicht.

Die Metalheads werden denken, ein erfolgreicher Autor wie du müsste nun seine Schäfchen im Trockenen haben. Warum also mit "Schmerztöter" noch ein weiteres Buch?
Haha, hrumpf ... Tschuldigung, bin gerade vom Stuhl gefallen. Wegen der Schäfchen und so. Also, es gibt hauptberufliche Journalisten, die alle zehn Jahre mal ein Buch herausbringen und sich dann freuen, wenn 84 Exemplare im Bekanntenkreis weggehen. Ich lebe im Moment zwar auch hauptsächlich vom Journalismus, möchte aber regelmäßig Bücher veröffentlichen und damit auch auf Lesereise gehen, so dass ich eines Tages vielleicht sagen kann, ich schreibe nur noch ein paar Artikel und konzentriere mich mehr auf die Bücher. Das macht nämlich sehr viel Spaß. Und zu Schmerztöter ist zu sagen, dass mir einfach noch Aspekte zum Thema Metal eingefallen sind, die mir wesentlich besser gefallen, als einige Texte in JGTHM. Was raus muss, muss raus.

Es gab dieses Jahr ein paar Bücher, die es aus irgendwelchen nicht rational erklärbaren Gründen in der Bestseller Liste ganz nach oben geschafft haben. Wurmt es dich als ehrlicher Autor, wenn Bohlen, Naddel, Effenberg usw. mit ihrem sinnlosen Geschwafel soviel Geld scheffeln?
Ich würde da einen grundsätzlichen Unterschied machen. Leute wie Becker, Bohlen und in Ansätzen vielleicht auch Effenberg haben in ihren Bereichen etwas geleistet und nutzen einfach ihre Popolarität aus. Ich kaufe mir solche Bücher nicht, weil es mir pupsegal ist, ob Herr Becker am 14.7.1987 eine Banane gegessen hat oder nicht. Was mich hingegen stört sind Leute wie Naddel, deren einziger Verdienst es war/ist, einen Promi reinzulassen und blöde in eine Kamera zu grinsen (manchmal auch beides gleichzeitig, siehe z.B. Pam und Tommy Lee). Auf der anderen Seite hat jedes Land die Helden, die es verdient. Wenn ich sehe, dass Naddel bzw. ihre Ghostwriter in der SPIEGEL-Bestsellerliste geführt wird, ist das schon arm. Genauso arm ist es allerdings, wenn sich Jeanette Biedermann in den Charts räkelt, während Nevermore nicht wissen, wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Und warum laufen Kultursendungen wie "Aspekte" spät abends oder nachts und Sachen wie "Explosiv" vier Stunden früher? Weil wir es so wollen. Neid auf die Naddels dieser Welt halte ich persönlich deshalb für unangebracht, denn jeder kann versuchen, das Spiel mitzuspielen oder auf der Konsumentenseite dementsprechend agieren.

Und, hoffst du auch, dass dich vielleicht irgendwer verklagt (Metallica oder die Kirche wegen Verbreitung satanischen Lesewerks?), damit dein Buch (und dein Gesicht) auch mal auf der Titelseite der Bildzeitung erscheinen, um so den Verkauf anzukurbeln?
Verklagen wäre blöd, denn ich hab keine Rechtschutzversicherung. Sollte ich wohl mal dringend nachholen. Ein Klage der katholischen Kirche wäre natürlich ein schöner Punkt in der Biographie und Kardinal Ratzingers Jagdkommandos bestehen bestimmt aus total duften Typen, aber ich glaube, ich versuche es lieber auf die ehrliche Art.

Letztes Mal war der ein oder andere beleidigt, dass er bzw. dass er nicht in deinem Buch erwähnt wurde. Hat es dieses Mal auch schon Aufreger/Beschwerden in der Richtung gegeben?
Es stimmt, dass sich bei JGTHM Bands gemeldet haben, die sich darüber beschwert haben, dass sie nicht auftauchen. Andere waren hingegen mit meiner Interpretation ihres künstlerischen Schaffens nicht so ganz einverstanden. Im ersten Fall hab ich natürlich nachgearbeitet und die Bands in Schmerztöter verewigt, die Moserköppe haben dementsprechend noch eine Breitseite obendrauf bekommen. Bis jetzt hab ich noch nichts gehört, aber da kommt bestimmt noch was.

Schwierige Frage, aber gibt es eine Story aus den beiden Metalbüchern, die du persönlich für am Gelungensten hältst?
Die, in denen viele kleine Schweinereien versteckt sind. Aus dem neuen Buch fallen mir da spontan "Heimreise" und "Ein Gott muss vor Gericht" ein. Ich bemühe mich, neben den offensichtlichen Gags immer noch ein paar Sachen einzubauen, die erst über Umwege beim Adressaten ankommen. Ich habe gerade erst eine Mail von einem Leser bekommen, der meinte, er hätte in "Ein Gott muss vor Gericht" noch im dritten Durchgang neues entdeckt. Das ist ein großes Kompliment. Ich selbst bin ein großer Fan von solchen In-Jokes und Wortspielen. Stephen King, den ich als Jugendlicher geliebt habe, war mal ein Meister in solchen Sachen. Mittlerweile ist er leider etwas plakativer geworden.

Ich war ja völlig empört über den Test für Hobbyjournalisten *g*. Nicht über den Test an sich, aber dass ich durchgefallen bin. Jahrerlange harte Arbeit und unendlich viel Zeit investiert man in sein Hobby und dann das. *g* Was hast du, der mir das eingebrockt hat, zu deiner Entschuldigung zu sagen?
Wieso ich? Was kann ich denn dafür, wenn du in deiner Freizeit nicht was sinnvolles machst (Kieselsteine sortieren, Seifenblasen blasen, Burgen aus Streichhölzern nachbauen etc.), sondern ein obskures Magazin gründest? Und dann auch noch in meinem Test durchfällst? Lieber Herr Eller, da solltest du dich aber mal selber kritisch hinterfragen anstatt mir die Schuld für dein verkorkstes Leben zu geben.

*schnief*

Neue Lesungsdaten gibt's ja auch schon. Was hast von deiner letzten Lesungstour mitgenommen und wird sich irgendwas ändern bzw. was hast du im Programm?
Mitgenommen habe ich vor allem ein kaputtes Auto. Ein paar Tage nach dem letzten Termin im September wollte die Karre gar nicht mehr. Außerdem die Erkenntnis, dass Metal-Lesungen sehr wohl funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Das wären vor allem ein metal-kundiges Publikum, ein Veranstalter, der zumindest im Ansatz Interesse an der Sache hat und ein paar bauliche Gegebenheiten. In Hamm lagen zwischen mir und dem Publikum ca. 12 Meter und sowas funktioniert einfach nicht besonders gut. Die Schmerztöter-Lesereise wird mich an einige alte Wirkungsstätten (z.B. in die Rockfabrik Ludwigsburg), aber auch in neue Städte führen. Ich werde natürlich Texte aus Schmerztöter lesen, dazu ein, zwei alte Sachen aus JGTHM, die aber komplett überarbeitet werden. Und natürlich wird es auch etwas niegelnagelneues geben, für Leute, die beide Bücher auswendig kennen. Da ich auf der JGTHM-Lesereise bereits einige Texte aus Schmerztöter "getestet" habe, werde ich versuchen, auf Wiederholungen zu verzichten. So gut das eben geht, denn natürlich habe ich das nicht mehr alles im Kopf.

Gibt's schon Pläne für ein weiteres Heavy Metal Buch?
Es gibt die Idee zu einem Projekt, an dem mein neuer Verlag Iron Pages auch schon loses Interesse bekundet hat. Allerdings hängt die Realisation maßgeblich vom Schmerztöter-Verkauf ab. Darüber hinaus werde ich versuchen, im nächsten Jahr ein Buch mit allgemeinen Glossen zu veröffentlichen. Die Idee dazu ist älter als JGTHM, Material ist reichlich vorhanden und so fehlt eigentlich nur ein Verlag. Mal schauen.

Letzte Frage: Welchen Klingelton hast du auf deinem Handy? Auch ein Slayer-Riff? (Anm.: lest das Vorwort von Schmerztöter und ihr werdet vestehen)
Mein Handyton ist ein fieses, schneidendes Fiepen, weil ich a) schlecht höre und b) Musik auf Handys für eine der größten Plagen der Menschheit halte. Egal was man sich auch runterlädt, es klingt immer, als würde ein Schlumpf auf einem Kamm blasen. Wobei ich mich gerade frage, ob Schlümpfe unter der Kappe eigentlich Haare haben...