Kleine Fehlfarbenlehre
Angelika Express (Gitarren Rock)

Den Kölner gelingt es auf ihrem selbstbetitelten Debüt, die Aufbruchstimmung der frühen 80er in die Neuzeit zu transportieren. Lärmorgien, Schlagerelemente, Punk, Alternativ Rock und wildes Gebären auf der Bühne sind die Eckpunkte ihrer Musik. Durchdringende Refrains, welche bereits nach erstmaligen Hören in den Gehörgängen hängen bleiben, nachdem man zuvor selbige mit straighten Riffing vom Schmalz freigeblasen hat. Witzig anmutende Texte mit einem Hauch Sozialkritik und versteckter Eigenironie. Angelika Express machen einfach Spaß, egal ob im heimischen CD Player oder Live. Info: www.angelikaexpress.de (andreas)

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Stellt euch doch kurz (oder lang) unseren Lesern vor?
Wir benutzen hier als kraftvolles Dreierkonglomerat gerne den Vergleich, dass wir erst zu dritt zu Feuer und Dynamit werden, als einzelne noch recht harmlos scheinen mögen, meistens jedenfalls. Jedenfalls sind wir namentlich Robert (Gesang, Gitarre), Jens (Gesang, Bass) und Alex (Gesang, Schlagzeug), wobei Robert der meistbeschäftigte Sänger und übrigens auch Texter fast aller Stücke ist. Ansonsten sind wir drei kneipenerfahrene und keiner angenehmen Seite des Lebens abgeneigte Kölner.

Wie kam es zu dem seltsamen Bandnamen und was steckt dahinter?
Wir finden ihn nicht besonders seltsam, haben aber auch schon oft diese Frage unzufriedenstellend beantwortet. Kurz: Der schnellste Weg zum engelsgleichen Glück. Lang: Angelika ist unsere noch zu findende Übermutter für alles, die uns aus jedem Scheiss raus- und unangenehmen Typen auf die Fresse, uns anschliessend 'ne 1a Erbsensuppe in die Pfanne haut.

Wie kam der Kontakt mit Peter Hein zustande?
War natürlich Schicksal, er mochte unsere Anzüge, wir ihn komplett, dann gemeinsamer Gig in Wuppertal, dann Kniefall vor Peters Schuhwerk, dann wir gemeinsam ein Stück aufgenommen (Verkaterter Dienstag). Auf der Fehlfarbentour war Peter dann schon oft Tresenkollege und Arm in Arm verbrüderungsmässig mit uns verknäult.

Wie ist für euch die Tour mit den Fehlfarben gelaufen?
Um ehrlich zu sein (und nichts anderes wollen wir sein), war's natürlich kein euphorischer Glücksritt, weil wir nicht gnadenlos abgefeiert wurden, so ist das als Vorband eben. Unser Publikum wäre wohl auch gut zehn Jahre jünger im Durchschnitt. So wie ich's erlebt habe, fanden es aber die meisten Leute gut. Wir auf jeden Fall waren schon adrenalinmässig unterwegs und für uns war es super, mit den Fehlfarben Zeit zu verbringen, das war alles sehr herzlich und so musste es einfach gut werden.

Ihr singt über versoffene Nächte und existentielle Katerstimmung. Hat die Tour mit den alten Haudegen von Fehlfarben hier neue Nahrung für Texte über diese Themen gebracht?
Skandale und so gab's jedenfalls nicht, das orgiastischste, was mir einfällt, war die Blutwurst beim Catering und natürlich der Abend in Berlin nacher Volksbühne, da gab's auch Verbrüderungsknäuel, in Hamburg hatte Peter Geburtstag und da feierten wir schon ganz ordentlich.

Um wen geht es im Song "eigentlich, eigentlich" eigentlich?
Das wird Robert sicher nicht verraten, um wen es da eigentlich geht, eigentlich ist das aber doch nicht so wichtig, weil eigentlich sind das doch Zustände, die eigentlich jeder irgendwoher kennt.

Ein Song heißt "Paul muß sterben", ist der nicht bereits seit 20 Jahren Tod?
Dazu kann ich erzählen, dass Peter in Darmstadt bei "Paul ist tot" spontan umtextete und sang "...oder muss sterben, damit wir leben können." So ist das eben mit den wichtigen Themen, da ändern ein paar zwanzig Jahre auch nichts.

Wie sehr werden eigene Erfahrungen in den Texten umgesetzt?
Ich denke, dass beinahe nur eigene Erfahrungen umgesetzt werden können, wie sollte es denn sonst sein? Aber mal ehrlich, das sind keine hirnerzeugten Gedankenspiele, sondern Gefühle und Erlebtes, was schon persönlich ist, aber eben nicht nur, weil es auch sehr darauf ankommt, was der Zuhörer dabei empfindet.

Eure Bühnenauftritte strotzen vor Energie, wie wichtig ist die Live Präsentation der Songs?
Live zu spielen war ein unglaublicher Befreiungsschlag nach Labelsuche und so weiter, es ist der Grund, weshalb man Musik macht. Für Leute zu spielen ist eben ein ganz anderes Ding als im Studio, es passieren ganz andere Dinge mit einem selbst.

Sowohl das Cover Artwork als auch das Bühnenoutfit wird bestimmt von den Farben der Anarchie, rot und schwarz. Seit ihr die Fortsetzung der Anarcho Bewegung in der deutschen Musik Anfang der 80er?
Abgesehen davon sind es doch einfach zwei schicke Farben, vor allem in der Kombi. darauf stehen wir eben, optisch gesehen. Wenn unsere "Neue Mitte" aber die Fortsetzung von dem Kram ist, dann stehen wir da drauf, jedenfalls wenn es gute Musik war, ansonsten standortbestimmungsmässig wär's doch zu einfach, hier politische Farblehre zu betreiben...

Wie wichtig ist zwischen den Lärm und Punk-Orgien die einschmeichelnde Melodie?
Ich schaue gerade mit einem Auge den GrandPrix bei 'ner Freundin und finde eigentlich nicht, dass einschmeichelnde Melodien zwischen egal was wichtig sind...bei uns ist das aber eben ein harmonisches Ding, dass nicht die ganze Zeit gegröhlt wird. Wir können eben nicht nur schreien, das macht ja kein Stimmband lange mit. Diese Melodien entstehen so und wollen dann auch gespielt werden, da kann man sich kaum gegen wehren und wir wollen es auch nicht, aber einschmeichelnd finden wir sie nun auch wieder nicht.

Was sind eure Ziele, Planungen für die Zukunft?
Momentan stehen alle Zeichen auf: weiter so! Das ist schon super und wir sind sehr glücklich, wie sich für uns alles entwickelt und sind überzeugt, dasses genauso weitergehen wird.