Zillo Festival 13.-14.07. Hahn/Hunsrück


Bericht von Andreas:

Allgemeines

Zum neunten Mal traf sich die Zillo Gemeinde zu einem Festival. Nach dem letztjährigen etwas kleineren Event in Losheim, war diesmal alles ein bisschen größer. Eine Konsummeile eröffnete den Weg zu den drei Auftrittsorten. Ein Zirkuszelt, welches dem Newcomer Contest beherbergte. Ein etwas größeres Zelt für die Zweitbühne und eben die Mainstage.

Über die Preise rege ich mich nicht mehr auf, man muß ja nicht trinken und essen. Die Preise für Klamotten haben mittlerweile Standarts erreicht, bei denen selbst Boutiquen Besitzer auf der Kö blaß werden. X-tra lockte mit 25% Rabatt, verschwieg aber vorher 30 draufgeschlagen zu haben. Aber man muß ja nichts kaufen. Die Organisatoren überboten sich bei den Zeitverschiebungen. Die Eröffnung im Newcomer Zelt begann mit 90 minütiger Verspätung. War dieses zwar nervig, aber noch mit einem Lächeln zu ertragen, waren die Verschiebungen am Samstag ein wahres Ärgernis. The Mission und The Cure begannen 30 Minuten früher als angegeben, wodurch einige den jeweiligen Beginn verpassten. Aber man muß ja nicht alles sehen. Ein weiteres Ärgernis war der absolut miese Klang beim Newcomer Contest. Es ist ja schön, wenn alle Bands die gleichen Bedingungen haben, aber müssen die alle gleich schlecht sein? Nun gut, man muß ja nicht alles hören. Im anderen Zelt konnte man aufgrund absoluter Dunkelheit kein Gesicht mehr erkennen, aber man muß ja nicht jeden treffen. Allerdings war das Stolpern über die Hindernisse vorprogrammiert. Aber egal, man muß nicht überall heil rauskommen.

Das Wichtigste, die Konzerte, waren fast durchgehend positiv mit einem absoluten Höhepunkt, THE CURE, eine Setlist, wie ich sie nicht besser der Band hätte unterschieben können. Dazu hatte man am Sonntag dem Veranstalter endlich eine Uhr geschenkt und der Ablauf konnte einigermaßen planvoll über die Bühne gehen.



Der Freitag
Als wir gegen ca. 20 Uhr den kombinierten Zelt- und Parkplatz erreichten, war kaum noch etwas frei. Mit Überredungskunst und Hartnäckigkeit konnten wir unseren "erkämpften" Platz behalten, obwohl "reserviert". Zeltaufbau und das erste genüssliche Festivalbier folgten. Das Bändchen abzuholen im Pressebüro wurde dann zur Geduldsprobe, weil irgendeine Pappnase vergessen hatte, das Amboss auf eine Liste zu kritzeln. Dank der Bemühungen eines Zillo Mitarbeiters kamen wir dann doch noch zu unserem Bändchen. Als Abschluß des Tages wollten wir dann noch das Konzert von DESPAIRATION sehen. An der Newcomer Bühne angekommen wurde gerade eine Adaption der "Rocky Horror" Show geboten. Oliver Klein, der später durchs gesamte Programm des Wochenendes führte gab uns den "Time warp". Erst nach diesem Auftritt bemerkten wir die Verspätung von 90 Minuten. Deswegen sahen wir als erste Band die Synthie Popper von DAYS OF FATE. Ihr eingängiger Synthie Sound mit markantem Gesang konnte bis auf den miserablen Klang überzeugen und mittendrin gab es mit "True Faith" auch ein schönes New Order-Cover. Die folgenden HERZER nervten dann nicht nur durch ihren Klang sondern auch mit ihrer Musik. 85 Sekunden waren für meine Ohren genug. Zu später Stunde betraten dann DESPAIRATION die Bühne. Die Band, welche ein Gemisch aus Trip Rock und dunklen, atmosphärischen Gothic zum Besten gab, überzeugte zwar mit gutem Gesang und verträumten Keys, litt aber von Beginn unter den technischen Bedingungen. Nach "blue Heaven" von der aktuellen CD gab es mit "dancing into the apocalyptic sun" einen Ausflug zum Debüt Album. Das mit einem eingängigen Refrain versehene "Magic Caravan" folgte. Auch diese Band ließ es sich nicht nehmen zu covern. So gab es eine schöne, etwas schräge Version von "man to the moon" von REM. Aufgrund der Zeitverzögerungen mussten DESPAIRATION ihr Programm kürzen und auf den Schlusssong wie aufs Intro verzichten. Die stressige Anreise und die aufkommende Müdigkeit forderte ihren Tribut und der Freitag endete mit Schlaf. Zumindest fast, der dröhnende Bass aus dem Discozelt schüttelte noch ein wenig die Glieder, bevor man sanft entschlummerte.


Der Samstag
Beim frühmorgendlichen Aufwachen schwirrte einem die ewig wiederkehrende Frage durch den Schädel:Wofür das Ganze? Die Antwort darauf folgte ca. 12 Stunden später. Nach kurzem Frühstück und Bodensee-Kaffee ging es auch schon zur ersten Band. AUTUMNBLAZE mit ihrem melancholischen Rock sollte die müden Gedanken zum Leben erwecken. Trotz der harten Gitarren und des straighten Schlagzeugs wurde es eher ein ruhiger Gig. Das lag nicht zuletzt an dem dunklen, melodischen Gesang des Sängers. Zum Schluß sorgte er mit dem Cure Cover "cold" für unterkühlte Atmosphäre. Die Umsetzung des Originals wurde im weiteren Verlauf aber wesentlich druckvoller. Danach betraten die Amerikaner von TAPPING THE VAIN die Bühne. Diese Band überzeugte neben elektronisch beeinflussten Gothic Rock mit einer wirklich sympathischen Sängerin, welche trotz nur Brocken Deutsch zu sprechen immer wieder den Kontakt mit dem Publikum in dieser Sprache suchte. Druckvolle Songs mit einem Hang zur Melodiösität wurden geboten. Neben Songs ihres aktuellen Albums, welches bei Nuclear Blast erschien ( Da wurde die Frontfrau nie müde, dass zu erwähnen) gab es auch ein überraschendes Cover von Tori Amos (Cornflake Girl"). Da mir die Band bis dahin unbekannt war, kann ich hier von einer persönlichen Entdeckung reden. Danach hatten die, ebenfalls aus Amerika kommenden, CRÜXSHADOWS ihren großen Auftritt. Häuptling Spitzhaar am Mikro sorgte von Beginn an für eine begeisternde Atmosphäre. Die Bühne war ihm viel zu klein, so sorgte er mit Ausflügen in die Menge immer wieder für Erheiterung bei den Fans und Höchstarbeit bei der Security, welche diese Ausflüge immer mit zwei Leuten begleiteten. Aber auch das Bühnengerüst an der Seite war vor ihm nicht sicher und so interpretierte er seine Songs aus schwindelerregender Höhe. Neben der aktuellen Hit Single "tears" sorgte vor allem das explosive Violinenspiel für Begeisterung. Für die Augen der männlichen Besucher wurde des Öfteren der linke und rechte Bühnenrand mit zwei knapp bekleideten Tänzerinnen verziert. Und als die Band die Bühne verließ und keiner mit einer Steigerung rechnete, verwandelte die Band mit der Zugabe "Marylin" die ersten Reihen in ein tanzendes Ewas. Danach kam der große Regen und die Elektroniker von IN STRICT CONFIDENCE versuchten ihn mit treibenden Bässen und verwegenen Soundstrukturen zu vertreiben, vergeblich.

Ich begab mich nun zur Zeltbühne, wo um 16.00 Uhr JUSTIN SULLIVAN spielen sollte. Nach einem endlos erscheinenden Soundsheck betrat er neben drei Mitstreitern die Bühne. Im gut gefüllten Zelt (viele suchten wohl auch Schutz vor dem Regen) begeisterte Justin mit straighten Akustik Gitarren und seinem unverwechselbaren Gesang, der die sozialkritischen Worte wie Hammerschläge in das Gehör transportiert. Neben eigenen Stücken und einigen Covern gab es auch etliche Songs von NMA. Neben "green and grey" überzeugte vor allem "225" mit einer Einspielung von "the end" (Doors). Statt der angekündigten 2 Stunden spielte Justin allerdings nur knapp 90 Minuten.

Danach war kurz Zeit um sich mal wieder ein billiges Bier im Zelt zu gönnen. Doch da man den Terminplan zum Quizspiel verkommen ließ, war dieses nur ein kurzes Intermezzo, denn genau 25 Minuten zu früh betraten THE MISSION, oder sollte ich besser sagen, Wayne Hussay und seine zur Zeit tätigen Musiker die Bühne. Wenn er doch nur seine Setlist derart oft wechseln würde?!? Wer The Mission öfter sieht, konnte hier nur enttäuscht die Nase rümpfem. Der gleiche Sud seit Jahren, aufgepeppt mit der neuen Single "Evangeline" , "(slave to) Lust" und "trophy" vom aktuellen Werk. "Wasteland" wie immer mit Versatzstücken von "Marian" versehen. Einzig und allein die Fans machten dieses elende Schauspiel zu einem Ereignis. Wayne hat sicherlich die treuesten Fans, die immer noch begeisternd die Hände heben, wenn man die alten Klassiker wie "Garden of Delight" oder "Severina" spielt. Allerdings das Wie fällt nur auf wenn man mal ein Konzert der Engländer in Ruhe "genießt". Sicherlich "The Mission" waren für mich das Comeback des neuen Jahrtausends. Aber angesichts der miserablen instrumentalen Umsetzung beim Zillo, frage ich mich, ob es sich noch lohnt, den Verfall einer Band zu begleiten.
Tracklist

Beyond The Pale
Hands Across The Ocean
Like A Child Again
(Slave To) Lust
Severina
Butterfly On A Wheel
Garden Of Delight
Trophy / It Never Rains
Swoon
Evangeline
Wasteland
Tower Of Strength
Deliverance

Never Let Me Down

Während danach die Spanier von Madrugada  die Wartezeit auf Cure verkürzten und in der Zeltbühne die elektronischen Klänge mit ACCESSORY, TERMINAL CHOICE und den Mexikanern von HOCICO die Szenerie beherrschten ging es für mich zur Newcomerbühne, wo der Dreadful Shadows Nachfolger ZERAPHINE seinen Auftritt hatte. Zu Beginn des Sets, welches mit dem Titel des aktuellen Albums "kalte Sonne" eröffnet wurde, war das Zelt recht spärlich besucht, füllte sich aber im Laufe des Konzertes. Neben sehr ruhigen, tief melancholischen Stücken wie "Sterne sehen" oder "in der Tiefe" waren bei anderen Stücken wie "laß mich gehen" auch straighte Gitarrenwälle zu vernehmen. Das Keyboard unterstützte des dunkle Gesamtbildnis mit atmosphärischer Eleganz. Sänger Sven intonierte seine Texte mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut, letztere entlud sich besonders im Refrain von "Laß mich gehen". Neben eigenen Stücken gab es auch noch eine saitenlastige Version von Depeche Mode's "in your room". Allerdings warfen auch bei ZERAPHINE technische Probleme einen kleinen Schatten über den Auftritt.


Um 22.35 Uhr war es dann soweit. THE CURE betraten die einem dezenten Blau eingetauchte Bühne und begannen ihr Programm mit "Plainsong". Was folgte war ein Höhepunkt nach dem anderen. "from the edge of the deep green sea" wurde eingehüllt von "Figurehead" und "drowning man". Bereits recht früh wurde deutlich, daß THE CURE heute auf ihre Pop Songs verzichten würden. So teilte sich die Zuhörerschaft auch immer mehr in zwei Lager von älteren und jüngeren Fans. Hervorragend wie das ellenlange Intro von "The Kiss" mit verwegenen Lichtspielen begleitet wurde. Robert Smith malträtierte seine Gitarre und Simon überzeugte mit Fingerfertigkeit. Der Einsatz des Gesangs, welcher mit leichtem Hall versehen wurde, ließ keinen kalt. Von der gleichen LP stammte das getragene "if only tonight we could sleep", welches folgte. Wie immer gab sich die Band betont introvertiert und verzichtete auf große Ansprachen und ließ einzig die Musik sprechen. Robert quitierte die Begeisterungsstürme mit einem kurzen "Thank you", bei dem er immer zwei, drei Buchstaben verschluckte. Etwas heftiger wurde es bei "shake dog shake". Die Gitarren muckten auf und übertönten das Keyboard und Robert schrie den Refrain förmlich aus sich heraus. Mit "siamese Twins" vom Pornography Album ging man in der Zeit noch weiter zurück. Genau da blieb man mit der genialen Version von "100 Yaers" noch kurze Zeit. Ein Flair der 80er lag wie eine dezente Nebelwand über den Köpfen der Besucher und der doch enorme Zeitsprung zu "Bloodflowers" war kaum merklich. Die Bühne wurde zum roten Farbenmeer und Smith sang sich in einem wahren Rausch. Es folgte das abgedrehte, leicht schräge "pornography", welches THE CURE selten Live spielen. Dieses verwegene, von spielerischer Raffinesse geprägte Intermezzo ging über in den ruhigen, atmosphärischen Schlusssong "Desintegration". Nur kurz ließ man dem Publikum Zeit um ihre "Zugabe" Rufe los zu werden und kam zurück mit einer Zugabe, welche die Gefühlswelt eines jeden über dreißig jährigen durcheinander brachte. "Three Imaginary Boys" vom ersten Album wurde mit Leichtigkeit in die Neuzeit transportiert. Das betörende Liebeslied "M" , welches Robert für seine langjährige Freundin schrieb lud zum kuscheln ein. Danach das explosive "Play for Today" bei dem die Fans die Keyboard Melodie lauthals mitsummten. Und als i-Tüpfelchen "A forest", der Cure Song schlechthin in einer phantastischen Version. Robert Smith schaffte es seine Stimme im Refrain mehrere Sekunden zu halten und die Leute zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Der Bass wurde zum Schluß wie immer mit rhythmischen Klatschen begleitet. Die letzte Zugabe brachte dann noch das eingängige, romantische "charlotte sometimes" bevor es mit "Faith" sehr schwermütig wurde. Wie schon bei früheren Konzerten wurde der Text auch hier im Mittelteil etwas umgestaltet und perfekt improvisiert. Noch mal ein kurzes Thank you und die Ankündigung einer Tour im Spätherbst beendeten ein Konzerterlebnis der ganz besonderen Art. Ich habe THE CURE auf dem Zillo zum 38 mal gesehen und ich glaube, es war bisher das Beste.
Zum dahinschmelzen hier die Tracklist:
01 Plainsong
02 The Figurehead
03 From The Edge Of The Deep Green Sea
04 Drowning Man
05 Torture
06 Push
07 The Kiss
08 If Only Tonight We Could Sleep
09 Pictures Of You
10 Shake Dog Shake
11 Siamese Twins
12 100 Years
13 Bloodflowers
14 Pornography
15 Disintegration,
16 Three Imaginary Boys
17 M
18 Play For Today
19 A Forest
20 Charlotte Sometimes
21 Faith

Eigentlich sollte man sich nach so einem Ereignis den Schlaf gönnen und hoffen es im Traum noch einmal mit zu erleben aber auf der Newcomerbühne spielten noch die Bielefelder Goth Rocker von THE ESCAPE. Die Band bot ein Programm aus ihrem bisherigen Schaffen, welches mit "waiting for John Wayne" bis zum ersten Album zurückreichte. Leider verloren sich nur knapp 30 Leute vor der Bühne, die man vor allem mit dem L'ame immortelle Cover "stern" zum Tanzen aufforderte. Die dunkle Gestalt mit langem Mantel und Hut am Mikro ist bereits der dritte Sänger der Band, allerdings seit Beginn dabei. Den Haupteil bestimmten die Songs des aktuellen Albums "Melancholy" , welches straighten Gothic Rock in der Tradition der Spätachtziger bietet. Besonders in den ruhigen Momenten glänzt die Band mit tiefer Dunkelheit ohne auf die rockige Variante zu verzichten. Als letzte Band des Tages betraten dann noch die Synthie-Popper von PLASTIC die Bühne und vermischten Future Pop mit 80er New Wave. Allerdings zollte ich dann doch der Müdigkeit Tribut und begab mich auf den Rückweg zum Zelt. 


Der Sonntag
Als alter Mann sind zwei Übernachtungen im Zelt kein Kindergeburtstag und auch diesmal weiß ich nicht was mehr störte, der dicke Schädel vom Mineralwasser oder der Rücken vom Wasserbett oder ist die Erde eine Scheibe.
Erste Band des Tages waren die Deutsch Rocker von ZOMBIE JOE, welche neben dem auffallenden visuellen Effekt für die Friseurinninug eine gehörige Portion straighte Gitarren im Gepäck hatten. Der Gesang dient wohl als perfektes Beispiel für "hier scheiden sich die Geister". Mal dunkel heftig mal in ungeahnte Höhen kriechend sind die Vocals, neben den zweifellos interessanten Texten nicht jedermanns Sache. Die heftigen Riffs dienten allerdings als perfekte Aufwachhilfe, bevor mit SCHANDMAUL etwas ruhigere Töne aus längst vergangenen Zeiten ertönten. Neben bekannten Songs wie das begeistert abgefeierte "Herren der Winde" gab es auch einen ersten Eindruck in das neue Album, welches Ende September erscheint. Energische Dudelsäcke, verspielte Schalmeien sowie Flöte und Geige dienen neben dem modernen Instrumentarium als Melodiegeber. Barde "Thomas Lindner" mimt den perfekten Geschichtenerzähler und glänzt bei seinen Ansagen mit Humor und Sarkasmus. Auf der Zeltbühne war es mittlerweile dann auch Zeit für die erste Band. Die Goth Rocker von HOUSE OF USHER enterten die Bühne. Neben eigenen Stücken, die eine perfekte Balance von Vergangenheit zum neuen Werk brachte, überraschte man mit Cover Versionen. Während "House of the rising sun" noch halbwegs ins Repertoire passte, sah man beim "No Angels" Song "Daylight" doch überraschte Gesichter. Aber es beweist auch das die Band bei aller Theatralik Sinn für Humor besitzt. Sänger "Jörg Kleudgen" mutierte zum Brandon Lee aus "the Crow" der Musik und seine Mitstreiter lieferten den perfekten Soundtrack für derartige Horror/Fantasy Filme . Die Texte sind stark angelegt an alte Grusel-Schriftsteller wie E.A.Poe oder Lovecraft. Obwohl heute nur zwei Bühnen bespielt wurden, war es ne ganz schöne Hetzerei, denn auf der Mainstage gab es bereits Feuerspiele und eine energievolle Darbietung von SUBWAY TO SALLY. Songs wie "Hochzeit" oder "Böses Erwachen" sorgten neben der extrovertierten Darbietung von Sänger "Fish" für schweißgebadete Massen vor der Bühne. Mehrmals ertönte sein Schlachtruf "und der SCHREI" bevor er seine Songs mit Inbrunst ins Publikum schmetterte. Auch die etwas ruhigeren Stücke wie "Kleid aus Rosen" oder das verwegene "Henkersbraut" durften nicht fehlen. Frau Schmitt sorgte wie immer für den Augenschmauß und ließ ihre Violine spielerisch ein Eigenleben entwickeln. Als die Band die Bühne verließ intonierte das Publikum die Subway Hymne "Blut, Blut, Räuber saufen Blut" an und mitten im mehrstimmigen Gesang betraten sie die Bühne um den Fans zu geben was sie wünschen. Energie , Spaß und Spielfreude lassen die Berliner zur Live Band schlechthin werden. Im Zelt hatte MILA MAR übrigens Probleme ihre sehr ruhige Musik vorzutragen. Wie bereits am Vortag bei Justin Sullivan, kam von der Hauptbühne doch zuviel Akustik ins Zelt. Die schwermütigen Melodien in Verbindung mit kristallklarer Stimme diente trotz einiger technischer Probleme und ungewollten Störungen als perfekter Ruhepol.

Dann durfte man gespannt sein was unser alter NDW Held WITT so zu bieten hat. Es war ne ganze Menge. Das Hauptaugenmerk lag auf Songs des aktuellen Albums. "Super versaut und supergestört" gehörten ebenso zum Programm wie "steif" oder "ich bin schwul". Interessant war es vor allem zwischen den Stücken, als WITT mit einem Besucher diskutierte oder er die ersten Töne von "strenges Mädchen" mit den Worten "zu früh für so'n scheiß" beendete. Aber auch die alten Songs wie "das geht tief" oder "und..ich lauf" durften nicht fehlen. Die Backing Vocals kamen leider vom Band, und Joachim war auch noch ein bisschen gehändicapt von seinem Bandscheibenvorfall. Als Zugabe gab es eine moderne Version vom "goldenen Reiter", welcher in dieser Livefassung nostalgische Gefühle hochkommen ließ. Zum Schluß erlebte auch noch der "Herbergsvater" seine Auferstehung. Während danach "Apocalyptica" ihre Cellos auf die Bühne karten, begab ich mit ins Zelt, um den harten Rock Klängen mit deutschen Texten von MEGAHERZ zu lauschen. Die Süddeutschen hatten zu Beginn etwas Probleme, das Publikum mitzureißen. Das gelang ihnen aber im weiteren Verlauf, da man das Publikum in Ansprachen immer wieder zum Mitmachen aufforderte. Das Hauptprogramm bestand aus Songs des aktuellen Albums "Herzwerk 2", wo besonders das energiegeladene "Herzblut" oder das melodisch, dunkle "Hast du heute schon gelebt" herausragten. Dazwischen wurden immer wieder Songs wie "Liebestöter" oder "Miststück" vom Vorgänger eingestreut. Das martialische Auftreten Alex' passte perfekt zu den metallischen Gitarren. Seine Ansprachen waren von bissiger Ironie durchzogen. Mit "Flesh for Fantasy" gab es dann auch eine gelungene Cover Version von Billy Idol.
Danach zelebrierte MOONSPELL Sänger Fernando förmlich seinen Auftritt. Wie eine Mischung aus Priester und Western Held betrat er mit einer Laterne, begleitet von einem bedrohlichen Intro die Bühne. Bereits bei den ersten Songs gab es im Publikum kein Halten mehr. Die Stimmung sprang immer wieder gegenseitig über. Den Höhepunkt erreichte die explosive Darbietung beim Klassiker "Opium", der Live noch ein Stück härter rüberkommt. Zwischen den straighten Gitarrenwällen und dem betörenden Düstergesang, gab es immer wieder tief melancholische Zwischenspiele. Die Portugiesen zeigten eine perfekte Show und ließen sich auch nicht lange um eine Zugabe bitten, die mit "Vampiria" ihren Schlusspunkt fand.
Die Bühne war nun bereitet für den Top Act im Zelt, TIAMAT. Sänger Edlund nutzte die aufgepeitschte Atmosphäre um sogleich Klassiker an Klassiker zu reihen. Die beiden letzten Alben bestimmten das Set. So wurden Songs wie "Vote for Love", "So much for suicide" , das hymnische "brighter than the sun" oder ältere Songs wie "the Arr" begeistert abgefeiert. Die Band gab noch mehrere Zugaben und spielte wesentlich länger als vorgesehen.

Auf der Hauptbühne hatten zwischenzeitlich APOPTYGMA BERZERK mit düsteren Future Pop kräftig abgeräumt und um Punkt 21 Uhr betraten Alexander Veljanov und Ernst Horn (DEINE LAKAIEN) samt Gefolge und einem Streicher Ensemble die Hauptbühne. Letztere verliehen den Lakaien Song vollkommen neuen Charme. "Mirror Man", bei dem Ernst Horn sein Klavier auch mal von innen malträtierte oder das träumerische "love me to the end" gehörten ebenso zum Programm wie die Songs des aktuellen Album "White Lies". Das elektronisch verspielte "generators" fand seinen Platz neben dem getragenen, von trauriger Ironie begleiteten "wunderbar". Nach nur einer Stunde verließ die Band allerdings die Bühne um noch mal für zwei Zugabenblöcke aufzutauchen bei denen dann auch "Dark star" gespielt wurde. Mit "sometimes" entließ man die Besucher endgültig in die dunkle Nacht.

Fazit
Bis auf die Zeitabweichungen am Samstag und kleinere Aussetzer ein gelungenes Festival. Besonders erwähnt werden sollte, dass auch die Bands, welche zu Beginn spielen, allesamt eine Mindestspielzeit von 45-60 Minuten haben. Das ist einzigartig unter den Festivals und für Publikum wie Fans eine sehr lohnenswerte Sache. Das Park and Camp Vorhaben war eine gute Idee, allerdings sollte hier doch etwas mehr Platz geschaffen werden. Mal sehen an welchen Ort uns das Zillo im nächsten Jahr führt??