Wacken Open Air 01.08.-03.08 in Wacken

Offizielle Mittleitung vom W:O:A-Team

Liebe Metalheads,  

liebe Partner und Freunde des Wacken Open Air,


das 13.Wacken Open Air ist vorüber und schon jetzt ist vielfach zu hören “I survived Wacken 2002“. Obwohl die Crew noch eisern durch den knöcheltiefen Festivalschlamm stapft um Bauzäune, Zelte und Bühnen in die Lager zu schaffen, wollen wir schon jetzt ein paar resümierende Worte an euch richten.

Zu aller erst danken wir der gesamten Crew für ihren unermüdlichen Einsatz, das überwältigende Engagement und die wasser-, schlamm- und stresstrotzende Ausdauer. Noch nie stand ein Wacken Open Air derart auf der Kippe wie in diesem Jahr und noch nie war das Festival so viel mehr als die Summe seiner einzelnen Teile.

Wir danken vor allem auch den Behörden, der Polizei und den Rettungskräften für ihr besonnenes und überaus professionelles Handeln in Anbetracht der verheerenden Wettersituation. Während in Hamburg und Itzehoe der Ausnahmezustand herrschte, konnte in Wacken trotz widriger Umstände ein sicheres und für die Besucher nur wenig eingeschränktes  Festival über die Bühne gehen.

Ein großes Lob möchten wir allen aufgetreten Bands aussprechen. Wir durften legendäre und einzigartige Auftritte erleben, die uns gezeigt haben, dass sich die besondere Atmosphäre des Wacken Open Airs auch positiv auf die Künstler überträgt. Gerade die Bands haben am gelassensten auf Verspätungen und das schlechte Wetter reagiert. Auf keinem der bisherigen Festivals haben wir so viele Drinks und Kaffees auf dem Flughafen ausgelöst. Für viele der unbekannteren Bands schien ein Traum zu platzen, um so mehr haben sie sich gefreut überhaupt noch auf der Bühne zu stehen. Tatsächlich konnte die Running Order besser eingehalten werden denn je, alle Bands haben gespielt.

Weiterhin danken wir all unseren Partnern, Dienstleistern und Lieferanten die beim 13.Wacken Open Air die Extrameile für uns gegangen sind.



Nicht zuletzt gilt unser größter Dank den vielen Besuchern, die zum Teil viele tausend Kilometer Anreise auf sich genommen haben um “The Spirit Of Wacken“ live zu erleben.


Für uns steht fest, das diesjährige Wacken Open Air war das friedlichste und von der Party das Genialste überhaupt. Diese Sichtweise teilen Medien, Behörden, Rettungskräfte und die Wackener Bürger gleichermaßen. Hunderte Metalheads sind mit Bussen aus ganz Europa angereist, viele mit dem Flieger aus aller Welt. Der Metal-Train und das Fußballturnier wurden begeistert aufgenommen.

Umso mehr verwundert es uns, dass wir gerade jetzt von vielen Besuchern dermaßen verbal in die Fresse kriegen. Möglicherweise ist es die Anspannung der letzten Wochen und die sich im Moment rasant verschlechternden Arbeitbedingungen für die Crew draußen auf dem Platz, die uns etwas sensibel für die aktuell an uns herangetragene Kritik machen.

Bei aller Enttäuschung darüber, wollen wir im Gegensatz zu manchen Mails, jetzt möglichst sachlich zu allen Vorwürfen Stellung nehmen:

Parkgebühren
Die Parkgebühren sind in der Tat um knapp 25% von DM 30,- auf EUR 20,- pro KFZ gestiegen sowie EUR 5,- für Motorräder. Dies wurde im Vorfeld klar kommuniziert. Die Entkopplung von Eintrittspreis und Parkgebühr hat nicht, wie vorgeworfen, das Ziel die Kosten des Festivalbesuchs zu verschleiern, sondern ist gerecht. Warum soll ein mit der Bahn Anreisender die Infrastruktur für die Anreise mit dem Auto bezahlen. Bei sinkendem Pkw-Anteil und stark gestiegenen Kosten sahen wir uns zu dieser Erhöhung gezwungen.
Wir bitten zu entschuldigen, dass wir Ackerflächen zum Parken anbieten mussten, aber die vorgesehenen grünen Wiesen waren hoffnungslos abgesoffen. Steckengebliebene Fahrzeuge wurden kostenfrei aus dem Schlamm gezogen. Es gab reservierte Flächen für Großgruppen, Metalcamps und ganz nebenbei waren 4 Supermärkte mit einem zumutbaren Fußmarsch gut erreichbar gewesen. Diese wurden förmlich überrannt. Ihr konntet soviel Drinks und Food mitnehmen wir ihr wolltet und die Entfernung zum Festivalgelände war absolut akzeptabel. Selbst das um die Ecke liegende Schwimmbad wurde intensivst genutzt und konnte einen Besucherrekord vermelden. Das man durch den zum Teil tiefen Matsch länger gebraucht hat, kann uns niemand ernsthaft vorwerfen  Auch im nächsten Jahr werden wir an einer Parkgebühr festhalten. Aufgrund der auch konstruktiven Kritik werden wir deren Höhe aber nochmals überdenken. Das Campen bleibt weiterhin im Ticketpreis enthalten.

Bierpreise
Eure Empörung über den Bierpreis können wir verstehen. Die letztendliche Höhe haben wir auch erst im Zuge der starken Regenfälle während des Aufbaus festgelegt. Deutlich erhöhte Personalkosten waren uns zu diesem Zeitpunkt garantiert. Böse Zungen munkelten sogar schon von einer Absage des Festivals.
Um die, mit Vokabeln wie “exorbitant“ und “Abzocke“ umher werfenden Kritiker, auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, gestatten wir uns eine mathematische Unterweisung:

Bierpreis für ein Bier 2001 DM 4,- für 300ml = DM 13,33 je Liter
Bierpreis für ein Bier 2002 DM 5,86* für 400ml = DM 14,65 je Liter

*EUR 3,- x 1,95583

Dies ist eine nominale Erhöhung von 10%.
Allerdings ist der Bierpreis seit 2001 um 7,5% gestiegen, das weiß jeder der sich einen Kasten Bier für EUR 11,99 statt DM 19,99 kauft und die Dose Premium Pils gibt es schon lange nicht mehr für DM 0,89 sondern EUR 0,55.

Das bedeutet also, von den Erlösen aus dem Bierverkauf sind lediglich 2,5% mehr in den Etat des Festivals geflossen als im Vorjahr. Diese Erhöhung liegt unter den Lohnsteigerungen der in diesem Frühjahr abgeschlossenen Tarifverträge. Trotzdem respektieren wir, dass dieser Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Auch diese kurzfristig gefällte Entscheidung werden wir überdenken. Wir halten es aber für unfair, uns hier Leichtfertigkeit zu unterstellen, denn wir kennen beide Seiten des Tresens und würden gerade deshalb lieber auf eurer stehen.   



Unwetterwarnung wurde verheimlicht.
Schwachsinn - Kotipelto hat es angesagt, weil während des Gigs die Bühnenbahnen heruntergelassen wurden. Gefahr bestand für die Besucher zur keiner Zeit. All jenen unter euch, denen wir die Tour vermasselt haben, weil sie gerne hektisch einen Graben um ihr Zelt ausgehoben hätten, empfehlen wir lieber zu “Top Of The Pops“ zu fahren. Es war noch nicht ein Tropfen Regen gefallen, da haben wir uns bereits bemüht, die Verteilung von gut 30 Anhängern mit Stroh auf 100 Hektar Land vorzubereiten. Gleichzeitig wurde damit begonnen, Einfahrten mit Recycling-Material zu befüllen und alle Rettungs- und Brandschutzwege befahrbar zu halten Auch dadurch hat die Kommunikation auf dem Platz gelitten.

Änderungen des Line-Ups
Sorry, aber die Hauptzufahrtswege waren vom Unwetter schwer getroffen, die A23 war komplett gesperrt. Dies ist die Hauptzufahrt zum Flughafen.  Candlemass waren gezwungen ihren Abflug vorzuverlegen. Obwohl wir versucht haben, euch über Aushänge am Rock Hard- und Fanclubstand, den Duschcamps oder den Supermärkten zu informieren, konnten wir nicht alle erreichen. Wir werden dafür Sorge tragen, dass solch massive Änderungen besser auf dem Gelände kommuniziert werden können wie z.B. durch LED-Laufbänder.

Engpass bei den Toiletten
”The same procedure as every year Mrs. Sophie” Wenn wir 10% der Toiletten aufstellen, die eine Stadt mit 30.000 Einwohnern zur Verfügung hat, dann stehen in Wacken nur noch Toiletten. All eurer negativen Erfahrungen zum Trotze haben wir tatsächlich ein zusätzliches Duschcamp und mehr Toiletten aufgestellt. Wir können auch nicht neben jedes Zelt ein Klo stellen, es stehen nur wenige Standorte zur Verfügung – ein Fußmarsch lässt sich nicht vermeiden. Die Fahrzeuge zum Entleeren der Sanis sind leider absolut nicht zu allen Bereichen vorgedrungen. Sie sind einfach im Matsch stecken geblieben. Hier Abhilfe zu geloben, wäre aber geheuchelt. Auch wenn die Wetterbedingungen optimal sind, werden wir nie so viele Toiletten bereithalten können, um alle zufrieden stellen zu können. Toiletten “For Metalgirls Only“ waren im Innenraum vorhanden, wir werden dieses Angebot ausweiten und auf die der Bühne nahen Bereiche ausdehnen.

Bei allem Respekt, die mitunter auch konstruktiven Hinweise zu den vorgenannten Punkten rechtfertigen in keiner Weise die Zweifel an unseren Idealen mit denen wir 1990 das erste Wacken Open Air ins Leben gerufen haben. Wer mit uns darüber diskutieren will, wie viel Idealismus wir uns zu leisten haben, der sollte jetzt auch da draußen mithelfen den Dreck von 30.000 Menschen wegzuwühlen. Es sind aber schon alle abgereist.

Gestattet uns deshalb eure Zeit in Anspruch zu nehmen, um auf ein paar Dinge hinzuweisen:



Das Gelände

Ein alternatives Gelände könnte durchaus die Kosten senken, trotzdem halten wir an den historischen gewachsenen Flächen fest. Wir kommen von hier und sind der Auffassung, das Wacken Open Air kann nur in Wacken stattfinden. Nur in Wacken gibt es bis in den frühen Morgen Metal ohne Ende. Nix Kinderbettzeit – sondern Party bis in die Puppen.


Sponsoren
Es freut uns, dass Aktionen wie etwa der Paulaner Biergarten bei euch auf so großes Interesse gestoßen sind. Wir haben zwischen den vollen Bänken sogar Japaner und Peruaner gesehen, die hier das erste mal in ihrem Leben mit Weizenbier angestoßen haben. Es bleibt aber unser erklärtes Ziel, das WOA nicht zum Jahrmarkt verkommen zu lassen und uns von irgendeinem Sponsor ins Handwerk pfuschen zu lassen. Daher verzichten wir bislang auf die großen Gelder aus den Marketingtöpfen der Industrie.

Medienpower
VIVA oder MTV trailern das WOA nicht . Wir sind und bleiben Underground für die Medien.

Internationale Bands
Wir haben in der Vergangenheit verstärkt auf ausländische Bands  (Reunions!) gesetzt, auch wenn sie nicht gerade auf Tour sind. Das hat zum internationalen Flair in Wacken geführt. Was viele nicht wissen: Auf alle Gagen, Leistungen und Zuwendungen wie Flüge oder Hotelzimmer, die eine Band aus dem Ausland erhält, wird Ausländersteuer fällig. Diese beträgt inklusive Mehrwertsteuer und Künstlersozialabgabe bis zu 35% . Spendieren wir also beispielsweise Angry Anderson ein Fischbrötchen für EUR 3,-, dann führen wir dafür noch mal mindestens EUR 1,- ab. Ein Hoch auf die EU, Ausländersteuer wird auch für Bands aus allen Ländern Europas fällig.
In diesem Jahr haben wir erneut verstärkt internationale Bands an den Start gebracht und damit auch verhältnismäßig hohe Kosten und eben auch Steuern in Kauf genommen. Eure Resonanz auf das Billing bestätigt uns aber in dieser Entscheidung.

Sicherheit
Wir sind, auch vor dem Hintergrund tragischer Zwischenfälle auf anderen Festivals, bemüht die Sicherheitsvorkehrungen kontinuierlich zu verbessern. Bei der Krisensituation des diesjährigen WOA sind viele der installierten Mechanismen zum Tragen gekommen. Fast stündliche Krisenmeetings habe Personal gebunden aber auch einen Abbruch der Veranstaltung verhindert. Klar kostet das auch Geld.
Leider wird Sicherheit nicht bemerkt, solange sie da ist. Seid doch froh, euch darüber keine Sorgen machen zu müssen!

Fazit

Die Basisleistung, der Eintritt zum Wacken Open Air, ist  in den letzten Jahren preisstabil und wird es auch bleiben. Auch wer wenig Geld hat, kann immer noch dabei sein. Den Preis den wir schon 12 Monate vorher festlegen, rühren wir definitiv nicht an. Das bedeutet aber auch, dass wir Preissteigerungen in diesem Zeitraum nicht berücksichtigen können. So haben sich die Preise für Dienstleistungen mit Einführung des EURO um 7% erhöht. Alleine für die zusätzliche Kohle, die wir mit Einführung der zweiten Stufe der Ökosteuer rausgefeuert haben, muss ein Zahnarzt ganz schön lange bohren.

Unsere einzige Variable sind daher die Getränkepreise – daran kann man aber das Preis-Leistungsverhältnis eines Festivals nicht bewerten, so sehr es auch dazu verleiten mag.
Wer uns unterstellen will, wir könnten den Hals nicht voll genug bekommen, der kann ja mal schätzen, auf wie viel Geld wir verzichtet haben, indem wir das Festival  vor Beginn für ausverkauft erklärt haben.



Wer fürchtet auch nur einen Cent zuviel zu bezahlen und das ganze Portemonnaie voll Rabatt- und Bonuskarten hat, der wird auf keinem Festival der Erde glücklich werden, denn dafür muss man auch feiern können, ohne Schiss zu haben, jemand könnte sich von seinem ausgegebenen Geld Butter statt Margarine auf´s Brot schmieren.


Den Vergleich mit anderen Festivals brauchen wir aber absolut nicht zu scheuen, nur es führt einfach zu nichts. Das Wacken Open Air ist einzigartig, funktioniert anders und hat vor allem die geilsten und treuesten Fans.


Weitere Infos, Fotos und Q + A auf unserer Homepage <http://www.wacken.com/>www.wacken.com




In metal we trust!!


Vielen Dank für euer Verständnis und den grenzenlosen Support.



Holger , Sheree  und Thomas & W:O:A Team



P.S.


In Kürze launchen wir für euch unter http://www.wacken.com die Aktion “W:O:A-Veranstalter für 10 Minuten“ – dabei könnt ihr mal ans Ruder und die Verantwortung für 30.000 Metalheads übernehmen.

Neben vielen goodies könnt ihr eine Woche als Crew-Mitglied auf dem W:O:A gewinnen. Ihr werdet bezahlt wie alle anderen auch, esst mit allen im Catering, schlaft mit den furzenden Kollegen in einem Wohncontainer und habt sonst weiter nichts zu melden. Klasse oder?
Aber wir setzen noch einen drauf, ihr müsst noch zusätzlich einen Erfahrungsbericht schreiben, werdet von einem penetranten Fotografen verfolgt und wenn ihr euren Job nicht hinkriegt fliegt ihr natürlich wieder raus!

Also Helden der Arbeit aufgemerkt, in wenigen Tagen könnt ihr zeigen, was für biberstarke Typen ihr seit. Frauen können natürlich auch mitmachen und haben die Chance auf eine Hängematte im Garderobenbereich, ein stabiles Feldbett versteht sich als optional ;-)