Castle Rock 20.07. in Mühlheim

Interview mit dem Veranstalter

Als du 2000 das erste Festival organisiert hattest, war da schon klar, daß es eine Fortsetzung gibt?
Solch' eine Frage stellt sich immer erst nach der ersten Ausrichtung eines solchen Festivals. Wäre das 1. Castle Rock zu einem finanziellen Desaster geworden, hätte ich sicherlich keine Gelegenheit mehr bekommen und wahrscheinlich auch keinen Mut mehr gehabt, ein zweites Festival auszurichten. Allerdings war ich von meinem Konzept felsenfest überzeugt und habe nicht im Traum daran gedacht, dass etwas schiefgehen könnte.

Wann beginnt die jeweilige Vorbereitung fürs nächste Jahr und wie kommt der Kontakt zu den Bands zustande?
Um jetzt mal das Phrasenschwein zu bemühen: "Nach dem Festival ist vor dem Festival" D.H. die Arbeit für das Castle Rock 4 beginnt eigentlich mit dem Abschluss und der Auswertung des diesjährigen Festivals - zumindest gedanklich -. Dabei muss ich aber sagen, dass die Planung, Organisation und Durchführung des Castle Rock nur einen geringen Anteil meiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Die Organisation des CR ist für mich so etwas wie ein Sahnehäubchen, um ab und zu mal etwas Abstand von meinen eigentlichen Aufgaben - bin im Übrigen Beamter - zu gewinnen. Ich schätze mich glücklich, dass ich zumindest in diesem Bereich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Die Kontakte zu den Bands kommen sehr vielfältig zustande. Zum einen durch die Bemusterung von Bands und Agenturen, aber auch dadurch, dass ich größtenteils die Kontakte selber suche. Das Internet ist hier natürlich ein wertvolles Hilfsmittel.

Wie sehr wirst du von der Stadt Mülheim unterstützt?
Da ich nun selber bei der Stadt Mülheim an der Ruhr beschäftigt bin (Kulturbetrieb Mülheim an der Ruhr) fallen mir natürlich zumindest was den administrativen Bereich (Genehmigungen, Erlaubnisse etc.) angeht, viele Sachen leichter, als manch externem Veranstalter, da ich mit den behördlichen Strukturen und Organsationsformen bestens vertraut bin. Ich denke, die größte Unterstützung seitens der Stadt besteht darin, so komisch es sich anhört, dass man mich einfach gewähren lässt. Insofern gebührt meinen Vorgesetzten an dieser Stelle auch ein großes Lob, dass sie mir in dieser Angelegenheit zu 100 % vertrauen und niemand versucht mir bei einer noch so winzigen Kleinigkeit reinzureden. So stelle ich mir eine "Moderne Führungsstruktur" vor.

Das Festival war immer ausverkauft, bereust du es, daß die Zuschauerzahl derart begrenzt ist?
Auf gar keinen Fall. Natürlich habe auch ich mir Gedanken darüber gemacht, aufgrund des großen Erfolges - wir hätten gut 3.500 Tickets absetzten können - eine größere Veranstaltungslocation zu suchen. Aber die Veranstaltungslocation ist fest mit der Namensgebung des Festivals verbunden. Ich könnte mir nicht vorstellen ein Castle Rock Festival auf einer großen Wiese, einem Flugplatz etc. zu veranstalten. Den Ruf, den das Castle Rock sich bisher erarbeitet hat, ist ja nicht zuletzt auf ein stimmiges Zusammenspiel von Location und Programm zurück zu führen. Viele Besucher haben mir ihre Befürchtungen mitgeteilt, dass das Festival aufgrund seines Erfolges expandieren wird. Und die möchte ich natürlich nicht enttäuschen. Hinzu kommt, dass ich der festen Überzeugung bin, dass sich das Castle Rock in dieser Form im Schloß Broich schon bald zu einer Kultveranstaltung in der deutschen Festivallandschaft etablieren wird.

Wenn in Zeitschriften von Festivals berichtet wird, sind meistens die großen Open Airs erwähnt. Wie unterscheidet sich das "Castle Rock", außer durch die Zuschauerzahl, von den anderen Massenveranstaltungen?
Sicherlich würde ich mich freuen, wenn neben dem Sonic Seducer auch andere szenerelevanten Printmedien dem Castle Rock ihre Aufmerksamkeit schenken würden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich kann nicht genau sagen, worin der Unterschied zu den großen Veranstaltungen liegt, da ich solche Großveranstaltungen schon seit Jahren nicht mehr besucht habe. Wenn ich aber mit der Begrifflichkeit "Ein Festival von Fans für Fans" kokettiere, mache ich dies aus einer absoluten Überzeugung heraus, da ich mit viel Herzblut zu vermeiden versuche, was mich persönlich immer an vielen anderen Festivals gestört hat. Angefangen vom Programm, dem Eintrittsgeld bis hin zu denGetränke- und Imbisspreisen versuche ich den Besuchern "Value for Money" zu bieten, was offenbar von den Besuchern honoriert wird.Hinzu kommt die sehr persönliche und familiäre Atmoshäre des Castle Rock, die in dieser Sache wohl einmalig ist. Mir persönlich gefällt es immer sehr gut, wenn sich einzelne Künstler unters Publikum mischen, um sich andere Bands anschauen und sich den Fragen oder Autogrammwünschen der Fans stellen. Beim Castle Rock gibt es die Stars zum Anfassen.

Gibt es eine Band, welche du sehr gerne verpflichten würdest, welche aber aufgrund des Platzangebotes/Geldes nie zusagen würde?
Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten, weil ich solche Bands einfach noch nicht gefragt habe. Letztendlich ist alles wie immer eine Frage des Geldes, aber auch der persönlichen Einstellung einer jeden Band. Vielleicht wollen irgendwann die sog. großen Bands mal bei uns spielen und sind bereit, Kompromisse einzugehen, wenn sie merken, dass beim Castle Rock nicht der kommerzielle Gedanke seitens des Veranstalters im Vordergrund steht. Ich glaube, dass alle bisherigen Bands, die beim Castle Rock gespielt haben, gerne wiederkommen würden. Natürlich wäre es toll, wenn Bands wie Deine Lakeien, Lacrimosa, Nightwish, Theater of Tragedy etc. mal bei uns spielen, aber wenn nicht, auch nicht so schlimm. Die bisherigen Festivals haben ja gezeigt, dass wir auch so auf einem guten Weg sind. Schauen wir mal, was die Zukunft so alles bringt.

Was waren deine ersten Gedanken als während des letzten Festivals der Strom ausfiel? Gab es Überlegungen das Festival abzubrechen?
Mein erster Gedanke war natürlich: Oh Gott, mein Zeitplan. Da wir mit der Veranstaltungslocation mitten im Wohngebiet liegen muss natürlich um 22.00 Uhr Schluss sein. Ich fände es nämlich nicht sehrr erbaulich, wenn irgendwann unser Freund und Helfer aufgrund von Anwohnerbeschwerden vor den Toren steht und anschließend den Saft abdreht. Nun auch in einem solchen Fall ist erst einmal positives Denken angesagt. Ich war mir eigentlich sicher, dass meine Techniker dieses Problem schnellstmöglich beseitigen können. Mulmig wurde mir, als das Problem nach einer halben Stunde noch nicht gefunden war. Für diesen Fall hätte ich einen Notdienst kommen lassen, der anderweitig die Stromversorgung sichergestellt hätte.Ein Abbruch des Festivals kam mir nicht in den Sinn. Glücklicherweise konnte das Problem nach ca. 40 Minuten gelöst werden.Im Übrigen bin ich der Auffassung, dass auch so etwas einfach mal passieren muss. Hat so etwas von einer Kerbe im Colt. (Grins....) Die zur Überbrückung des Problems dargebotene Akkustikeinlage von Schandmaul war doch sensationell. An dieser Stelle noch mal ein großes Lob für die Band, die sich hier sehr professionell verhalten hat.

Ihr habt sowohl beim Eintritt, als auch beim Essen und den Getränken sehr soziale Preise. Wenn man Besucher, Standkosten mit Gelände und Bands aufwiegt, was bleibt übrig? Lohnt sich im Endeffekt der Einsatz auch in barer Münze?
Der Finanzplan für das Castle Rock ist so konzipiert, dass es sich ausschließlich aus Eintrittsgeldern, Standgebühren und Sponsorengeldern trägt. Der Kulturetat wird also in keiner Weise belastet. Wichtiger, als ein paar EUR zu verdienen, ist der Imagegewinn für die Stadt. Der lässt sich jedoch nicht in Heller und Pfennig beziffern. Insofern lohnt der Einsatz in jedem Fall, auch wenn er sich nicht in barer Münze rechnen lässt.

Die Bandzusammenstellung war auch diesmal sehr gut. Aber warum haben SCHANDMAUL, LETZTE INSTANZ und IN EXTREMO hintereinander gespielt. Wäre es nicht sinnvoller gewesen eine Band, welche nicht dem Mittelalter Rock huldigt, als Kontrast dazwischen zu stellen? So wie die Bandaufstellung war, gab es nach Zeraphine einen Bruch.
Ich gebe dir insofern recht, dass mit den o. a. Bands drei Artverwandte hintereinander aufgetreten sind. Allerdings waren im ursprünglichen Line-Up die Blind Passengers als Co-Headliner vorgesehen, die ja bedauerlicherweise abgesagt haben. Da schnelles Handeln geboten war, habe ich mich kurzfristig für Schandmaul entschieden, die ich eigentlich erst für das Castle Rock 4 vorgesehen hatte. Dadurch wurde das Line-Up zwar ein Wenig inhomogen, aber dadurch, das die Letzte Instanz sich mit ihrem aktuellen Songmaterial doch deutlich von der Mittelalterschiene entfernt hat, war der von dir beschriebene Bruch meines Erachtens akzeptabel.

Läßt du uns ein wenig teilhaben an der Planung zum "Castle Rock 2003"?
Sobald ich das nächste Festival, nämlich das Burgfolk Festival am 31.08.2002, über die Runden gebracht habe, beginnen die konkreten Planungen für das nächste Castle Rock. Sobald sich dort etwas tut, werde ich euch selbstverständlich informieren. Lässt man aber die letzten Festivals vor seinem geistigen Auge an sich vorüberziehen, könnte man folgerichtig schon darauf kommen, wer beim CR 4 aufspielen wird. Oder auch nicht?!