M'era Luna 1.+2.09. in Hildesheim

Bericht:

Allgemeines
Das diesjährige M'era Luna war mit knapp 20000 Manson Fans, äh Besuchern gut gefüllt. Bis auf The Cult (Phillip Boa war mehr als ein Ersatz) gab es keine Absagen. Es war erneut ein friedliches Festival, zudem auch das Security Personal beitrug, welches angesichts des kurzfristigen Verbots von Plastikflaschen und Spiegelreflexkameras (am Sonntag) keinen leichten Job hatte. Der Grund dafür war die überbewertete Pappnase mit der Kontaktlinsenwerbung. Ein bunt zusammen gewürfeltes Programm lieferte für jeden Besucher was. Etwas seltsam, dass der Hangar am Sonntag allein der Elektro Fraktion überlassen wurde.

Der erste Tag
Nein, nicht mein erster Tag, der erste Tag des Festivals, der Samstag. Nachdem die Zugfahrt gut überstanden und mein Handgelenk von einem schmückenden Bändchen geziert wurde, ging es zum Zeltaufbau. Kleiner Witz. Wir vom Amboss haben dafür unsere Roadies, welche dieses bereits in der Nacht zuvor erledigten.
Erste Band, welche meine Augen und Ohren bewundern durften waren INSCAPE. Sie spielen eine Mischung aus harten elektronischen und melancholischen Elektro Beats. Wie bei den Festivals zuvor eröffneten sie auch diesmal mit dem verträumten "Quenbee" ihr Programm. Ihr größter Hit "ich will" durfte natürlich auch nicht fehlen. Vor der Bühne versuchten die Ersten ihr Trinkgelage vom Vortag auszuschwitzen. Leider fehlte diesmal "Alligatorenfest", daher nur eine müde 3.9 in der B-Note.
Wesentlich besser konnten da SCHOCK gefallen. Der Namensgeber der Band, nebenbei auch Sänger und visuelles Aushängeschild, überzeugte mit seiner extravaganten Show. Trotz seines jungen Alters versteht er es, die Blicke der weiblichen Anwesenden auf sich zu lenken. Die Band nutzte ihren Auftritt, um das Material ihres Debütwerkes "Erwacht" vorzustellen. Die Musik wird von harten Gitarrenwällen begleitet, welche fast immer in einem melodischen Refrain gipfeln. Die deutsch gesungenen Texte wechseln zwischen heftig direkt ("Ware Fleisch") oder verträumt melancholisch ("Von Dir"), bei dem sich Sänger Schock auch mal untypischer Weise in sitzender Pose zeigte. Ansonsten nutzte er die gesamte Größe der Bühne.
Danach ging es wieder hinaus in die Sonne, um die letzten Minuten von CLAN OF XYMOX zu hören. Die Holländer stellten neben Songs ihrer aktuellen CD natürlich auch die Klassiker wie "Louise" oder "a Day" vor. Alle Teilnehmer nutzten erneut ihren ganzen Bewegungsradius, der bei Auftritten von Clan of Xymox, dem eines Bierdeckels gleicht. Trotz ihres begeisternden Old School Waves ist diese Band angesichts ihrer Anti Show in dunklen Clubs wesentlich besser aufgehoben, als bei einem sonnendurchfluteten Open Air.
Die Norweger von ZEROMANCER boten danach eine abgedrehte Show aus Gitarren und harten Elektro Sounds. Das Programm bestand hauptsächlich aus Songs ihres in Kürze erscheinenden Albums "Eurotrash". Sänger Alex betätigte sich als wahrer Selbstdarsteller, und schaffte es so, die etwas schwächelnden Vocals zu übertünchen.
Eine große Überraschung boten die Belgier von STAR INDUSTRY danach im Hanger. Vor zwei Jahren sah ich sie zum ersten mal beim Eurorock. Sowohl gesanglich, als auch musikalisch haben sie ihren damaligen Auftritt diesmal mit Hundert potenziert. Aufgebaut auf einem Sound, der an die Sisters erinnert, als sie noch von Wayne Hussay beeinflußt waren, überzeugten sie mit modernen Goth Rock und dunklem, etwas mit Hall verfeinertem Gesang. Das ganze aufgepeppt mit etwas heftigeren Gitarren, dezenter Light Show und einer endlos in Arbeit befindenden Nebelmaschine. Woher ihre teilweise poppigen Sounds herkommen, erklärte man mit einer Cover Version. Diese war eine düstere Interpretation von "the look" (Roxette).
GARY NUMAN bewies danach auf der Hauptbühne, dass er auch heute noch seiner Zeit weit voraus ist. Angesichts dessen, daß er komplett auf seine alten Hits verzichtete, liess er ein zwiespältiges Publikum zurück. Einerseits überzeugte sein energiegeladener Auftritt, andererseits hätte man auch gerne Songs wie "Are friends electric" oder "down in the Park" gehört.
Ein musikalische Kehrtwende um 180 Grad folgte dann mit GOETHES ERBEN. Die Band um Oswald Henke konnte angesichts der viel zu großen und zu hohen Bühne nicht ganz überzeugen. Neben alten Klassikern wie "Märchenprinzen", "Marionetten" oder "Die Brut" gab es Songs ihres Ende Oktober erscheinenden Albums "Nichts bleibt wie es war". Der Titel ist Programm. So gaben sich die Erben bei "Eispalast" ungewohnt elektronisch, während andere Stücke ein wenig an frühe Neubauten erinnern. Oswald nutzte die heftig wirkenden Soundstrukturen, um sich auf der Bühne, welche dafür genügend Platz bot, auszutoben. Dabei fiel er auch mal von einer Box oder rekelte sich abwesend auf dem Boden. Dazu gab es die berühmten starren Blicke ins Publikum und das abgedrehte Lachen. Beim Song "Glasgarten" begrüßte er Peter Heppner als Gastsänger. Dabei zeigten sich die Erben von einer ungewohnt poppigen Seite.
Eine einzige Enttäuschung war der Auftritt von THEATRE OF TRAGEDY. Ihre Darbietung war eine Klischee behaftete Performance zwischen Lächerlichkeit und Langeweile. Warum ich Liv Kristine mit ihrer piepsigen Stimme mal gut fand, überrascht mein Trommelfell noch heute. Egal, als Modenschau von Xtra konnte der Auftritt gerade noch durchgehen.
Goth'n' Roll der Spitzenklasse boten danach THE 69 EYES. Dass diese Band schon seit gut 10 Jahren im Musikgeschäft ist, erkannte man am Perfektionismus der einzelnen Musiker, nicht aber am Programm. Bis auf eine Ausnahme spielten sie ausnahmslos Songs ihres aktuellen Albums "Blessed be". Sänger Jyrrki, der diesmal wohl behütet die Bühne betrat, erinnerte des Öfteren an Joey Ramone. Neben der neuen Single "stolen season" überzeugte die Band mit melodischem Rock zwischen verträumter Melancholie und heftigen Ausbrüchen. "The chair", "Brandon lee" oder "Gothic Girl" haben durchaus das Zeug zu Klassikern. Danach erklärte mein Körper überraschender Weise den Tag für beendet.


Der zweite Tag
Nachdem man sich mühevoll aus Schlafsack und Zelt quälte und ein trockenes Käsebrötchen dem Magen zu etwas Arbeit verhalf, hieß es auch schon auf zur ersten Band.
Pünktlich um 11 Uhr betraten ESCAPE WITH ROMEO die Bühne. Ganze zwanzig Minuten hatten die Mannen um Sänger Thomas Elbern Zeit, um die ersten schlaftrunkenen Besucher zu beglücken. Aufgrund ausschweifender Maxi Versionen von "somebody" und "White room" schaffte es die Band mit dem Opener "Black River" nur drei Songs zu spielen. So richtig gelohnt hatte sich das frühe Aufstehen für dieses kurze Intermezzo nicht.
Nach einem kurzen Bummel an den verschiedenen Klamotten und CD Ständen und einem zweiten Frühstück in flüssiger Form, betraten INKUBUS SUKKUBUS die Bühne. Nach dem Opener "supernature" ihres aktuellen Werkes mit dem selben Titel, gab es eine Reise durch die verschiedenen Alben der Vier. Wie immer merkte man der Band den Spaß, den sie auf der Bühne haben, an. Hierbei trug natürlich auch die Flasche Jägermeister bei, die ab und zu eine Runde machte. Vor allem die alten Songs der Band wie "Cathrine" oder "Belladonna & Agonite" wußten zu überzeugen. Wie üblich erschien Sängerin Candia mit kranzartigen Kopfschmuck. Dieser wurde im Laufe des Konzerts unter Umwegen (Der Wurf endete im Fotograben) einem Besucher zugefügt.
Als nächste Band boten dann ATROCITY neben wenig eigenen Komposition ein Gitarrengewitter von Hits aus den 80ern wie "great comondment" oder "shout" in abgedrehten Versionen. Auch Das Ich wurde in einem Cover "gewürdigt". Sängerin Liv Kristine konnte mit ihren kindlich, naiven Stimmbändern nicht immer überzeugen. Besonders bei "send me Angel" vergriff sie sich des Öfteren im Ton. "Taste of sin" und "wilder Schmetterling" vom aktuellen Album "Gemini" bewiesen, daß die Band auch eigene Songs besitzt. Dazu gab es eine Show aus massig pyrotechnischen Effekten und die typischen Tanzeinlagen leicht bekleideter Frauen. Außerdem nutzte man den Auftritt um sich gebührend von Gitarrist Tosso zu verabschieden.
Dann war die Bühne bereitet für ein hüpfendes Etwas, namens Fish von SUBWAY TO SALLY. Von Beginn an legte die Mittelalter Band mit rockigen Sound aus dem Zeitalter der Pest los. Die Band wies immer wieder darauf hin, dass man angesichts der kurzen Spielzeit, kaum Zeit hat, sich genügend mit den Fans auszutoben, und lud die Leute auf ein "wahres" Subway Konzert ein. Neben alten Songs wie "Henkersbraut" wurden vor allem Songs, des wesentlich metallischer wirkenden aktuellen Album geboten. Musikalisch hervorzuheben, daß wilde Geigenspiel von Frau Schmitt. Natürlich durfte die obligatorische "Räuber" Hymne zum Schluß nicht fehlen, bei dem das Publikum als großer Background Chor diente.
Danach übernahmen für kurze Zeit die alltäglichen Aufgaben eines Festivals die Oberhand. Zelt abbauen und die übrig gebliebenen Fressalien im Auto verstauen. Diese für intelligente Erdenbürger recht leichte Aufgabe, wurde angesichts des Nichtfindens des Fahrzeugs zum Irrlauf über den Parkplatz. Nach Abschluß der erfolgreichen Suche begab man sich wieder aufs Gelände und war pünktlich zum Beginn von PARADISE LOST angekommen. Ihr Death und Doom früherer Tage ist einem melodischen Synthie Sound gewichen, der trotzdem nicht auf heftige Gitarren und verspielte Bässe verzichtet. Schon fast zu perfekt ihr Sound. Nur ganz selten sind noch die Schmutz Rock Attacken früherer Tage erkennbar. Sänger Nick Holmes verzichtet auf ausschweifende Ansagen. Er fügt einen Song an den anderen. Ebenso verzichtet man auf spektakuläre Dinge und läßt allein die Musik wirken. Neben neuen Songs wie "Fader" oder "mouth" gab es auch alte Klassiker, allerdings in überarbeiteten Versionen. Ihre Musik ist eine atmosphärische Darbietung modernen Rocks. Live besitzen die Songs noch die Heftigkeit, die auf den all zu geglätteten neuen CDs fehlt. Wie in "One second" trifft Melodie auf Härte. Ein gelungener Auftritt, auch wenn Nick seine Songs eher gelangweilt interpretierte.
Danach betraten die kurzfristig eingesprungenen PHILLIP BOA und sein Voodooclub die Bühne. Mit "fine Art and Silver" bewiesen sie gleich zu Beginn, daß man mehr war, als nur ein Ersatz. Eine gesunde Mischung aus Klassikern und neuen Songs wurde der tanzenden Menge geboten. Neben heftigen Stücken wie "Albert is a headbanger" oder "This is michael" überzeugten auch die ruhigen Interpretationen von "Bells of sweatness" oder "and then she kissed her". Ganz nebenbei streute man mit "first we take Manhatten" auch ein Cover ins eigene Repertoire. Die typischen "Arschloch, Arschloch" Rufe quittierte ein ausgelassener Boa mit einem kurzen "ja,ja". Das Boa auch nach über 15 Jahren hervorragende Songs schreiben kann, bewies man mit der aktuellen Single "Eugene", in dem sich Phillip mit der aktuellen Genforschung auseinander setzt. Der neu zusammengestellte Voodooclub überzeugte durch seine Spielfreude. Die immer wieder überraschend eingestreuten Tempowechsel und die Mischung aus eingängigen und abgedrehten Soundstrukturen sind wohl einzigartig in der Musikwelt. Bevor Phillip Boa die Bühne verließ, wies er noch darauf hin, das der Schlußsong "Kill your Ideals" keinen Bezug auf den folgenden Auftritt von Manson hat.
Tja und dann war es soweit. Der Auftritt auf den alle, außer mir, gewartet hatten. Eine 200x400 Meter große Flagge der USA, an den Rändern verkohlt, zierte den Hintergrund. Nach einem klassischen Intro betrat der selbsternannte Antichrist die Bühne. Was folgte, war eine Mischung aus Death Rock, Glam Rock, gitarrenlastigen Industrial und Leipziger Allerlei. Sicher, der Typ versteht es, sich zu produzieren. Aber während des ganzen Auftritts fragte ich mich was die Faszination des MARYLIN MANSON ausmacht. Leider blieb sie unbeantwortet. Manson ist ein verspieltes Kind, welches in pubertierender Weise sein Kinderzimmer zur Bühne erklärt. Das seine Mutter den Hang Mansons, sich zu verkleiden, damals mit einem Vorhängeschloß vor ihrem Kleiderschrank beendete, hat noch heute extreme Auswirkungen. Auch das väterliche Verbot der Selbstbefriedigung, läßt ihn heute des Öfteren mal zwischen die Schenkel greifen. Musikalisch wenig innovativ, aber egal, die Menge jubelte ihm bei der Überwindung seiner Kindheitstraumen zu.

Fazit
Perfekte Organisation und ein ausgewogenes Programm, was will man mehr. Allerdings sollte man sich vorher erkundigen, was der Headliner für extravagante Auflagen bereithält. Das Verbot von professionellen (was versteht man darunter?) Kameras und Plastikflaschen am Sonntag sorgte daher für vermeidbaren Ärger. Außerdem wurde erneut deutlich, daß es nichts bringt, Bands 20 Minuten spielen zu lassen. Für diese kurze Zeit ist jeglicher Aufwand unnütz. Eine Band zu Beginn weniger und eine Mindestspielzeit von 30 Minuten wären lohnenswerter. Ansonsten auf ein Neues im nächsten Jahr.

Info:
Im letzten Jahr lief dieses Festival zum ersten Mal unter diesen Namen. Vorher war hier das Zillo zu Hause. Auch diesmal werden wieder 40 Bands den alten Flughafen zum Beben bringen. Extra wegen Marylin Manson wurde das Fetsival von August auf Anfang September verschoben. Neben der Open Air Bühne gibt es noch den sogenannten Hangar, der als zusätzliche Bühne dient. So gibt es ab 12.00 Uhr ununterbrochen Musik. Das Gelände ist sehr groß und übersichtlich aufgeteilt. Parkplatz und Zeltplatz liegen in unmittelbarer Nähe des Geländes. Neben Bands gibt es auch wieder einen Disco Abend mit verschiedenen DJ's.

Bands:
Marylin Manson (spielt diesen Sommer nur hier), Phillip Boa (Ersatz für The Cult), Wolfsheim , Apoptygma Berzerk , Theatre Of Tragedy , De/Vision , Subway To Sally , Atrocity , Goethes Erben , In Strict Confidence , Mesh , Letzte Instanz , Lacuna Coil , Melotron , Clan Of Xymox , S.P.O.C.K. , Poems For Laila , Godhead , Obscyre , Icon Of Coil , Beborn Beton, ... (40 bands auf 2 Bühnen)
Hier geht's zum Zeitplan (s. unten)!

Wie und Was:
www.M'eraluna.de

Das M'ERA LUNA Festival ist dieses Jahr für den 1.& 2. September geplant. Mit den zuständigen Verantwortlichen des Flugplatzes Hildesheim / Drispenstedt ist soweit alles geklärt. Wir stehen also in den Startlöchern! Und wie auch in den vergangenen Jahren werden wir erst mit unserem Line Up an die Öffentlichkeit gehen, wenn die ersten Headliner bestätigt sind. Denn dann folgen auch zumeist die anderen Zusagen "wie am Schnürchen". Habt also bitte ein wenig Geduld! Im letzten Jahr hatten wir uns bereits zum Ziel gesetzt, ein ansprechendes Programm um das Musikprogramm herum auf die Beine zu stellen. Die Firma DRUM hatte uns netterweise ein gemütliches Zelt mit Sofas zum Entspannen aufgestellt. In diesem Zelt hat Christian von Aster seine schaurig schönen und spannenden Geschichten vorgetragen. Außerdem hatten wir ein paar Feuerkünstler eingeladen, die jeweils am Samstag und Sonntag eine schöne Performance präsentierten. Auch die netten Betreiber des Schminkbusses aus Leipzig hatten allerhand zu tun. Einige andere Aktionen konnten aus verschiedenen Gründen leider nicht umgesetzt werden. sabine@scorpioconcerts.com
oder
elke@scorpioconcerts.com