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ESCAPE, THE "Manderley" (Goth Rock)
(Eigenproduktion)

Gibt es noch Leute, denen die Worte "Pula Festival" etwas sagen? In einer Zeit als das Zillo noch in wirren Gedankenspielen eines Easy Etlers darüber nachdachte, wie man einen Titel untertiteln könnte, als Orkus und Sonic Seducer nicht mal im geistigen Samen existierten, erschuf ein wahrlich Wahnsinniger ein einmaliges Festival in Zusammenarbeit mit der deutschen Bahn. Unvergessen und mit 50.000 Mark Schulden am Hals blieben allein seine geniale Zusammenstellung und ein nie erreichtes Chaos in Erinnerung (wenn ich irgendwann mal Zeit und Muße finde, werde ich mal darüber berichten). Warum ich das überhaupt erwähne?? The Escape aus Bielefeld eröffneten damals dieses Event. Trotz überzeugender CDs wie ihr Debüt "every tear dries", dem Wave Pop angehauchten "Amaryllis" und dem verspielt, dunklen "faith and decay" ist die Band nie über den Status eines Geheimtipps herausgekommen. Getrennt von den Labels dieser Welt und den stark an Artwork erinnernden Gesang von Elten, versuchen sie zu dritt einen Neuanfang. Eingehüllt in wohliger Melancholie früherer Tage, kokettieren sie heute mit wesentlich rockigeren Strukturen. Der elektronische "Prologue" ist nur ein kurzer Verweis auf früher, hernach regiert ein dunkles Machwerk aus Gitarren, dezent gesetzten verträumten Keys und einem eindringlichen Düster Gesang. Letzteres nicht aufgesetzt wie ein Sisters Klon, sondern in seiner reinen Natürlichkeit dunkel und bestimmend wirkend. Aber alles aufbereitetet wie ein perfektes Entree in die Welt von The Escape. Typischer Wave Rock, der seine Wurzeln nicht leugnet, sondern als blühende Pflanze der 80er thront. Das folgende "locked in" ist eine geniale Adaption von Cures "Faith", ebenso gefühlsniederschmetternd wie das Original. In spielerischer Manier versetzen die Bielefelder das Stück mit heftigen Riffs, während das dunkle Epos im Untergrund schleicht. Das druckvolle "willow" könnte zur Vereinigungshymne von Grufties und Heavys avancieren. Balladesk und voller Traurigkeit ist "This Life" wie ein Mahnmal der Depression. Sänger Ingo wechselt zwischen tiefer Darkness und heller Harmonie. Trotz aller Aufhellung zum Ende hin, bleibt es ein Song, der uns keine manische Phase beschert. Das man vor Überraschungen nie gefeit ist beweist das Cover "Stern" von L'ame Immortelle. Nach diesem elektronischen Intermezzo, folgt die getragene Klavierballade "realities". Ein dramatisch, düsteres Epos voller tiefgreifender Gefühle, welche nur Tote kalt läßt. Und bei "devil dance" sind wir da angelangt, wo unsere Musik begann. Düster, elegische Interpretationen einer schwarzen Welt mit dem warmen Hauch Wave Pop. Wer bei "stay by my side" immer noch in der Ecke der Gefühlslosigkeit steht, wird die Musik von The Escape nie verstehen. Ich ende mit den letzten Worten aus dem Booklet: "Keep Goth Rock alive". Weitere Infos findet ihr unter: www.the-escape.de (andreas)


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