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EREMIT, DER "magna-prana" (Electro/Lyrik Wave)
(Eigenproduktion)

Bereits das vierte Album des schweizer Projekts um Mastermind Gian Albertin. Ein Werk, welches ich jetzt mal grob als Mischung aus Neubauten und Das Ich einordnen würde. Aber bei diesem komplexen, völlig eigenständigen Soundstrukturen Vergleiche anzubringen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Gian gibt sich als ideenfreudiger Experimentalist. Druckvolle Elektronik vermengt sich mit sanften Industrial, zerbrechliche Melodien werden von wilden Beats durchbrochen. Neo Klassik trifft auf energische K ompositionen. Dazu gibt es einen eindringlichen, meist Sprachgesang, der eine albtraumhafte Lyrik voller dunkler Realität in die Gehirnwindungen brennt. Der Opener "magma" beginnt fast düster rituell, bevor es in einen treibenden fast tanzbaren Sound übergeht. Eingestreute an Stammesgesänge erinnerte Samples werden von einer wilden Violine abgelöst, welche im folgenden Break in tränenreiche Depression verfällt. Das folgende "du und ich" ist geprägt von einem zähfließenden Rhythmus mit mittelalterliche Ver wegenheit. Das Spielen mit Samples und Computersound verfrachtet die unterschwellig vorhandene Eingängigkeit in eine Fremdwelt. Wie schon auf dem Vogänger läßt Gitarrist Dirk Müller seinem Instrument die Gelegenheit in elektrischer Frische seinen Saiten ein Eigenleben zu verpassen. In "tränebecher" übernimmt zunächst die Geige mit lieblicher Hingebung das Zepter, bevor sie von schneidenden Industrilsounds in einem dunklen Keller der Kälte transportiert wird. Erneut besticht das Wechselspiel zwischen betör enden Gesang, ruhigen Sequenzen und krankhaften Auswüchsen der elektronischen Kunst. "Der Eremit", das ist keine leicht verdauliche Kost, es ist kein Werk zum Nebenherhören, es ist ein dunkles, durch und durch depressives Erzeugnis, ausgestattet mit tiefsinnigen Texten und einer musikalischen Bandbreite, welche allein ein Eremit gänzlich begreifen wird. Denn nur er hat die Zeit, dieses Album in seiner gänzlichen Kompaktheit Wort für Wort, Ton für Ton nicht nur zu verstehen, sondern auch zu verarbeiten. Die Schweißperlen dafür, daß Musik eine Kunstform ist. Und einem Künstler gleich vereinen sie Genie und Wahnsinn in einer Person. Infos, Bestelladresse und sonstiges unter www.dereremit.com (andreas)


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