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DIARY OF DREAMS "Freak parfume" (Dark Pop)
(Accession records)

Das Tagebuch der Träume öffnet eine neue Seite, was sich irgendwie banal anhört wird bei der Band um Adrian Hates zu einem wohlig duftenden Ereignis. Diary of Dreams sind das Patchauly der Musik. Auf ihrem neuen Album verbreitet die Band einen morbiden Charme der Sinne. Gefühlvolle, meist sehr getragene synthetische Musik mit einer Hingabe dargeboten, mit einer wehmütigen Note versetzt, durchdacht und perfekt produziert. Eine derartige Projektion auf den Gemütszustand des Hörers sucht seines gleichen. Selten klang ein Werk derart berührend und fesselnd zugleich. Selten schaffte es eine Band der elektronischen Musik, ein derart komplexes Album zu produzieren. Hier fällt es schwer, einen Song herauszuheben, und doch muß ich als erstes das deutschsprachige "Traumtänzer" erwähnen. Wunderschön, ergreifend, betörend, ein Song bei dem der Satz "nur ein Lied" im Halse stecken bleibt. Ganz einfach weil es viel mehr ist, es sind vertonte Gedanken eines Menschen, in eine liebevolle, sehr getragene Melodie verpackt. Traurigkeit und Hoffnung verschmelzen in einer Umarmung. Düsternis verliert sich in ein Wohlgefühl, kühl zwar, aber doch voller tiefsinniger Momente. Der Opener "Traum:A" wird von klassischen Synths eröffnet und gipfelt fortan in einer elegischen Harmonie. Traurige Hymnen, fernab jeglicher Realität, die einem wie ein Vorschlaghammer textlich über die Rübe gezogen wird. Sicherlich wird man beim intensiven Hören von "Freak parfume" nicht in manische Zustände verfallen, eher das Gegenteil. Es gibt keinen anderen, der die dunkle Seite des Synthie Waves derart eindrucksvoll präsentiert. Mit "the Curse", sowie den beiden vorab als Single veröffentlichten "O'brother sleep" und "Amok" erschafft man sogar kleine Highlights für die Tanzflächen. "Chrysalis" ist dagegen eher romantisch, verträumt ausgerichtet. Die Samples werden mit fast beängstigender Professionalität in ein Gesamtbild eingebunden und lassen so ein Kunstwerk entstehen, welches van Gogh inspiriert hätte. Allerdings hätte er sich die Augen ausgestochen, weil er dieses Werk nur Mono genießen konnte. Extrem dunkle Sprachsamples dienen als Einleitung von "Rebellion". In der Folge gleitet der Song fast getragen dahin. Bei "Bastard" bestimmen wieder die synthetischen Klaviersonaten und der eindringliche Gesang die Szenerie. Adrian Hates lässt die Songs fließen, er versucht sie nie künstlich aufzupeppen, den Spagat zwischen Bombast und Minimalismus hat er zur Kunstform erhoben. Es gibt viele gute Alben, aber ich habe in der ganzen Zeit bei Amboss noch nie von Genialität gesprochen. Hier bin ich nah dran. Dieses Werk gibt es in einer streng limitierten Auflage als Digi Pack mit Bonus Tracks. Mit dem Wort 'Klasse' gebe ich zurück in die schnöde Welt. (andreas)


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