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CINEMA STRANGE "The astonished eyes of evening" (Batcave/Goth Rock)
(Trisol/EFA)

Die Amerikaner aus L.A. haben bei ihren wochenendlichen Grabschändungen erneut einige Knochen aus den frühen 80ern zu Tage gefördert, mit frischen Blut zum Leben erweckt und sie auf den Gabentisch für alternde Grufties präsentiert. Entgegen aller Harmoniebedürfnisse einer schwarzen Seele, überrascht die Band mit einem Album, welches den Batcave, im Gegensatz zum Debüt, nur noch als verstecktes schmückendes Beiwerk erkennen läßt. Ansonsten bestimmt ein avantgardistischer Sound die Eiseskälte. Mit Sicherhei t werden einige geschockt sein von der unmelodischen Art einen düsteren Sound zu kreieren. Cinema Strange gehen unbeirrt einen Weg, der fernab vom Massengeschmack der schwarzen Szene, ein vollkommen neues, altes Gefühl entdeckt. Mit ihrem Debüt schienen sie die perfekte Kopie von "Sex Gang children" zu sein, heute scheinen allenfalls Vergleiche mit "Clair Obscur" angesagt. Die fast unmerklichen Einflüsse des frühen Dark Punks ("Mathilde in the durt") in Verbindung mit minimalischtischer, morbider Instrumentierung hätte sie in den frühen Zeiten zu einer Kultband gemacht. Das sind sie natürlich auch heute, allerdings nur mit Hilfe der Presse. Experimente und ein hohes Potenzial an Eigenironie, sowie ihr extrovertiertes Auftreten machen sie zu Dr.Jakyll und Mr.Hyde der abgedrehten Existenzen. Mit ihren Gimmicks und Intros, welche immer wieder in den Gesamtsound eingeflochten werden, erinnern sie an Alien Sex Fiend. Der große "Zampano" hinterm Mikro entwickelt mit fast weiblicher Zerbrechlichkeit ein Szenario der stimmlichen Unterwelt. Einige Songs werden von einem Gitarrenspiel begleitet, welches dem, der "pornography" ähnelt. Der entrückte Gesangsstil wird des Öfteren mit chonsonesker Eleganz vermischt. Der Einsatz von krankhaften Klaviersonaten und einem Keyboard voller schräger Tasten erzeugen eine fremdartige Atmosphäre der Finsternis. Wenn der schwarze Mann hier Abseits pfeift, hat er den alternden Seelenverkäufer an der Eckfahne nicht gesehen. Ein Album spannend wie einen Stephen King Roman, aber auch so verwirrend. Und gleich dem großen Schreiber ist das Ende offen. (andreas)


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