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CARLOS PERON "Porcellum Traianum" (Elektronik)
CARLOS PERON "Die schwarze Spinne"
CARLOS PERON "la salle violette"
VASHTI TRALFAMDORE "Opium"
(Strahlenlandrecords)

Gleich vier CDs werden dieser Tage über Strahlenlandrecords von Carlos Peron erscheinen. Seinen hohen Bekanntheitsgrad bekam er hauptsächlich als Gründer von "Yello", bei denen er bis 84 Mitglied war. Danach machte er sich als Produzent vieler Projekte einen Namen und veröffentlichte mehrere Alben als Solokünstler.
"Porcellum Traianum": Diese Doppel CD ist die zweite Best Off von Peron. Angefangen mit der restaurierten und nie veröffentlichten ersten Cassetten-Aufnahme des Elektronik Projekts"Tranceonic", welches er 77 mit Boris Blank gründete. Ein abgedrehter elektronischer Albtraum aus der Prä-Yello-Ära. Ambient und minimalistische Tonfolgen, welche in Gedanken schwarz-weiß Bilder erzeugen. Noiseartiger und auch ein wenig krachiger geht es im folgenden "Light conversation" zu, bei dem die eingestreuten Sprachsamples für eine bedrohliche Atmosphäre sorgen. Extrem düster erscheint "Normenausschuss" wie eine elektronische Adaption von Sisters "Lights". Carlos formt mit seinem Sound Hände, welche einen in den Abgrund ziehen. "Der vierte Tag der Schöpfung" ist eine mit Musik unterlegte Erzählung. Wie aus einem Science Fiction Soundtrack entnommen wirkt "And man has been". Auch bei anderen Songs scheint man diesem Soundtrack Image zu frönen. Sollte es je neue Folgen der "Raumpatrollie" geben, der Sound dazu wurde schon geschrieben.
"Die schwarze Spinne": Dies ist der Soundtrack zum gleichnamigen Film von Mark M. Rissi. 1985 avancierte der Film in der Schweiz zum Publikumsrenner und landete auf Platz 2 der meist besuchtesten Filme. Auch hier beweist Carlos sein Geschick als Meister des sphärischen Elektronik Sound. Immer wieder findet man Vergleiche zu ganz frühen Kraftwerk. In einigen Phasen war Carlos seiner Zeit weit voraus, daher klingt die Platte, welche übrigens mittlerweile zum vierten mal aufgelegt wird, wie ein trance-ziger Abstecher in die Chill Out Zonen der späten Neunziger. Höhepunkt ist "der Komtur", welches uns-wetten-dass Thomas Gottschalk in seinem Radioprogramm spielte, woraufhin die Telefonleitungen zusammenbrachen. Trotz all der Zeit hat dieses Stück keinen Deut an Reiz verloren. Ein dunkles, fast mystisch angehauchtes musikalisches Schauspiel. Ein Hörspiel zwischen sprachlicher Kraft und musikalischer Eleganz. Die mit leichten Beats unterstützte Düster-Elektronik fesselt das Ohr. Der eindrucksvolle Erzählstil öffnet alle Poren des Großhirns. Die verspielten Zwischenstücke würden heute als perfekter Future Pop durchgehen, obwohl der Gesamteindruck eher an ein bitteres Mahl mit einem Alb erinnert. Ein absolut zeitloses Werk (diesmal als 24 Bit Remaster) für Nostalgiker und Neu-Elektroniker.
"La salle violette": Mit diesem Album komplettiert Carlos die la salle Triologie, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Rumänen Radu Marinescu, welcher übrigens das Mastering auf der aktuellen "die schwarze Spinne" übernahm und mit dem er das neue Projekt "Vashti Tralfamadore" gründete. Das Album besteht einzig und allein aus diesen Song, der sich in 52 Minuten die Zeit nimmt, eine Entwicklung voller Irrungen und Wirrungen durchzumachen. Eine düstere Melange aus melancholischer Elektronik, klangvoller Finsternis und demütiger Schwere. Mit viel Liebe zum Detail zusammengefügt zu einer 58 minütigen Reise durch filigran/mystische Sounds.
"Opium": Das neueste Werk von Carlos Peron und Radu Marinescu, welches 1998 ins Leben gerufen wurde. Hier wird die abendländische Elektronik mit morgenländischen Klängen vermischt. Libanesische, afrikanische, afganische und europäische Gesänge versprühen einen Weihrauch der Weltmusik. Dieses Werk auf dem Höhepunkt eines Opium-Rausches genossen (hey, das war keine Aufforderung), wird den Geist derart erweitern, daß ihr vorher Türen und Fenster öffnen solltet. Eine kosmisch, elektronische Schar von grünen Män nchen erobert die Erde und das Gehör zuckt mit einem Lächeln und läd ein zum Abgesang. Die Musik von Carlos ist fremdartig und bekannt zugleich. Sie ist Gut und Böse. Sie verwandelt manische ins depressive Phasen und umgekehrt. Eine Gradwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. Das perfekte autogene Training für die Sinne. Infos: www.himmelpfortenrecords.de , www.carlosperon.de


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