zurück


ZERAPHINE "Kalte Sonne" (Goth Rock)
(Drakkar)

Wieder eine neue Band? Ja und nein! Es handelt sich hier um Sven Friedrich und Norman Selbig. Falls euch diese Namen nichts sagen, gehört ihr zu denjenigen, die weder ein Inlett noch irgendeine Musikzeitschrift lesen, oder die Musikindustrie mit gebrannten CDs schädigen. Beides sind Mitglieder der legendären deutschen Goth Rock Formation "Dreadful Shadows". Na, klingelts? Musikalisch führt man den Weg der Shadows weiter. Tiefmelodiöse, düstere Klänge mit tragischen, dunklen Vocals dargeboten. Der Unterschied besteht darin, daß die Songs komplett in deutsch vorgetragen werden. Mit einer Mischung aus Pathos und traurigen Lyrics dient die getragene, atmosphärische Musik als perfekter Gedankenträger. Svens dunkle Stimmbänder wirken noch ausgereifter als bei der Vorgängerband. Er schafft es, den Hörer tief in eine fremde Gefühlswelt zu entführen. Eine Welt voller morbider Romantik. Zeraphine besitzen zudem ein wundervolles Gefühl für bestechende Melodien und Refrains voller Eindringlichkeit. Die Musik erzeugt Bilder voller nebelverhangener Burgen - und ebenso nebulös wirken die Texte. Poetisch umwobene kleine Geschichten zwischen Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit. Musikalisch läßt man in die gothische Grundstruktur immer wieder dezente elektronische Verspieltheit und straightes Riffing einfließen. Diese kleinen Farbtupfer verhindern das Versinken in tiefe Depressionen. Wie variabel sich das Album gestaltet, beweist das mit aggressiven, leicht verzerrten Vocals dargebotene "lass mich gehen". Hingegen wirkt das balladeske "ohne dich" wie eine kleine Traurigkeit. Höhepunkt für mich ist "Sterne sehen". Hier geht es um Abschied. Ob es sich allerdings um Tod oder Trennung handelt wird nie ganz deutlich. Der Chorus geht derart tief ins Herz, daß ich auch beim 20ten Mal noch eine Gänsehaut bekomme. Wunderschön im tiefsten Sinne des Wortes. (andreas)


zurück