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THERION "DEGGIAL"
(Nuclear Blast)

Man fragte sich, ob Therion den Standard von "Theli" und "Vovin" halten können, oder diesen sogar noch zu steigern in der Lage sind? Letzteres ist eingetreten, und der Hauptgrund liegt darin, daß man auf Computersamples verzichtete und die klassischen Instrumente authentisch von 27 Musikern im Hagener Woodhouse Studio einspielen ließ. Vordenker Christofer Johnsson scharte eine illustre Musikergemeinde, bestehend aus Chor, Operntenor, Streicher, Hornisten, Oboen- und Klarinettenspieler um sich. Das Werk, aufgebaut auf einem Operngerüst, wirkt mit teilweise traditionellen harten Metal Riffs ausgereifter und heaviger als seine beiden Vorgänger. Textlich dreht sich alles um die Mythen und Legenden dieser Welt. Sie sind die Einladung zu einer Denkweise, die die Ankunft von Deggial, dem in alt-arabischen Legenden vorhergesagten Anti Messias, der den Menschen von Gott befreit und selbst ins Göttliche erhöht, vorweg nimmt. Gesanglich ist mit Arien, elfenhaften Stimmen, warmen dunklen Mänergesang und Chören die gesamte Breite der Klassik vertreten, das gleiche gilt für die musikalische Seite, die verschiedensten Instrumente bilden mit den typischen Metalwerkzeugen wie Bass, Gitarre und Schlagzeug eine harmonische Einheit. Die Mischung aus balladesken und schnellen Stücken wird hier und da mit ein paar Mittelaltereinflüssen verfeinert. Überraschendster Song auf dieser Silberscheib ist sicherlich "Flesh of the Gods" , eine Metalhymne die an die besten Momente von Accept oder Scorpions erinnert. Hier dienen die dezent eingebauten Choräle als schmückendes Beiwerk. Ansonsten hat jeder Song seine eigene Athmosphäre, und es gibt viel zu entdecken, bei jedem Durchlauf hört man irgendwo einen neuen Ton oder Gesang, der beim erstmaligen Hören kaum das Trommelfell erreicht. Erst nach mehrmaligen Hören entfaltet sich die gesamte Schönheit dieser Musik. Am Schluß beglücken uns Therion dann noch mit einer Version von Carl Orffs "O Fortuna" aus der berühmten Carmina Burana, die geschickt die Intensität des Originals mit dezenten Gitarrenklängen untermalt. Der gute Carl wird beim Hören sicherlich für einen Schulterklopfer aus seiner feuchten, dunklen Behausung entsteigen. (andreas)


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