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TANZWUT "Im Labyrinth der Sinne"
(EMI)

Name und Titel des ersten Songs ("Tanzwut", bereits vorab als Single veröffentlicht) auf ihrer zweiten CD sind Programm. Denn nur schwerlich kann man seine peripheren Glieder ruhig halten. Nach dem etwas technoid ausgefallenen Opener übernehmen harte Gitarren das Zepter und unterstützen die perfekt gespielten Dudelsäcke. Die Verschmelzung von Altertum und Moderne ist wohl selten einer Gruppe so überzeugend gelungen. Neben alten Instrumenten wird durch elektronische Komponenten im Verbund mit der aggressiven rauhen Stimme von Sänger Teufel neben tanzbarkeit auch ein gewisses Maß an Spaß verbreitet. So ist man sich nicht zu schade, mit "Bitte, Bitte" einen Song von den Ärzten zu covern. Durch die musikalische Härte kommt der Text bei Tanzwut erst richtig zu Geltung. Der Titelsong besticht vor allem durch den melodischen Refrain, in dem Teufel auch mal auf die rauhe Stimme verzichtet und mit melancholischen Gesang glänzt. Diesen führt er im folgenden Song zur Perfektion, wenn er neben rezitierender Einleitung und Zwischenspiel seine Stimmbänder ins Reich der melodischen Dunkelheit führt. "Die Drohne" besteht textlich und musikalisch aus purer Aggressivität. "Der Wächter" beweißt das man sehr viel in die Texte rein interpretieren kann, denn er kann sowohl das Über-Ich von Freud verkörpern als auch den Gott oder Teufel darstellen der die Gewalt über die Menschen hat. Nur gut, das der Text mit "ich gebe acht" endet, da kann ja nichts mehr passieren. Bei "Dämmerung" wird der vorherige Text wieder über den Haufen geworfen, denn es ist eine Huldigung an die Selbstverwirklichung. Erneut pulsiert der Refrain noch Tage später in Deinen Gehirnwindungen. Fast schon traurig, melancholisch kommt "was soll der Teufel im Paradies" daher. Die Frage ob Teufel in "Gigolo" seine eigene Person oder Casanova vergöttert weiß ich leider nicht, die Frage wird bei der kommenden Tour im Backstage Raum geklärt. "Ikarus" ist für mich der experimentellste Song des Albums, neben minimalistischer Instrumentierung erzeugt Teufel mit fast abwesender Melodiehaftigkeit in seiner Stimme eine ganz besondere Atmosphäre. Am Schluß kommt das orchestrale Cover "Götterfunken" um dieses geniale Werk deutscher Musikkultur zum finalen Ende zu katapultieren. Vollkommen eigenständig und fernab von jeglichen Vergleichstheroien haben Tanzwut eine Nische gefunden welche Tanzbarkeit und interessante Texte unter das pöbelnde Volk verteilt. Inter deum et diabolum musica est! Info: www.tanzwut.de (andreas)


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