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TAGISMAR "...oder der (Alp-) Traum, einmal anders" (Electro Gothic)
(Sounds of delight)

Es ist total schwer die Debüt-Cd von Tagismar zu beschreiben. Es gibt einfach zuviele Einflüsse. Treibende EBM Linien erschaffen das Grundgerüst, dazu kommen schneidende Gitarrensounds. Dazwischen gibt es immer wieder orchestrale Phasen und Klischee behafteten Gothic. Allein im Opener "diosanti" scheint man mit den Stilen nur so zu spielen. Ein Refrain der sich sofort festschweißt. Düsterer männlicher Gesang, eine elfenhafte weibliche Stimme, beides mit den nötigen Hall verfeinert, bedienen zwar wirklich jedes Klischee, aber erschaffen auch eine Atmosphäre voller morbider Schönheit. Hier wird nicht gekleckert sondern geklotzt. Auch beim von straighten Riffs begleiteten "Agony" läßt man nichts aus. Von treibenden Beats bis hin zum romantischen Zwischenspiel verpaßt man dem Sound einen Bombast der seines gleichen sucht. Vom melodischen Wechselspiel zwischen weiblicher Erhabenheit und cleanen männlichen Gesang lebt das tieftraurige "Angst". Der Wechsel zwischen deutschen und englischen Lyrics verschafft dem ganzen etwas fremdartiges. Aufgebaut auf elektronischen Sequenzen gibt man sich mit tiefen und melancholischen Gesang in eine Welt der verträumten Romantik. In der Mitte bestimmen verspielte Samples das Geschehen und der Gesang wird zu einem Erzeugnis aus wilder Eingängigkeit. Der an Pop Wave erinnernde Refrain grabt sich tief in die Gehirnwindungen. Und etwas später wachst Du nachts auf und wiederholst die Worte. Danach begibt man sich auf eine Reise in die moderne, eine Bassline, welche man zu kennen glaubt. Tiefe Vocals weisen den Weg in den Abgrund. Es gibt kein entrinnen, immer tiefer wird man in die Atmosphäre von Tagismar gezogen. Ein Gefangener der Sehnsucht, ein verlorener im Sumpf treibender Musik. Wer hier nicht seine Sinne verliert und sich endgültig von der Musik beeinflussen läßt, ist mit Taubheit bestraft. Danach bricht die elektronisch verspielte Seite der Band los. Mit an Das Ich erinnernde Musik erzeugt man mit "Das Spiel" eine vollkommen neue Variante der Melodie. Die Düsternis bleibt beibehalten, man setzt aber auf treibende Bässe und schafft eine tanzbare Musik. Sänger Falko scheint in eine verrückte Welt zu versinken. "Sehnsucht" klingt wie ein Stück Gothic Rock aus einer vergangenen Zeit. Falko streift seine Verrücktheit ab und erzählt uns dunkle Geschichten mit tiefer Stimme. "Heimweh" zeigt die Band dann erneut von einer ganz anderen Seite. Straighte EBM Sounds mit Industrial Touch und leicht verzerrten Gesang. Ebenso elektronisch, aber wesentlich getragener geht man bei "Belschazzer" zu Werke. Zum Schluß läßt man dann die Gitarren in brachiale Riffs versinken. Das explosive Ende setzt dann der melodisch, aggressive Gesang. Ein Album, welches man uneingeschränkt allen düsteren Seelen empfehlen kann. In zehn Jahren mit Sicherheit ein Klassiker des deutschen Waves. (andreas)


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