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STOLZES HERZ "die ersten Veröfffentlichungen" (Gothic/Wave)
(Eigenproduktionen)

Erst kürzlich gab es die Review zu ihrem aktuellen Album "Narren und Engel" sowie ein Interview mit dem Kopf des Projekts, Oliver Schramm. Nun will ich euch den Rest der 5jährigen Schaffensphase von "Stolzes Herz" näher bringen.
"the forgetten songs"
Diese erste CD entstand 1999 und wird noch von elektronischen Klängen beherrscht. Die Musik wirkt wie ein ruhiger dunkler Soundtrack. Zwischen den getragenen Sounds, welche immer ein wenig schmerzvoll klingen, gibt es auch druckvollere Songs wie "eternity", welches mich an "The Fair Sex" Ende der 80er erinnert. Während die balladeske Auslegung der Songs wie "love will not die" oder "when Jesus was a hero" etwas vom verträumten Charme von "The Escape" besitzen. Aber die Vergleiche mit anderen Bands dienen nur als ungefähre Beschreibung der Musik, da die Band sehr eigenständig und abwechslungsreich zu Werke geht. Mit den beiden deutschen Liedern "Gefängnis der Gefühle" und "ich liebe dich" beschäftigt man sich schon mit dem klassisch angehauchten Dark Wave, welcher die späteren Alben bestimmen sollte. Der Schlußsong "second heart" besitzt eine ganz eigene morbide Atmosphäre. Ebenso variabel wie die Musik ist auch Olivers Gesang. Einmal wird der Song ganz klar von seiner Stimme getragen, ein anderes mal dien en die Stimmbänder als zusätzliches Instrument. Ganz nebenbei sorgen die gefühlvollen Vocals für eine innere Ruhe. Er schafft den Spagat zwischen Aufmerksamkeit erregen und zum Träumen verführen.
"Zurück in mir"
Das zweite Album beherbergt nur noch in deutsch gesungene Songs. Das Klavier übernimmt des Öfteren das Zepter und sorgt für eine klassische Atmosphäre. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig auf die voller Endzeitlyrik steckenden Texte. Die Musik dient als Begleiter von gefühlvollen Texten zwischen Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit. Ganz deutlich wird die Liebe zum klassischen Songaufbau aus Intro, Strophe und Refrain. Und hier geht man sehr geschickt vor. Das Intro erzeugt die Spannung, die Strophe zwingt den Hörer zum Zuhören und der Refrain sorgt dafür, daß der Song im Ohr hängen bleibt. Das hört sich jetzt nach Mainstream an, allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied. Die Musik schafft es, den Hörer zu entführen, manchmal auch zu einer Reise ins eigene Ich. Zuhören, Denken, Träumen, allesamt Dinge, welche die Menschheit immer mehr verlernt, hier gibt es die perfekte Nachhilfestunde.
"neues Leben"
Ein dramatisches Intro steht zu Beginn der dritten Veröffentlichung. Die sakrale Ausrichtung dieser Einleitung liefert das Tor zu einer Welt voller Romantik und Gefühl. Tritt ein und laß dich von wundervollen Klängen tragen. Der Opener "Feuerherz" wird vom verwegenen Wechselgesang von Oliver und Thorsten Mönch bestimmt. Dieses Duett gipfelt in einem wundervollen Refrain. Musikalisch wirkt das Ganze noch ausgereifter, der dezente Bombast sorgt für eine theatralische Atmosphäre. Perfekt, wie man es schafft die Masse an Text in ein dunkles musikalisches Gesamtgefüge zu integrieren. Während in "armer Clown" die Traurigkeit mit fast schwungvoller Untermalung die tiefe Depression verhindert, dürfte das folgende "die in my eyes" durch seine getragene Ausrichtung jegliche Manie im Keim ersticken. Allerdings bietet der Song im weiteren Verlauf auch die Fähigkeit den Hörer aus dem Loch, in dem man ihn tief hineinzog mit einer verträumten Melodie wieder heraus zu holen. Zu "Die Lüge" erzähl ich jetzt nichts, hört es euch an und ihr bekommt euer Dejavue. In "Menschenskind" klagt Oliver die Oberflächlichkeit und die Arroganz der Menschheit an. Zwischen Ankläger und hoffnungsloser Seele sind die Worte Olivers messerscharfe Stiche ins Herz eines jeden von uns. Insgesamt ein Werk das vom Hörer eine hohes Maß an Aufmerksamkeit verlangt. Trotz jeglicher vorhandenen Dunkelheit, welche jede schwarze Seele gefangen nehmen wird, gibt es hier die perfekte Symbiose aus Melodie und Ausdrucksstärke. Genial wäre nur ein Wort und wunderschön nur eine Beschreibung. Diese Musik ist nicht Begleiter, sondern Erzeuger von Gefühlen.
"Live"
Aufgenommen wurde diese CD bei einem Live Auftritt 2001 in Ulm. Auf den 10 Songs werden jegliche CDs berücksichtigt und mit "Narrenwege" gibt es den ersten Ausblick auf "Narren und Engel". Von "my lonely song" und "dreh dich nicht um" gibt es Akustik Versionen. Wie das bei Tonträgern so ist, fehlt das Visuelle, welches die durchdachte Performance vermittelt, aber dieses Live Album bietet neben einem Überblick über das bisherige Schaffen auch die Gelegenheit zu hören, daß die Band auch auf der Bühne überzeugen kann.
Zusammenfassung:
Als ich zum ersten mal den Namen "stolzes Herz" und irgendwo ein Review las, dachte ich noch, daß hier Lacrimosa Epigonen am Werk seien. Mittlerweile weiß ich es besser. Für mich gehört diese Band zu den ganz großen Entdeckungen der vergangenen Jahre. In viele Texte kann ich mich aus persönlichen Erfahrungen reindenken. Viele Aussagen decken sich mit meinen Gefühlen. Das Ganze dient dem Entfliehen des Alltags und ist gleichzeitig ein Anreiz zum Umdenken. Und nur wenn ihr eure Euro gegen diese CDs eintauscht, ist der Karlspreis für diese Währung gerechtfertigt. Info: www.stolzes-herz.de (andreas)


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